Wer kriegt eins, wer keins? Warum das Konzept "Plus Eins" ein Update braucht

© Mitchell Orr | Unsplash

Gestern lag die Einladung für die Hochzeit einer Freundin im Briefkasten. Für mich schon die dritte in diesem Jahr. Verglichen mit meiner Schwester ist das allerdings noch übersichtlich, denn sie ist zu sechs (!!!) Vermählungsfeiern eingeladen. Drei Paare davon kennt sie allerdings (noch) gar nicht persönlich, sondern nur ihr Freund, als dessen Begleitung sie eingeladen ist. Im zeitgemäßen Hochzeits-Jargon als klassische "Plus One".

Als bekennender Dauer-Single scanne ich die hübsche Karte aus meiner Post, auf der in Schnörkelschrift genau ein Name prangt, nämlich meiner. Ich werde also – genau wie auf die beiden anderen – alleine auf diese Hochzeit gehen und frage mich, ob ich mit Partner noch mehr Hochzeitstermine im Kalender verzeichnen würde und ob in diesem Fall wohl noch ein zweiter Name auf der Einladung stehen würde.

Als bekennender Dauer-Single scanne ich die hübsche Karte aus meiner Post, auf der in Schnörkelschrift genau ein Name prangt, nämlich meiner.

Gerade habe ich eine Folge Sex and the City gesehen, in der "Plus One" als die "einsamste Zahl" beschrieben wird. Aber wieso eigentlich? Ich bin mir sicher, dass ich im Kreise meiner Master-Mädels keine Begleitung brauche, um auf meine Kosten zu kommen. Wir gehen immerhin auch alleine zum Sport und alleine auf Firmenfeiern, wieso können wir nicht auch alleine auf eine Hochzeit gehen?

"Plus One" ist die einsamste Zahl

Weil ich mit Hochzeiten bisher nicht viel am Hut hatte, versuche ich mich in die Situation des angehenden Ehepaares zu versetzen. Dabei kommt mir eine Folge von How I Met Your Mother (scheint in New York also auch ein echtes Thema zu sein) in den Sinn, bei der sich das Brautpaar in spe trennt, weil ein Streit darüber entflammt, ob Ted spontan doch noch jemanden zur Feier mitbringen darf oder nicht. Die Frage bietet also Zündstoff und Frust auf allen Seiten.

Um der Sache tiefer auf den Grund zu gehen, lese ich mich durch ein paar Artikel, die das Thema Einladungsetikette behandeln: "Problem Plus-Eins: Wer kriegt eins und wer keins?" lautet zum Beispiel eine Headline. In dem Text werden Empfehlungen für Gäste ausgesprochen, die man ruhigen Gewissens alleine einladen kann und solche, bei denen man unbedingt auch den*die Partner*in mit einladen sollte. Demnach würde "in einer perfekten Welt" jede*r sein*ihr "Plus Eins" bekommen.

Meine perfekte Welt sieht anders aus. Ich bin da eher bei Elli65, die in einem Forum folgendes schreibt: "Ich habe meine fünf super guten Freundinnen alle ohne ihre Männer eingeladen. Und weil wir eben super gute Freundinnen sind, haben sie das ohne Murren verstanden. Der Grund: Ich mag ihre Männer alle - aber wir sind nun nicht soo dicke, dass ich deswegen 500 Euro mehr ausgeben möchte. Fertisch".

Das "Plus Eins"-Problem

Wenn man diese Männer mal fragen würde, ob sie wirklich Lust auf diese Hochzeit haben, bin ich mir fast sicher, dass es den ein oder anderen gibt, der sich den Tag auch besser zu vertreiben wüsste. Vielleicht, weil er an diesem Wochenende eigentlich viel lieber etwas anderes unternehmen würde oder er gerade keine Kohle für ein Geschenk hat, geschweige denn einen passenden Anzug.

Was ich damit sagen will: Oftmals ist die Einladung als "Plus One" doch mehr eine Verpflichtung – sowohl für die Eingeladenen, als auch für die Einladenden. Und genau das ist der Knackpunkt. Wieso sollte man zu fremden Menschen auf ein sehr privates Fest gehen oder den "schönsten Tag im Leben" mit Menschen verbringen, die man gar nicht kennt? Abgesehen davon, dass man dafür ganz schön tief in die Hochzeitstasche greifen muss.

Ich plädiere dafür, den Hochzeits-Knigge beim Thema "Plus One" noch einmal zu überdenken.

Ich plädiere dafür, den Hochzeits-Knigge beim Thema "Plus One" noch einmal ordentlich zu überdenken. Ein nicht ganz uneigennütziger Vorteil, wenn mehr Menschen alleine kommen: Es gibt weniger Single Shaming. Und am Ende wären vielleicht weniger Menschen an solchen besonderen Tagen eigentlich gern woanders und grübeln während der Trauung nicht darüber nach, was sie mit dem Budget wohl hätten sonst so anstellen können.

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