Männlichkeit, Erwachsenwerden und russische Einöde – die Berlinale Shorts 2022

© Bo Harawe, Sixpackfilm

Berlinale is calling: Nachdem die letztjährige Berlinale zweigeteilt – im Winter für Fachpublikum und digital und im Sommer für alle im Freiluftkino – stattfand, kehrt sie dieses Jahr als Präsenzveranstaltung zurück. Und das bedeutet natürlich, dass ihr bis zum 20. Februar Zeit habt, um euch Weltpremieren aus den verschiedensten Sektionen und Genres anzusehen. Welche Highlights ihr bei den Langfilmen nicht verpassen solltet, verraten wir euch hier.

Wenn ihr wissen wollt, wie die Zukunft des Films aussehen kann, empfehlen wir euch daneben aber auch einen Blick auf die Berlinale Shorts zu werfen, bei denen ihr eine kurze Reise durch alle Genres erleben könnt. Gezeigt werden die Kurzfilme in sechs Gruppen, wobei eine ganz besonders hervorzuheben ist: Directions, denn in dieser Gruppe werden sechs queere Kurzfilme gemeinsam gezeigt. Tickets können ausschließlich online erworben werden. Der Vorverkauf startet dabei immer drei Tage vorher um 10 Uhr. Stellt euch lieber einen Wecker, denn wir wissen alle, wie begehrt die Tickets sind und das diesjährige Berlinale-Shorts-Programm kann sich wirklich sehen lassen.

Berlinale Shorts I: Machtspiele und ein queerer Rachefeldzug

© Field Trip

Zwischen Kund*in und Sexarbeiter*in herrscht ein augenscheinlich klares Gefälle: Der*die Sexarbeiter*in agiert als Dienstleister*in und erfüllt dem*der Kund*in alle Wünsche. Dass dieses vermeintliche Machtverhältnis missbraucht und ausgenutzt wird, lesen wir leider immer wieder. Der Film "Starsuckers" spielt in einer Hollywood-Villa und zeigt, was passiert, wenn jenes Machtgefüge überworfen wird. Es entsteht ein packender, queerer Revenge-Film.

"Histoire pour 2 Trompettes" ist ein bezaubernder Animationsfilm, der ganz ohne Dialog in herrlichen Pastellfarben die Entwicklung eines Kleinkindes zu einer erwachsenen Künstlerin erzählt. In einem surrealen, ganz leise an "Alice im Wunderland" erinnernd, Strudel lernt sie als Baby von einer Gans das Flötespielen, wächst zu einem Mädchen heran, das später mit jener Flöte einen Fluss aus Tränen austrinkt und anschließend ihre Lehrerin, die Gans, verschlingt.

Berlinale Shorts I: Kicking the Clouds | Agrilogistics | Soum | Histoire pour 2 Trompettes | Starfuckers

Termine: Donnerstag: 17. Februar, 19 Uhr, CinemaxX 9 | Sonntag, 20. Februar: 15.30 Uhr, Cineplex Titania

Berlinale Shorts II & III: Russische Jugend und Dirndlschuld

© Anastasia Veber

Jugend, Tristesse, Drill und Ekstase – und immer auf der Suche nach Liebe, Geborgenheit und dem Wissen, dass irgendjemand für einen da ist. In "Trap" wird die Geschichte von einem Geschwisterpaar erzählt, das für den Exzess lebt. Geht Marina zu weit, wird ihr Bruder sie schon retten. "Trap" fängt ein, wie russische Jugendliche zwischen Leistungssport, Liebe und einem unterdrückenden Regime versuchen, erwachsen zu werden.

Unsere Erinnerung klammert sich nicht nur an Personen und Ereignisse, sondern verknüpft sie immer auch mit Orten. Welche Narrative, welche historischen Ereignisse und heimlichen Familiengeschichten sich um einen Ort spinnen, machen für die einen jenen Ort zur Hölle auf Erden, für andere wiederum wird er zum Paradies. "Dirndlschuld" beleuchtet im Super-8-Format das Idyll des österreichischen Grundlsees und seine mitunter tiefen Abgründe.

Berlinale Shorts II: Mars Exalté | Manhã de Domingo | Dirndlschuld | By Flávio

Termine: Donnerstag 17. Februar: 15.30 Uhr, Cineplex Titania | Samstag, 19. Februar: 19 Uhr, CinemaxX 9

Four Nights | Ampangabagat Nin Talakba Ha Likol | Trap | Jon-Jae-Ui Jib | Retreat

Termine: Montag, 14. Februar: 12 Uhr, Cubix 6 | Freitag, 18. Februar: 19 Uhr, CinemaxX 9 | Samstag, 19. Februar: 15.30 Uhr, Cineplex Titania

Berlinale Shorts IV und V: Der letzte Tag und die russische Arktis

© Maxim Arbugaev

Es gibt sie, die berühmte Henkersmahlzeit, bei der Insass*innen des Todestrakts entscheiden können, was ihre letzte Mahlzeit sein soll. Die Zuschauer*innen begleiten den jungen Protagonisten des Kurzfilms "Will My Parents Come to See Me" an seinem letzten Tag und sehen, dass es eine andere, viel entscheidendere Frage ist, die den jungen Mann beschäftigt – und deren Antwort viel schmerzlicher ist: "Werden meine Eltern mich noch ein letztes Mal besuchen?".

Einzigartige Naturschauspiele wird es immer weniger geben. Zu sehr greift der Mensch mit seinem rücksichtslosen Verhalten in die Natur ein. In "Haulout" harrt ein Mann in einer einsamen Hütte in der russischen Arktis aus, um dennoch eins zu erleben. Er erkundet die Umgebung, im Hintergrund hört man leise das Meer rauschen und die Eisschollen schmelzen.

Berlinale Shorts IV: El sembrador de estrellas | Haulout | Will My Parents Come to See Me

Termine: Montag, 14. Februar: 21.30 Uhr, Cubix 9 | Dienstag, 15. Februar: 12 Uhr, Cubix 6 | Freitag, 18. Februar: 15.30 Uhr, Cineplex Titania | Samstag, 19. Februar: 21.30 Uhr, CinemaxX 9

Berlinale Shorts V: Amintiri de pe Frontul de Est | Chhngai Dach Alai | Bird in the Peninsula | Heroínas

Termine: Dienstag, 15. Februar: 21.30 Uhr, Cubix 9 | Mittwoch, 16. Februar: 12 Uhr, Cubix 6 | Freitag, 18. Februar: 21.30 Uhr, CinemaxX 9 | Sonntag, 20. Februar: 19 Uhr, CinemaxX 9

Berlinale Shorts Directions: Heteronormative Männlichkeit und eine vietnamesische Nudelverkäuferin

© Dennis Banemann

Es gibt Orte, die sind nach wie vor noch sehr heteronormativ männlich konnotiert. Dort werden Jobs ausgeübt, die als klassisch "männlich" gelten. Doch was macht ein junger Heranwachsender in so einer Umgebung, wenn er sich seinen Gefühlen, seiner Sexualität und seiner selbst noch nicht sicher ist? In "Blaues Rauschen" findet der junge Lehrling Alex erst in der Fremde eine ihm völlig neue Nähe und Geborgenheit.

Eine Liebeserklärung an eine Transfrau, die in Vietnam Nudeln verkauft: Diva Cat Thy teilt ihr alltägliches Leben als Performerin und Imbissverkäuferin und die damit verbundenen Herausforderungen sowie Anfeindungen in den sozialen Medien. Gemeinsam mit seinem Filmpartner, der vietnamesischer Herkunft ist und bei der Übersetzung hilft, schafft es der französische Regisseur Nicolas Cilins in "Diva" das Leben dieser außergewöhnlichen Transfrau zu erzählen. Er nutzt dazu ausschließlich das bereits vorhandene Material, das sie selbst in den sozialen Medien gepostet hat – es zeigt sie als Nudelverkäuferin auf den Straßen Saigons, Bingo-Sängerin und Social-Media-Berühmtheit und bringt einem diese Welt auf bewegende Art nahe.

Berlinale Shorts Directions: Starfuckers | Aos dezasseis | Soum | Blaues Rauschen | Jail Bird in a Peacock Chair | Diva

Termine: Mittwoch, 16. Februar: 21.30 Uhr, Cubix 9 | Sonntag, 20. Februar: 17.30 Uhr, International

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