Mode.Macht.Menschen: Eine Doku über die Schrecken der Textilindustrie
Mode.Macht.Menschen lautet der Titel eines von der Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützten Dokumentarfilmprojektes, das mit Nominierungen überhäuft wird und sogar schon fünf Preise gewinnen konnte. In The Conscience of Clothing – so der internationale Titel – begleiten wir zwei Modebegeisterte bei einer Reise durch Kambodscha und blicken hinter die Kulissen der heimischen Textilindustrie.
Diese ist im südostasiatischen Land allgegenwärtig: Knapp drei Millionen Menschen, also ein Fünftel der Einheimischen, arbeiten in der Textilproduktion. Fast 70% der kambodschanischen Exportware besteht aus Stoffen und Bekleidung für die ganze Welt. Kurz gesagt: Kambodschas Wirtschaft und somit die Bevölkerung ist absolut abhängig vom Weltmarkt und somit den Bedürfnissen der reichen, westlichen Welt. Hier der Trailer des Projekts:
Weshalb viele, darunter natürlich auch große Textilunternehmen, in Südostasien produzieren, ist klar: Hier können sie ihre Produkte möglichst kostensparend herstellen, umgehen die strikten Umweltauflagen ihrer Heimatländer und haben gleichzeitig unendlichen Nachschub an einer Ware, die eigentlich unbezahlbar ist und hier einfach und kostengünstig ausgetauscht werden kann: Menschen.
Die Folgen dieser Praktiken sind vor Ort überall spürbar: Tausende Arbeiter*innen schuften in der Textilbranche in riesigen Fabriken, gänzlich ohne oder nur mit geringem Arbeitsschutz für Löhne, die nicht mal die eigene Existenz sichern. Wenn ein*e Arbeiter*in ausfällt, wird sie einfach ersetzt. Verletzungen oder Arbeitsunfähigkeit sind allein das Problem der Arbeitnehmer*innen, nicht jedoch der Auftraggeber*innen. Beschwerden über die Arbeitsbedingungen werden totgeschwiegen. Arbeit wird hier also als Druckmittel genutzt, denn wer sie nicht hat, kann seine Familie nicht mehr ernähren.
Die Krux an der Sache ist, dass uns all diese Probleme eigentlich bekannt sind! Der Begriff 'Fast Fashion' ist kein unbekannter, er steht wie kaum ein anderer auf der Welt für den Missbrauch von Mensch und Umwelt zu Gunsten der Konsumgesellschaft. Mode.Macht.Menschen ist sich dessen bewusst und gibt der Problematik ein Gesicht. Das Projekt beleuchtet den Menschen im Hintergrund, dessen Leben leider daraus besteht, unsere Wohlstandsgesellschaft zu bedienen, anstatt selbst genießen zu können.
Das Problem daran: Natürlich können wir bewusster einkaufen, wir sollten es auch. So lange der Markt allerdings keine Kehrtwende in Richtung nachhaltiger Produktion und sich damit verbunden essentielle Bedingungen vor Ort ändern, werden arme Menschen kaum davon profitieren können. Hier sind wir als Konsument*in genauso gefragt wie die Politik: Sie bestimmt den Import und Export von Waren und sie ist es, die auf die kambodschanische Regierung Druck ausüben kann, etwas zu ändern. Wir als Konsument*innen, können diese Änderungen einfordern, das ist einer der Grundsätze der Demokratie. Ob es uns wohl gelingt?