11 Ausstellungen im Winter, die ihr euch anschauen solltet

Wir befinden uns mitten im Berliner Winter und wer schon eine Weile hier lebt, der*die weiß, dass der (mit Pech) auch noch ein paar Monate so weiter vor sich hin dümpeln kann. Ist aber kein Grund für schlechte Laune, denn Berlin hat ein lebhaftes kulturelles Programm zu bieten – und zwar zu jeder Jahreszeit. Welche Ausstellungen und Kunstprojekte ihr euch demnächst unbedingt anschauen solltet, verraten wir euch in unseren 11 Kunst-Highlights im Winter:

1. Nur noch kurze Zeit: Robert Irwin – Light and Space

© Insa Grüning

Noch bis zum 30. Januar 2022 könnt ihr euch die fantastische Lichtinstallation "Light and Space" des amerikanischen Künstlers Robert Irwin im Kraftwerk Berlin anschauen, die eigens von der in Berlin ansässigen Foundation LAS (Light Art Space) in Auftrag gegeben wurde. Irwin gehört zu den bedeutendsten Vertreter*innen der sogenannten Light and Space Movements und beeindruckt Kunstinteressierte aktuell mit der größten Installation, die er bisher in Europa gezeigt hat. Wir waren schon da und haben uns in der ebenfalls beeindruckenden Kulisse des alten Heizkraftwerkes für ein Stündchen in den Bann der Leuchtröhren ziehen lassen. Fun Fact: Wir konnten bis zum Ende kein Muster erkennen. Vielleicht entdeckt ihr ja eins?

Robert Irwin, "Light and Space" | bis 30.01.2022 | Kraftwerk Berlin | Köpenicker Straße 70, 10179 Berlin | Mehr Info & Tickets

2. Nur noch kurze Zeit: Mario Rizzi – Bayt

Mario Rizzi, The Little Lantern, 2019, Film Still, © Mario Rizzi, Courtesy the Artist and Italian Council

Die Berlinische Galerie zeigt im IBB-Videoraum noch bis Ende Januar die Arbeit "Bayt" (was man mit Ankommen oder Verwurzelung übersetzen kann) des italienischen Künstler Mario Rizzi. Genau genommen sind es gleich drei Videos, die jedoch eine inhaltlich zusammenhängende Trilogie ergeben. In jeder seiner Arbeiten begleitet er eine Frau: Die Mutter Ekhlas Alhlwani aus Syrien, die mit ihren Kindern in einem Geflüchtetencamp in der jordanischen Wüste lebt. Die Aktivistin Kauther Ayari, die zu Beginn der tunesischen Revolution 2011 als erste öffentlich zu Protestierenden sprach, um Freiheit und Demokratie zu fordern. Und Anni Høver Kanafani, eine 84-jährige Dänin, die in den 1960er Jahren der Liebe wegen in den Libanon zog. Rizzi bemüht sich bewusst nicht um Neutralität, sondern versucht eben diesen Frauen, die trotz widrigster Umstände ein Zuhause für sich und ihre Familien schaffen, eine Stimme und damit auch mehr Sichtbarkeit zu geben, denn "Das Private ist (auch immer) politisch". Sehenswert!

Mario Rizzi: "Bayt" | bis 31.01.2022 | IBB Videoraum, Berlinische Galerie | Alte Jakobstraße 124 – 128, 10969 Berlin | Mehr Info

3. Nur noch kurze Zeit: Vaginal Davis – The Wicked Pavilion

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Die Wurzeln der künstlerischen Arbeit von Vaginal Davis liegen im Los Angeles der 1970er Jahre und 1980er Jahre, wo sie sich zu dieser hauptsächlich in der queeren Punkszene bewegt hat. Die Kritik beschrieb ihre Werke als puren Trash, der vor allem eins will: dem geistigen und ästhetischen Geschmack des Establishments widersprechen. In der Galerie Isabella Bortolozzi läuft derzeit die Ausstellung "The Wicked Pavilion", die als Vaginal-Davis-Gesamtkunstwerk begriffen werden darf. Der ganz in Pink getauchte Raum ist ein einziges Dickicht aus kämpferischen Wortfetzen und feministischen Notizen, aus Zeichnungen und Pappmaché-Penissen sowie Personen, mit denen sich Vaginal Davis offenbar viel auseinandergesetzt hat: Joan Didion, Eve Babitz oder Queens. Ganz klare Empfehlung: Diese Schau solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

Vaginal Davis, "The Wicked Pavilion" | bis 19.02.2022 | Galerie Isabella Bortolozzi | Schöneberger Ufer 61, 10785 Berlin | Mehr Info

4. Konstantin Grcic – New Normals

© Konstantin Grcic, New Normals, 2021, Foto: Florian Böhm

Im Haus am Waldsee läuft in diesem Winter die erste institutionelle Einzelausstellung des bekannten Industriedesigners Konstantin Grcic, die den schönen Titel "New Normals" trägt. Damit setzt das Ausstellungshaus in Zehlendorf seine Reihe fort, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, herausragende Arbeiten von Architekt*innen und Designer*innen einem breiteren Publikum zu zeigen. Unter "New Normals" versteht Grcic übrigens Gegenstände und verschiedene Objekte, die auf der einen Seite unsere Gegenwart reflektieren, andererseits aber auch mannigfaltige Korrelationen in die Zukunft – utopisch wie dystopisch – zulassen und ausloten. Wir finden: Das klingt so spannend, dass wir unbedingt ganz bald wieder einen Ausflug ins Haus am Waldsee unternehmen müssen.

Konstantin Grcic: "New Normals" | ab 21.1.–08.5.2022 | Haus am Waldsee | Argentinische Allee 30, 14163 Berlin | Mehr Info

5. Modebilder – Kunstkleider

Wiebke Siem, Türmchenhut, dreifarbig, 1987, © Wiebke Siem
Wer es für Mario Rizzi nicht mehr in die Berlinische Galerie schafft, kann auch in ein paar Wochen einen Besuch einplanen, denn dann startet die Ausstellung "Modebilder – Kunstkleider" im selben Haus. Präsentiert werden Arbeiten aus der üppigen Sammlung des Museums, die sich von 1900 bis heute mit der Verbindung und dem Wechselspiel von Mode und Kunst beschäftigen. Die Schau ist in drei Kapitel aufgeteilt: In "Mode in und aus Bildern" werden Zeichnungen, Malerei und Fotografien zu sehen sein und wollen Anlass dazu geben, sich mit der Frage zu beschäftigen, welche Rolle die Mode in den jeweiligen Medien gespielt hat. Wer sich dafür interessiert, wie sich Künstler*innen damals und heute gekleidet und durch sie inszeniert haben, wird im zweiten Teil "Künstler*innen tragen Mode" ebenfalls Antworten erhalten. Im dritten und letzten Kapitel "Mode in der zeitgenössischen Kunst" wird hingegen erläutert, wie Mode eigentlich als eigenes Medium funktioniert. Wir sehen uns da!

"Modebilder – Kunstkleider" | 18.02.–30.05.2022 | Berlinische Galerie | Alte Jakobstraße 124 – 128, 10969 Berlin | Mehr Info

6. Zanele Muholi

© Zanele Muholi, Mit Genehmigung der Künstler*in und von Stevenson, Kapstadt/Johannesburg und Yancey Richardson, New York

Zanele Muholi selbst bezeichnet sich als visuelle*r Aktivist*in und hat in den frühen 2000er Jahren damit begonnen, den Alltag und das Leben der Schwarzen LGBTQIA+ Community in Südafrika in sehr intimen Bildserien zu dokumentieren, die unseren heteronormativen Blick herausfordern wollen. Es geht immer wieder um Sexualpolitik, aber auch um rassistische Gewalt, mutige Selbstermächtigung und kollektiven Widerstand. Der Martin-Gropius-Bau widmet Muholi derzeit die erste institutionelle Ausstellung in Deutschland, die sowohl noch unbekannt gebliebene als auch ganz neue Arbeiten umfasst. Eine wichtige Ausstellung, von der wir alle lernen können. Super hilfreich ist dazu übrigens auch das zur Ausstellung erschienene Glossar, das versucht Begriffe von "Afrikanische Diaspora" über "Ally" bis hin zu "Pinkwashing" in ihren kulturellen Verwobenheiten und Feinheiten zu beschreiben.

Zanele Muholi | bis 13.03.2022 | Martin-Gropius-Bau | Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin | Mehr Info

7. Songs of the Sky. Photography & the Cloud

© Adrian Sauer, 30.06.2015, Courtesy KLEMMS Berlin

Manch einem*r geht's vielleicht wie mir. Als Kind habe ich mich im Sommer manchmal mit einem Wassereis einfach auf dem Rasen im Garten gelegen, in den Himmel geguckt und nach Wolkenmotiven gesucht. Meistens habe ich auch welche gefunden. In der Kunstwelt gibt es die Wolkenfotografie: Fotograf*innen versuchten durch ihre Linse seit jeher zu ergründen, was denn nun die "Seele des Himmels" ausmacht. Wolken wurden darüber hinaus als Boten der Zukunft interpretiert. Die Ausstellung "Songs of the Sky" in der C/O Berlin geht aktuell sowohl der Suche nach der historischen und zeitgenössischen Bedeutung der (abstrakten) Cloud Photography nach, wirft aber auch einen Blick auf die Cloud der Zukunft des 21. Jahrhunderts. Welche Auswirkungen hat die heutige Cloud-Computer-Technologie beispielsweise auf den Klimawandel? Führt die neue Technik dazu, dass wir irgendwann gar keine Wolken mehr am Himmel sehen? Oder anders gefragt: Wollen wir dem Himmel seine Wolken etwa abkaufen? Fragen über Fragen, auf die die Schau eine Antwort zu finden versucht.

"Songs of the Sky. Photography & the Cloud" | bis 21.04.2022 | C/O Berlin, Amerika-Haus | Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin | Mehr Info

8. Gerhard Richter – Künstlerbücher

Patterns. Divided - Mirrored - Repeated, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2011, Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin, © Gerhard Richter 2021

Gerhard Richter ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Künstler der Gegenwart und ihr werdet ihn oder seine Arbeiten sicherlich alle kennen. In diesem Jahr wird er im Februar 90 Jahre alt. Zu diesem Anlass stellt die Kunstbibliothek der Neuen Nationalgalerie erstmals seine Künstlerbücher in einer großen Überblicksausstellung aus. Darin findet ihr Skizzen und Bildmotive, auf die Richter für seine künstlerische und abstrakte Arbeit immer wieder zurückgreift. Wahrscheinlich gibt es keine bessere Möglichkeit, in die ganz persönliche Gedankenwelt des Gerhard Richter einzutauchen und so ein Verständnis für seine Arbeit, seine Kreativität und sein Selbstbildnis zu entwickeln. Wir werden hier auf jeden Fall einmal vorbeischauen und Mäuschen spielen.

Gerhard Richter Künstlerbücher | 10.02.–29.05.2022 | Neue Nationalgalerie | Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin | Mehr Info

9. Annette Kelm – Bloom & Arghavan Khosravi – TRUTH BE TOLD

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Die König Galerie ist gleich mit zwei neuen Einzelausstellungen ins neue Jahr 2022 gestartet. Zu sehen sind einmal die Arbeiten der in Berlin lebenden Fotografin Annette Kelm, die für ihren dokumentarisch-verspielten Stil bekannt ist. In der Schau in der St. Agnes Kirche sind jetzt bis Februar Fotos aus einer ihrer neueren Serien, "Bloom", zu sehen, für die sie Pflanzen mit Metallfedern zu surreal anmutenden Stillleben arrangiert hat. Die Gemälde der US-amerikanischen Künstlerin mit iranischen Wurzeln, Arghavan Khosravi, hingegen spiegeln die persönlichen als auch politischen Erfahrungen in ihrem Heimatland wider. Für ihre Ausstellung "TRUTH BE TOLD" verbindet sie deshalb immer wieder historische persische Motive mit zeitgenössischen Popkultur-Elementen.

Annette Kalm: "Bloom", bis 13.02.2022 & Arghavan Khosravi: "TRUTH BE TOLD", bis 20.02.2022 | König Galerie | Alexandrinenstr. 118–121, 10969 Berlin | Mehr Info

10. Kenny Schachters – Metadada

© Kenny Schachter | „NFTism letter soup“, 2021

Die Kunstwelt spricht ja momentan von nichts anderem. Die Rede ist von NFTs, Non-Fungible Token. Auch wenn der ein oder andere sich über diese neue Entwicklung noch kein abschließendes Urteil erlauben will oder bisher nicht viel davon hält: Die Szene rund um NFT-Kunstwerke und Cryptokunst allgemein wird weiter wachsen. Einer der bekanntesten und gefragtesten Künstler auf diesem Feld ist Kenny Schachter. Schachter, der aus den USA stammt, ist Autor, Kurator und natürlich Digitalkünstler und spielt in seinen Werken auf verschiedenste Aspekte an. Zum Beispiel auf Metadaten, das Fundament jeder Computersprache, aber er setzt auch herrliche Referenzen, die auf das ebenso nicht Greifbare und Absurde in der Kunst abzielen. Seine Arbeiten können zweifellos als kritischer, aber dennoch humorvoller Kommentar auf die Kunstszene verstanden werden. Schachter zeigt in der Ausstellung "Metadada" im Crypto Kiosk zudem, dass er multimedial arbeitet und denkt, denn zu sehen sind hier sowohl Fotografien und Videos, als auch Gemälde und Skulpturen. Das Besondere: Jedes Werk ist auch eine digitale Datei, für die es selbstverständlich ein NFT-Pendant gibt.

Kenny Schachter, "Metadada" | bis 12.03.2022 | Nagel Draxler, Crypto Kiosk | Rosa-Luxemburg-Straße 33, 10178 Berlin | Mehr Info

11. Bernar Venet, 1961–2021. 60 Jahre Performance, Bilder und Skulpturen

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Die Kunsthalle Berlin, beheimatet in den Hangarhallen 2 und 3 im ehemaligen Flughafen Tempelhof, zeigt mit "Bernar Venet, 1961–2021. 60 Jahre Performance, Bilder und Skulpturen" die erste einer Reihe von Ausstellungen, die in den nächsten zwei Jahren zu sehen sein werden. Der französische Künstler Venet gilt als radikaler Konzeptkünstler, ist aber auch als Bildhauer, Maler und Performancekünstler in Erscheinung getreten. In der jetzt in Berlin stattfindenden Retrospektive sind insgesamt über 150 Werke aus seinem Œuvre versammelt, die ein kompromissloses und umfassendes Bild eines Künstlers ergeben, der sich und damit auch seine Umgebung ständig neu gestaltet. Ein nächster Besuch der Kunsthalle Berlin wird in den nächsten Wochen also Pflicht!

"Bernar Venet, 1961–2021. 60 Jahre Performance, Bilder und Skulpturen" | 29.01.– 30.05.2022 | Kunsthalle Berlin | Tempelhof Flughafen, Hangar 2 (Eingang) und 3, Columbiadamm 10, 12101 Berlin | Mehr Info

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