Vom Einfachen das Beste: Eine Liebeserklärung an die Kartoffel

© Marina Beuerle

Wenn ich an Kartoffeln denke, dann denke ich an zu Hause bei meinen Eltern. An den Geruch von Erde, das Gefühl von müden Händen und den Geschmack der Kartoffelsuppe meines Opas. Jährlich im Spätsommer, meist war es der letzte warme Tag, standen wir morgens alle versammelt um den Acker. Bewaffnet mit Handschuhen und kleinen Hacken ging es dann zur Kartoffelernte – Großeltern neben Enkelkindern und Geschwister neben Eltern.

Als Kind war es für mich ein Highlight, als Jugendliche ein (nervendes) Ritual, das Ende aber war immer das gleiche: ein voller Kartoffelkeller, müde Helfer*innen und leckere Suppe. Die wurde immer mit dem Auto meiner Großeltern in einem riesigen Topf vorbeigebracht und während ich mich daran zurückerinnere, habe ich den Geschmack auf meiner Zunge und höre die Worte meines Vaters: "Ist das nicht herrlich? Die eigenen Kartoffeln essen, frischer geht's nicht!"

Liebeserklärung an die Kartoffel
© Xenia Beitz

Frischere Kartoffeln hatte ich tatsächlich seit dem nicht mehr in der Hand und seit ich ausgezogen bin, hole ich meine Kartoffeln leider nicht mehr aus dem Keller, sondern im Supermarkt. Der Acker und das Ernteritual sind mittlerweile passé und die Kartoffelsuppe kocht mein Opa auch nicht mehr für uns. Ganz still und heimlich hat sich der Erdapfel in seiner reinsten Form aus meinem Leben geschlichen. Ich kann an einer Hand abzählen, wie häufig ich seit dem Kartoffeln gekocht habe. Das bedeutet aber keineswegs, dass Kartoffeln von meinem Speiseplan verschwunden sind.

Kartoffeln schmecken nämlich nicht nur in Form von Opas Suppe fantastisch, sondern auch als frittierte Stäbchen. Für mich gibt es kein besseres Komfort-Food als Pommes. Am allerliebsten esse ich Pommes mit Senf und bevor ihr jetzt das Gesicht verzieht – erst probieren, dann urteilen.

© Daliah Hoffmann

Kartoffeln sind aber mehr als nur Beilage zum Schnitzel, sie sind vielseitig einsetzbar und dazu wirklich noch günstig und nachhaltig. Für mich persönlich der größte Vorteil: Sie sind glutenfrei. Eine ganze Mahlzeit mit dem Gemüse zaubern, kein Problem, man denke nur an ein richtig gutes Kartoffelgratin! Doch auch als einfache Ofenkartoffel, mit ein bisschen Öl, Salz und Paprika geröstet und dazu Quark oder Guacamole, lecker! Klassiker wie Kartoffelpüree oder -puffer sind auch nicht zu vergessen. Von Knödeln will ich erst gar nicht anfangen.

Unter Gleichgesinnten: Deutschland, die Kartoffelnation?

Mit meiner Liebe zu Kartoffelgerichten bin ich aber nicht die einzige, denn ganz Deutschland bezeichnet sich gerne als Kartoffelnation. Doch international gesehen gehören wir gar nicht zu den Kartoffelkönig*innen. Stattdessen liegen Lettland mit über 112 Kilogramm und Polen mit fast 100 Kilogramm Verzehr pro Kopf ganz vorne. Deutschland folgt erst auf Rang 13 mit knapp 58 Kilogramm pro Kopf. Trotzdem ist die Knolle aus dem deutschen Speiseplan nicht mehr wegzudenken. 84 Prozent gaben an, dass sie Bratkartoffeln gerne oder sehr gerne essen. Der Klassiker gehört somit zu den beliebtesten Gerichten. Auch Kartoffelpuffer beziehungsweise Reibekuchen sind unter den ersten drei Lieblingsessen der Deutschen. Mit meinem Pommes-Konsum bin ich übrigens nicht alleine: Im Jahr 2018 wanderten 161 Millionen Packungen Tiefkühl-Pommes über die Ladentheke.

Doch egal welches Gericht es wird, jedes Mal, sobald ich den Kartoffelgeschmack im Mund schmecke, stehe ich für einen kurzen Moment wieder auf dem heimischen Acker, spüre die Sommerhitze auf meiner Haut, streife die Handschuhe über die Hände und blicke in die Gesichter meiner Familie. Die Kartoffel schenkt mir mehr als nur ein leckeres Essen, sie gibt mir ein Gefühl von Heimat, einen Ausflug zurück in meine Kindheit. Vielleicht sollte ich über die Anschaffung eines Schrebergartens nachdenken oder über eine kleine Ackerfläche zum Mieten, um dort mein Gemüse anzubauen. Im Spätsommer könnte ich dann wieder mit Handschuhen und Hacke bewaffnet im Grünen stehen und meine eigenen frischen Kartoffeln ernten und sagen: "Doch Papa, bei mir gibt's auch so frische Kartoffeln."

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