11 Kunst-Highlights im Dezember 2022, die ihr nicht verpassen solltet

© Insa Grüning

Der Jahresendspurt läut auf Hochtouren. Bei all den Dingen, die man jetzt noch zu erledigen hat, sollten wir nicht vergessen, zwischendurch hier und da noch mal innezuhalten. Das geht bekanntlich besonders gut, während man Kunst betrachtet –und davon gibt es in Berlin ziemlich viel. Nutzt die freien Adventswochenenden noch einmal für den einen oder anderen ausgiebigen Ausstellungsbesuch anstatt euch ins wuselige Getümmel der Shopping Malls zu stürzen. Welche 11 Kunst-Highlights im Dezember noch auf euch warten und sich wirklich lohnen, lest ihr wie immer in unserem monatlichen Artvergnügen.

Courtesy İpek Duben / Banu and Hakan Çarmıklı Collection, Istanbul.

1
Guilty! Guilty! Guilty!

"Guilty, Guilty, Guilty!" heißt die aktuelle Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg, die sich vor allem mit dem Thema feministische Kriminologie beschäftigt. Genauer gesagt geht es darum, welche Rolle das Geschlecht in Prozessen und im Bereich der Strafverfolgung spielt. In 16 verschiedenen Positionen werden historische Fallbeispiele behandelt wie etwa jener der Millionärsenkelin Patricia Hearst, die zusammen mit ihren Entführern auf Raubzügen unterwegs war. In anderen Arbeiten geht es um den Prozess gegen Aufseherinnen in Konzentrationslagern oder vielfach auch um häusliche Gewalt. Das Thema ist zwar keine leichte Kost, die Ausstellung aber umso wichtiger.

  • Kunstraum Kreuzberg | Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
  • bis 19.02.2023 | Sonntag – Mittwoch: 10–20 Uhr, Donnerstag – Samstag: 10–22 Uhr
  • Eintritt frei
© Insa Grüning

2
George Grosz reist nach Sowjetrussland

Das Kleine Grosz Museum hat erst im diesem Sommer eröffnet und ist wirklich ein kleines Juwel, das sich hinter einer Mauer in einer ehemaligen Shell-Tankstelle in Schöneberg befindet. Wie der Name schon sagt, ist das Museum dem Künstler George Grosz gewidmet. Eine neue Sonderausstellung namens "George Grosz reist nach Sowjetrussland" beschäftigt sich nun mit einer Reise des Künstlers, die er 1922 nach Moskau unternahm. Andere russische Avantgarde-Künstler*innen dieser Zeit sind hingegen gerade aus der neu gegründeten Sowjetunion nach Berlin geflohen. Kurz darauf trat Grosz aus der KPD aus. Was hatte er auf der Reise erlebt und war sie der Grund dafür? Die Ausstellung geht der Frage anhand Grosz’ Arbeiten aus jener Zeit nach.

  • Kleines Grosz Museum | Bülowstraße 18, 10783 Berlin
  • bis 30.04.2023 | Donnerstag – Montag: 11–18 Uhr
  • 10 Euro, ermäßigt 6 Euro | Nur mit vorab gebuchtem Ticket
Helmut Newton, Paul Picot Watches, Monte Carlo 1992 © Helmut Newton Foundation

3
Helmut Newton. Brands

Die Helmut Newton Stiftung präsentiert "Helmut Newton. Brands", eine Ausstellung, die über 200 Fotografien aus dem Archiv des Modefotografen Helmut Newtons zeigt, die er vor allem im Rahmen von Kooperationen mit bekannten Modebrands wie Swarovski, Saint Laurent, Wolford und anderen in den 1980er und 1990er Jahren angefertigt hat. Das Interessante ist: Newton unterschied nicht zwischen seiner künstlerischen Fotografie und kommerziellen Auftragsarbeiten, vielleicht ist gerade das das Geheimnis seines Erfolges gewesen. In drei Ausstellungsräumen könnt ihr euch jetzt große Modefotografie und damit auch ein Stück Zeitgeschichte ansehen. Schön!

  • Museum für Fotografie | Jebensstraße 2, 10623 Berlin
  • bis 14.05.2023 | Dienstag – Sonntag: 11–19 Uhr, Donnerstag: 11–20 Uhr
  • 10 Euro, ermäßigt 5 Euro
© Vlad Brăteanu

4
Klassenfragen. Kunst und ihre Produktionsbedingungen

Für die Ausstellung "Klassenfragen. Kunst und ihre Produktionsbedingungen" kooperiert der Kunstverein Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) mit der Berlinischen Galerie. Ziel der Schau ist es, den Blick auf die Kunst und die ihr immanenten Produktionsbedingungen zu werfen. Denn was oftmals nicht an die Öffentlichkeit gelangt, sind die schwierigen Abhängigkeitsverhältnisse und prekären Lebenssituationen, in denen sich Künstler*innen häufig befinden. Ihr bekommt zudem spannende Insights über die Künstler*innen. Zum Beispiel, welche Berufe deren Eltern hatten oder wie teuer es überhaupt ist, ein Kunstwerk zu produzieren.

  • Berlinische Galerie | Alte Jakobstraße 124–128, 10969 Berlin
  • bis 06.02.2023 | Mittwoch – Montag: 10–18 Uhr
  • 12 Euro, ermäßigt 8 Euro
© Ayumi Paul, Foto: Debora Mittelstaedt

5
Ayumi Paul. The Singing Project

Ayumi Paul gehört zu den diesjährigen Artists in Residence des Gropius Bau und stellt aktuell die Ergebnisse ihres Stipendiums in dem Berliner Ausstellungshaus vor. Paul ist ursprünglich Geigerin, das hat sie studiert, doch heute arbeitet sie auch als Komponistin und Künstlerin und stellte sich schon immer die Frage: Was wäre, wenn sich Menschen frei singend begegnen würden? Was wäre, wenn ein Ausstellungshaus ein Ort fortwährenden Gesangs wäre? In der Ausstellung "The Singing Project" hat sie deshalb fünf Räume als offene Partitur konzipiert, für die sie zuvor Teile ihres wachsenden Archivs zusammengetragen hat. Durch gemeinsames Singen, Zuhören und Begegnungen möchte sie die Räume formen. Wer Lust auf eine achtsame Reise hat, ist hier genau richtig!

  • Gropius Bau | Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin
  • bis 22.01.2023 | Mittwoch – Montag: 10–19 Uhr
  • 9 Euro, ermäßigt 6 Euro
© David Brandt

6
Manifestiert euch! ( Queer-)Feministische Manifeste seit den Suffragetten

Mit "Manifestiert Euch! (Queer-)Feministische Manifeste seit den Suffragetten" zeigt das Künstlerhaus Bethanien eine Schau, die sich mit der Selbstermächtigung der Frauen* beschäftigt. Valeria Schulte-Fischedick und Luise von Nobbe haben dafür Beispiele aus der Geschichte der inzwischen 100-jährigen Frauenbewegung zusammengestellt – von Liedern der ersten Frauenbewegung bis hin zu Drucken von Valie Export, einer bekannten Vertreterin aus Zeit der zweiten Femninismus-Welle. Zudem werden auch Arbeiten aus dem Archiv des Forschungsprojekts re.act.feminism für Performance-Dokumentationen sowie aktuelle künstlerische Positionen zum Thema gezeigt. Sehenswert!

  • Künstlerhaus Bethanien | Kottbusser Straße 10, 10999 Berlin
  • bis 22.01.2023 | Dienstag – Sonntag: 14–19 Uhr
  • Eintritt frei
© ARTES Berlin | links: Christian Awe, rechts: Selcuk Dizlek

7
Inventing Color

Die Galerie Artes Berlin in Berlin-Mitte zeigt derzeit in der Groupshow "Inventing Color" verschiede Werke, die sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema Farbe und damit verbunden auch Licht auseinandersetzen. Alle Künstler*innen verfolgen diverse Ansätze und gehen mit Form, Kontrast, Intensität ganz unterschiedlich um. Ihr habt unter anderem die Möglichkeit, euch die Farbstudien von Andy Warhol, Marie Athenstaedt, Christian Awe, Selçuk Dizlek, Isa Dahl und vielen weiteren Artists anzuschauen und euren Blick in Sachen Farbwirkung zu schärfen. Das klingt wirklich vielversprechend, also macht mal!

  • Artes Berlin | Auguststraße 19, 10117 Berlin
  • bis 21.01.2023 | Dienstag – Freitag: 11–18 Uhr, Samstag: 12–18 Uhr sowie nach Vereinbarung
  • Eintritt frei
© Capitain Petzel, Berlin, 2022 | Ph: GRAYSC

8
Stefanie Heinze: Dimensions of the Fool

Die großformatigen Gemälde der Berliner Künstlerin Stefanie Heinze könnt ihr zurzeit bei Capitain Petzel anschauen. Die weitläufige, lichtdurchflutete Galerie in Berlin-Mitte ist der ideale Ort, um den ausdrucksstarken Kompositionen den Raum zu geben, den sie benötigen. Zudem werden auch Zeichnungen ausgestellt, die die Künstlerin inspirieren. Die Malerei von Stefanie Heinze schwankt zwischen Figuration und Abstraktion, die Motive reichen von Alltagsgegenständen bis hin zu traumhaften, nahezu surrealen Sequenzen. Es heißt, sie interessiere sich sehr für Psychologie, für Sexualität und soziale Strukturen. Was sie uns genau mit ihren Bildern der "Dimensions of the Fool" sagen will, bleibt aber ein Rätsel. Schaut unbedingt vorbei, die Ausstellung läuft nur noch kurze Zeit.

  • Capitain Petzel | Karl-Marx-Allee 45, 10178 Berlin
  • bis 23.12.2022 | Dienstag – Samstag: 11–18 Uhr
  • Eintritt frei
Thomas Ruff d.o.pe.11, 2022. Foto: Thomas Ruff / VG Bild-Kunst, Bonn Courtesy Sprüth Magers

9
Thomas Ruff: d.o.pe.

Der Düsseldorfer Fotograf Thomas Ruff ist ein Künstler, der eine spannende Entwicklung durchlaufen hat. Angefangen hat er mit Porträts, mit seinen einzigartigen Architekturaufnahmen ist er weltberühmt geworden, es folgte eine große Faszination für den Himmel und das All. In seiner neuen Ausstellung bei Sprüth Magers zeigt er aktuell seine Serie "d.o.pe.", deren Titel sich auf Aldous Huxleys Essay "The Doors of Perception" aus dem Jahr 1954 bezieht. Darin geht es um bewusstseinsverändernde Drogen, Selbstversuche und künstlich veränderte Sinneseindrücke. Seine Arbeiten erforschen die menschliche Wahrnehmung. Das Ergebnis sind digital produzierte, fraktale Muster, die er auf Teppiche drucken lässt.
  • Sprüth Magers | Oranienburger Straße 18, 10178 Berlin
  • bis 31.01.2023 | Dienstag – Samstag: 11–18 Uhr
  • Eintritt frei
© Sandra Mujinga. Courtesy die Künstlerin, Croy Nielsen, Wien und The Approach, London

10
Sandra Mujinga: I Build My Skin With Rocks

Sandra Mujinga gewann im Oktober 2021 den Preis der Nationalgalerie, eine tolle Sache, denn damit verbunden ist auch immer eine Ausstellung sowie eine begleitende Publikation der Künstler*innen. Mujinga wird im Dezember die Halle des Hamburger Bahnhofs mit ihrer Video-Installation "I Build My Skin With Rocks“ bespielen. "Im Mittelpunkt der Arbeit steht ein fantastisches hybrides Wesen, dessen Erscheinungsbild von Mujingas Interesse am Prinzip des Weltenbaus im Science-Fiction-Genre sowie von ihren Recherchen über die Überlebensstrategien von Tieren geprägt ist", heißt es dazu auf der Website. Klingt abgefahren, schaut's euch an!

  • Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 51, 10557 Berlin
  • 09.12.22 – 01.05.2023 | Dienstag – Sonntag: 10–18 Uhr, Donnerstag: 10–20 Uhr
  • 14 Euro, ermäßigt 7 Euro
Friedrich Wilhelm Murnau, Nosferatu (Filmstill), 1922 © Deutsche Kinemathek

11
Phantome der Nacht. 100 Jahre Nosferatu

Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" feierte 1922 in Berlin Premiere. Heute ist der Film längst Teil der Populärkultur. In diversen Horrorfilmen, aber auch in Fernsehserien wie "Die Simpsons" wird immer wieder Bezug auf den ikonischen, deutschen Stummfilm genommen. Die Ausstellung "Phantome der Nacht. 100 Jahre Nosferatu" in der Sammlung Scharf-Gerstenberg nimmt das Schlüsselwerk genauer unter die Lupe und untersucht die Beziehung zur bildenden Kunst. Andererseits ist der Film auch nicht ohne kunsthistorische Vorbilder zu denken. Ein spannendes Wechselspiel, dem sich die Ausstellungsmacher*innen ausführlich widmen.

 

  • Sammlung Scharf-Gerstenberg | Schloßstraße 70, 14059 Berlin
  • 16.12.2022 – 23.04.2023 | Dienstag – Sonntag: 10–18 Uhr
  • 12 Euro, ermäßigt 6 Euro

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