11 Kinofilme, die ihr im Oktober 2022 nicht verpassen solltet

© Felix Kayser

Wer ins Kino geht, möchte unterhalten werden. In andere Welten abtauchen. Von spannenden Geschichten mitgerissen werden. Zum Lachen oder Nachdenken gebracht werden und mitfühlen. Um das bei möglichst vielen Zuschauer*innen zu schaffen, zeichnet sich seit geraumer Zeit ein kleiner Wandel des hiesigen Kinoprogramms ab: Zu berührenden Dramen, schwarzen Komödien und Blockbustern gesellen sich inzwischen immer mehr tiefgründige und informative Dokumentationen zu aktuellen Themen. Im Oktober entführen euch die Kinostarts in eine Kindheit der 1980er Jahre unter dem Assad-Regime, auf eine Luxuskreuzfahrt ohne Happy End und in das Leben einer 14-jährigen Influencerin.

In einem Land, das es nicht mehr gibt

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Wer an die DDR denkt, hat nicht zwangsläufig das Bild einer progressiven Modeszene im Kopf. Zu Unrecht, denn mit der "Sibylle" hatte die DDR die sogenannte "Ost-Vogue" ins Leben gerufen, die sich durch extravagante Mode-Shootings sowie Textbeiträge einen Namen gemacht hat. Die schöne Suzi (Marlene Burow) wird zufällig von einem Modefotografen (David Schütter) in der Bahn abgelichtet und schafft es damit auf das Cover der "Sibylle". Gleichzeitig wird sie mit dem verbotenen Buch "1984" von George Orwell erwischt und soll statt Abitur eine Ausbildung in der Fabrik machen. Wäre da nicht die Chefredakteurin der "Sibylle" (Claudia Michelsen), die sie als Model anwirbt. Suzi taucht ein in eine bunte, wilde und progressive Modeszene, in der Sabin Tambrea als extrovertierter Modeschöpfer brilliert und die sich kurz vor der Wende auf beeindruckende Weise mit dem Thema Freiheit auseinandersetzt.

Igor Levit – No fear

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"You have to try to be as fearless as you can". Igor Levit zählt zu den besten Pianist*innen unserer Zeit. Er ist einer jener, die versuchen, die Welt der Klassik zu entstauben und mit neuen Impulsen wiederzubeleben. Gleichzeitig engagiert er sich politisch, tritt immer wieder als Aktivist für Menschenrechte, Demokratie und Klimaschutz sowie gegen Rassismus und Rechtsradikalismus auf. Politik und Musik kann der junge Künstler nicht trennen. Regina Schilling schafft es in ihrer Dokumentation, viele wichtige Aspekte dieses außergewöhnlichen Mannes zu beleuchten und nimmt die Betrachter*innen mit auf eine Reise zwischen Klassik und Popkultur sowie Erfolg und Politik und schafft es dabei, Levits Musik genügend Raum zu geben – ein sehr sehenswertes Porträt.

Rimini

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Ulrich Seidls neuester Streich: Der Mann, der uns die "Paradies"-Trilogie schenkte, fährt auch bei seinem neuen Film "Rimini" mit menschlichen Abgründen, Tristesse und einem Schimmer von Romantik auf. Richie Bravo findet sich schon ziemlich gut. Er ist ein erfolgreicher Schlagerstar in Rimini, hat Geld, Einfluss und Frauen – zumindest glaubt er all das zu haben. Der Tod seiner Mutter bringt den abgehalfterten Schlagersänger zurück in die Heimat. Statt der großen Bühne und jungen Groupies, zwängt er seinen dicken Bauch auch hier jeden Abend aufs Neue in sein Show-Outfit, um in Hotellobbys aufzutreten. The show must go on. Und so sucht er weiter nach Frauen, nach ihrem Geld, nach Anerkennung und vielleicht auch ein bisschen Liebe und Zuneigung. Auch wenn einem erst mal alles zuwider ist und man den Protagonisten nur schwerlich sympathisch finden kann, schafft es Seidl, eine Verbindung, Nähe und Romantik in die Szenerie zu bringen.

Horizont

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Adja ist 18 Jahre alt, lebt in einem entlegenen Vorort, arbeitet als Altenpflegerin und versucht ihren Platz in der Welt zu finden, während ihre beste Freundin als Inlfuencerin im Netz durchstartet und ihr Bruder mit einer Karriere als Fußballspieler glänzt. Als am Rande ihres Viertels die ZAD (Zone à Défendre) eingerichtet wurde, beginnt sie so langsam, ihr eigenes Leben, ihren Konsum und ihre Entscheidungen zu hinterfragen. Sie erlebt in der ZAD intensive Tage, lernt einen tollen Typen kennen, der es schafft, sie mitzureißen in seinem Kampf für eine nachhaltigere Welt. Eine Mischung aus Coming-of-Age- und Aktivist*innen-Film, der berührend und aufklärend zugleich ist, und ziemlich sicher die Gefühle vieler junge Menschen in unserer Welt widerspiegelt.

Triangle of Sadness (13. Oktober)

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Ruben Östlund, der Regisseur von "The Square", hat mit "Triangle of Sadness" eine herrlich schwarze und gewohnt satirische Komödie geschaffen, die es einem wirklich schwer macht, nicht zu lachen. Thomas Smith ist überzeugter Marxist und gleichzeitig der Kapitän eines exklusiven Kreuzfahrtschiffs für die Upper Class. Auf seinem Kreuzer sind aber nicht nur Bettwäsche und Dinner exklusiv, sondern auch die Wünsche der Gäste – so wird verlangt, dass die nicht existierenden Segel des Motorschiffs gereinigt werden und der Whirlpool von der Crew vorher "gespürt" wird. Als der Luxusdampfer von Piraten angegriffen wird, kann sich nur ein kleiner Teil der Gäste und Crew auf eine verlassene Insel retten. Ausgerechnet Abigail, die auf dem Schiff für die Toiletten zuständig war, wird bei dem Versuch zu überleben unersetzlich – und so wendet sich das Blatt schnell.

Der Passfälscher (13. Oktober)

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Cioma Schönhaus ist Jude, lebt in Nazi-Deutschland und hat ein besonderes Talent, das es ihm ermöglicht, den Behörden ein Schnippchen zu schlagen: Cioma ist ein begnadeter Pass- und Dokumentefälscher. Statt vor der Nazidiktatur zu fliehen, schafft er es mit Einfallsreichtum und viel Charme sich und seine Freund*innen Det und Gerda vor der Deportation zu retten. Mit seinen Fähigkeiten rettet er das Leben vieler Jüdinnen und Juden, doch es ist ein Spiel mit dem Feuer. Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt Maggie Peren einen kraftvollen Film und bringt dafür unter anderem mit Louis Hofmann, Luna Wendler und Jonathan Berlin ein geniales Schauspieler*innen-Ensemble zusammen.

Nachbarn (13. Oktober)

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Sero ist sechs Jahre alt und lebt mit seinen kurdischen Eltern in einem kleinen Dorf in der Nähe der syrisch-türkischen Grenze. Er geht in eine arabische Schule, wo ihm aufgrund des zunehmenden Nationalismus beigebracht wird, dass er arabisch leben, fühlen und lieben soll. Das einzige, was den kleinen Sero in den 1980er Jahren allerdings interessiert, sind die Cartoons, die die Stadtkinder bereits sehen können, weil sie einen Fernseher haben. "Nachbarn" ist ein warmes Drama, das mit feinen Humor- und Satire-Elementen zwischen der Sehnsucht nach einer normalen Kindheit und dem Wahnsinn, die die Assad-Diktatur in das Land bringt, changiert.

Girl Gang (20. Oktober)

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Susanne Regina Meures hat ein Händchen für gute Dokumentationen. Für sehr gute sogar. Das hat sie nicht zuletzt mit ihren berührenden Dokus "Saudi Runaway", die 2020 auf der Berlinale lief und "Raving Iran", die bis heute immer wieder in den Berliner Open-Air-Kinos gezeigt wird, bewiesen. Mit "Girl Gang" bleibt die Filmemacherin in Berlin und begleitet die 14-jährige Leonie, die im Internet besser bekannt ist als "leobalys". 1,6 Millionen Menschen folgen ihr auf Instagram, diverse Firmen bezahlen sie für Werbung und versorgen sie mit neuen Klamotten, Schuhen und Beauty-Produkten. Ihre Eltern unterstützen sie dabei, haben das Management ihrer Tochter übernommen. Doch ist das wirklich, was Leonie will? Wie viel arbeitet steckt hinter so einem Account? Wie geht eine 14-Jährige mit so viel Fame und Hate um? Wie viel von dem Ganzen machen ihre Eltern für ihre Tochter, und wo sollten sie sie eigentlich schützen?

The North Drift – Plastik in Strömen (27. Oktober)

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Der Müll am Meeresboden hat sich zwischen 2004 und 2007 versiebenfacht. Es bedarf also keiner hohen Mathematik, um auszurechnen, wie weit die Müllablagerungen inzwischen fortgeschritten sind. Aber eine deutsche Bierflasche mitten in der Arktis? Kann es sein, dass Müll, der in Dresden in die Elbe gelangt, irgendwann mal dort landet? Zwar haben Forscher*innen derzeit keine Möglichkeit, genau zu berechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, Steffen Krones möchte dem Ganzen aber dennoch auf den Grund gehen. Deswegen hat er sogenannte Drifter mit GPS ausgesetzt, um herauszufinden, welche Wege unser Müll tatsächlich macht. Gemeinsam mit einem Team aus Wissenschaftler*innen versucht er die Wege unseres Müll über das komplexe Flusssystem Mitteleuropas zu ergründen.

See How They Run (27. Oktober)

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Als ein verzweifelter Filmproduzent aus Hollywood im London der 1950er Jahre ein bekanntes West-End-Theaterstück als Film adaptieren möchte, wird sein Filmset zum Tatort. Die Ermittlungen werden von Inspector Stoppard und seiner jungen Kollegin Constable Stalker aufgenommen, die schneller haltlose Schlüsse zieht als der Schatten von Lucky Luke seinen Colt. Es entsteht ein komisches Schauspiel, in dem zwischen Tatort und Set sowie Verdächtigen und potenziellen Opfern fröhlich changiert wird. Der Look erinnert ein bisschen an Wes Anderson, die Geschichte an "Mord im Orient-Express" – beides kombiniert der Regisseur Tom George mit seinem großartigen Cast, unter anderem bestehend aus Sam Rockwell, Saoirse Ronan und Adrien Brody, zu einem einzigartigem, spannenden und bisweilen komischen Krimiabenteuer.

Rheingold (27. Oktober)

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Ob ihr's glaubt oder nicht, aber der süße Emilio Sakraya, der vor ein paar Jahren noch in den "Bibi & Tina"-Filmen mitgespielt hat, ist jetzt Gansterrapper Xatar. Zumindest verkörpert er jenen im autobiographischen Film "Rheingold". Wie so viele Rapper hat das Leben es zu Beginn nicht so gut mit Xatar, der mit bürgerlichem Namen Giware Hajabi heißt, gemeint. Er wurde im Iran als Sohn eines Musikprofessors und Komponisten geboren und ist dann gemeinsam mit seinen Eltern in den Irak geflohen. Als er drei Jahre alt war, kam er gemeinsam mit seinen Eltern dort ins Gefängnis, bis sie über Paris schlussendlich in Bonn landeten. Doch auch das bedeutete nicht unbedingt weniger Problem für ihn. Der Film inszeniert seinen Werdegang vom Kleinkriminellen zum Großdealer und schließlich an die Spitze der Charts – mit dem ein oder anderen Zwischenstopp im Gefängnis oder bei einem Goldraub.

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