11 Kinofilme, die ihr im September nicht verpassen solltet
Genauso wie im Theater, ist es auch beim Film vor allem der Herbst, in dem sich viele Premieren aneinander reihen. Und so wird der Donnerstag in dieser Zeit zu einem magischen Tag in der Woche, denn da starten die neuen Filme auf der Leinwand und die meisten Kinos aktualisieren ihr Spielprogramm. Wir haben uns schon mal durch die neuen Streifen geklickt und zeigen euch die Highlights, die ihr im September nicht verpassen solltet.
Ihr dürft euch mit "Wir könnten alle tot sein" auf ein grandioses Debüt freuen, das leise an "The Lobster" erinnert. Doris Dörrie bringt auf humorvolle Art kulturelle Unterschiede ins Freibad und "Hive" erzählt von einer wahren Geschichte, in der sich eine verwitwete Frau gegen das herrschende Patriarchat im Kosovo auflehnt, um ihre Familie zu schützen. Wofür sich sonst noch ein Abo für Kinosessel und Popcorn lohnen, verraten wir euch hier.
1. Die Zeit, die wir teilen
Lars Eidinger ist einfach nicht von der Kinoleinwand zu bekommen. Diesmal ist er an der Seite von Isabelle Huppert in dem Liebesdrama "Die Zeit, die wir teilen" zu sehen. Joan Verra ist eine herausragende, in Paris lebende Verlegerin, hat ihren Sohn alleine großgezogen, tolle Autor*innen vertreten. Als sie plötzlich ihre erste große Liebe wieder trifft, wirft sie das aus der Bahn und sie zieht sich zurück in ihr Landhaus. Dort angekommen lässt sie ihr aufregendes, ereignisreiches Leben Revue passieren – immer an ihrer Seite: ihr Sohn Nathan und der Autor Tim Ardenne. Doch je länger sie sich auf ihrem Landhaus in Erinnerungen wähnt, scheinen Wirklichkeit und Realität immer mehr zu verschwimmen.
2. Die Känguru-Verschwörung
Ooops, they did it again. Marc-Uwe Kling und sein Känguru haben es zum zweiten Mal mit ihren Abenteuern auf die große Leinwand geschafft. Im zweiten Teil der Filmreihe "Die Känguru-Verschwörung" zieht es die beiden allerdings, zumindest in Teilen, raus aus Berlin auf einen Roadtrip zur Conspiracy Convention in Bielefeld. Was sie da wollen? Marias Mutter wieder aus den Fängen der Querdenker*innen befreien – schaffen sie es nicht, verlieren die zwei ihre Wohnung. Was dem Kleinkünstler und seinem Känguru im Kampf gegen Verschwörungstheoretiker*innen alles so passiert, dürft ihr euch, gepaart mit einem tollen Soundtrack von Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi, ganze 103 Minuten im Kino ansehen.
3. Freibad
Aufschrei im Frauenbad: Im neuen Film "Freibad" von Doris Dörrie werden Spannungen und Diskussionen aufgegriffen, die sich mit adäquater Bademode und unterschiedlichen Kulturen beschäftigen. Während Eva (Andrea Sawatzki) und ihre Freund*innen Angst davor haben, aus dem Schwimmbad gedrängt zu werden, fühlt sich eine Gruppe türkischer Frauen von der Freizügigkeit belästigt. Und wieder andere (arabische) Frauen, die sich rund um Yasemin (Nilam Farooq) tummeln, streuen mit ihren Burkinis noch etwas Salz in die Freibadwunde. Und dann ist da auch noch Nils, als Bademeister der einzige Mann in diesem Bad. Zwischen tiefschwarzem Humor und dem Ringen um kulturelle Akzeptanz könnt ihr euch hier auf wirklich gute Unterhaltung mit Tiefgang freuen.
4. Das Glücksrad
"Das Glücksrad" ist ein japanischer Liebesfilm, der auf der 71. Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Er erzählt in drei Episoden jeweils die Liebesgeschichte einer Frau – mitsamt Herzschmerz, Verführungen und dem Gefühl, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Meiko hat Sorge, dass sich ihre Freundin an ihren Ex-Freund heranmacht und gelangt, ohne sich ihrer eigenen Gefühle wirklich klar zu sein, in ein Liebesdreieck. Nao will ihren Professor verführen und Moka hofft auf einem Klassentreffen endlich ihre alte Schulliebe Nana wiederzusehen.
5. Hive (Kinostart: 08.09.2022)
Krusha e Madhe im März 1999: Nach einem abscheulichen Massaker wird das Dorf im Kosowo als "Dorf der Witwen" bezeichnet. Eine dieser Witwen ist Fahrijes, deren Ehemann seit dem Krieg verschwunden ist. Auf sich allein gestellt und um ihren Kindern ein halbwegs sicheres Leben bieten zu können, beginnt sie sich zu emanzipieren und versucht, die patriarchalen Strukturen des Dorfs zu durchbrechen. Sie macht ihren Führerschein, gründet eine landwirtschaftliche Genossenschaft und beginnt mit einer Freundin hausgemachte Produkte an den ortsansässigen Supermarkt zu verkaufen. Was von den Dorfbewohner*innen als unmoralischer Lebenswandel missbilligt wird, ermutigt immer mehr Frauen aus dem Dorf, ihr Leben in die Hand zu nehmen. "Hive" beruht auf wahren Begebenheiten, was den Film nur noch intensiver macht.
6. Atlantide (Kinostart: 08.09.2022)
Daniele wächst auf Sant'Ersamo auf, einer kleinen Insel am Rande der Lagune von Venedig. Und genauso wie viele andere junge Männer, haben auch Daniele und seine Freunde vor allem schnelle Motoren im Kopf. Allerdings nicht von Autos, sondern von – klar! – Motorbooten, Barchino genannt. Wie besessen bastelt er an stärkeren Motoren und veranstaltet mit seinen Freunden gefährliche Rennen in der Lagune. Ein Leben in der vermeintlichen Idylle, das sich fernab konventioneller Regeln und der Gesellschaft abspielt. "Atlantide" ist ein rauschender Film, der mit Schönheit, Geschwindigkeit und einem großartigen Soundtrack aufwartet und die goldene Jugend einer untergehenden Stadt zeigt.
7. Ticket ins Paradies (Kinostart: 15.09.2022)
Für alle, die hin und wieder gerne große Hollywood Blockbuster schauen, hält der September ein besonderes Duo parat: George Clooney und Julia Roberts. Als wären die beiden Seite an Seite nicht schon Grund genug, um ins Kino zu gehen, wenn man sich seicht berieseln lassen möchte, spielen sie in "Ticket ins Paradies" auch noch ein geschiedenes Ehepaar, das zankt, wo es nur geht. Als die gemeinsame Tochter zur Hochzeit mit einem, wie die Eltern finden, unpassenden Partner einlädt, begraben sie für den Moment das Kriegsbeil, um die Hochzeit auf Bali noch zu verhindern. Gehaltvoll ist der Film vielleicht nicht unbedingt, dafür aber die perfekte seichte Unterhaltung für trübe Herbsttage.
8. Dancing Pina (Kinostart: 15.09.2022)
Hand aufs Herz: Wann habt ihr euch zuletzt eine Doku im Kino angesehen? Gefühlt, sind das eher Filme, die man zu Hause betrachtet. Dass es sich gerade für Dokumentarfilme, die mit eindrucksvollen Bildern arbeiten, besonders lohnen kann, die Couch gegen den Kinosessel einzutauschen, zeigt die Doku "Dancing Pina" von Florian Heinzen-Ziob, in der er herausfinden möchte, was vom Erbe der großen Pina Bausch übrig ist. Wir begegnen Tänzer*innen, die in Dresden Pinas Tanz "Iphigenie auf Tauris" proben oder sehen Tänzer*innen im Senegal, die "Le Sacre du Printemps" performen. Pina Bausch revolutionierte den modernen Tanz – inzwischen verändert ihre Arbeit aber nicht nur, was auf der Bühne passiert, sondern auch das Leben der Tänzer*innen. Eine spannende Doku, die zeigt, wie sich Tänzer*innen aus dem Korsett klassischer Tänze befreien.
9. Peter von Kant (Kinostart: 22.09.2022)
Dass Einfluss und Macht nicht nur darüber bestimmen, wer oder was erfolgreich ist, wissen wir leider alle. Dass damit auch Machtmissbrauch und Unterdrückung einhergehen, thematisiert die Adaption von Fassbinders "Die bitteren Tränen der Petra von Kant": "Peter von Kant". Peter von Kant ist ein erfolgreicher Filmregisseur, der zwar mit seinem Assistenten Karl zusammenlebt, ihn allerdings wo es nur geht misshandelt und demütigt. Als Peter den jungen Amir kennenlernt, ist es dann um ihn geschehen. Er verliebt sich sofort in ihn – und nutzt seine guten Kontakte, um Amir an ihn zu binden. Doch anders als bei Karl geht Peters Rechnung nicht auf. Amir lässt sich nicht von ihm unterdrücken und an sich binden, denn sobald der ihm versprochene Erfolg einsetzt, verlässt Amir Peter und überlässt ihn seinem eigenen Schicksal. Ein spannender Kommentar, der mit viel satirischem Humor die Filmbranche, ihre abstrusen Machtverhältnisse und das Image der Filmstars belächelt.
10. Don't Worry Darling (Kinostart: 22.09.2022)
Olivia Wilde hat bereits mit ihrem Regiedebüt "Booksmart" große Erfolge gefeiert. Nun folgt mit "Don't Worry Darling" ein spannendes Drama mit Thriller-Elementen, in dem Harry Styles an der Seite von Florence Pugh die Hauptrolle spielt. Alice und ihr Mann Jack führen ein gutes Leben. Sie leben in den 1950er Jahren in einer Eigentumswohnung der Victory-Gemeinschaft, wo alle Männer an einem streng geheimen Projekt arbeiten. Wie es die 1950er Jahre so wollen, ist Alice Leben im Idyll geprägt von hausfraulichen Tätigkeiten, glamourösen, nächtlichen Partys und der Nachbar*innenschaft. Den Leuten fehlt es an nichts, dafür sorgt der CEO des Victory-Projekts – im Gegenzug erwartet er allerdings absolute Hingabe. Nach seltsamen Ereignissen beginnt Alice allerdings damit, das geheime Projekte und ihr perfektes Leben zu hinterfragen. Alles nur Fassade?
11. Wir könnten genauso gut tot sein (Kinostart: 29.09.2022)
Mit ihrem Debütfilm eröffnete Natalia Sinelnikova, die an der Filmuniversität Babelsberg "Konrad Wolf" studiert hat, in diesem Jahr die Berlinale-Sektion Perspektive Deutsches Kino. Protagonist*innen des Films sind eine Gated Community, die sich mitten im Wald befindet, weil man nur dort in der Zukunft sicher leben kann, und deren Bewohner*innen. Damit es sicher bleibt in der idyllischen Hochhausanlage, müssen sich alle Bewohner*innen an sehr strenge Regeln halten. Als plötzlich ein Hund verschwindet, wird ausgerechnet die Sicherheitsbeamtin Anna, die mit ihrer Tochter in der Community lebt, verdächtigt. "Wir könnten genauso gut tot sein" ist ein herausragendes Debüt, das mit viel Fingerspitzengefühl zeigt, wie aus Misstrauen Angst wird und wozu Menschen fähig sind, wenn ihre Angst in Schlimmeres umschlägt und dabei die geniale Schere zwischen der Sehnsucht nach Sicherheit, Freiheit und totalitärem System öffnet.