Save our Planet für'n Arsch: Nachhaltigkeit ist kein Modetrend

© Ben White | Unsplash

In der vergangenen Woche habe ich unter dem Titel "Nachhaltigkeit vs. Jetset-Leben" festgehalten, dass auch Influencer eine Vorbildfunktion haben. Dabei ging es insbesondere um das Fliegen, das vor allem auf Instagram von vielen Prominenten stilisiert wird. Die Vielfliegerei auch auf Kurzstrecken wird als ein begehrenswertes #Lifegoal dargestellt, was natürlich bei den Followern die Sehnsucht weckt, ihren Vorbildern nachzueifern. Diesem Lifestyle hat die Influencerin Ebru, die auf Instagram unter dem Namen nazjuju bekannt ist und satte 238.000 Follower hat, nun die Krone aufgesetzt. Mit einem Pulli, auf dem "Save our Planet" steht, posierte sie im Terminal des Stuttgarter Flughafens und verzierte das Bild mit der Unterschrift "hey, let's save our planet", gefolgt von dem Hashtag #nurkurznachhamburg.

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Das ist in vierlei Hinsicht erschreckend. Zunächst einmal überrascht die Naivität der Instagrammerin. Nach einigen Kommentaren zur schönen Bildkomposition, der tollen neuen Frisur und der suuuper schicken Brille fragt sich der erste User, was es mit der skurrilen Paarung von Caption und Hashtag auf sich hat. Ebru nimmt diesen Kommentar dankend an. "Gut erkannt, hatte auf so ein Kommentar gehofft", gibt sie als Antwort. Doch es blieb nicht bei diesem einen irritierten Follower.

In den kommenden Stunden brachten Tausende ihre Empörung zum Ausdruck. Statt die Diskussion, die sich durch den Post entfacht hat, anzunehmen und ihren Kanal zur Plattform für bewussteres Handeln zu machen, entzog sich Ebru der Kritik mit dem Argument, die Follower könnten doch gar nicht wissen, wie sie wirklich leben würde, das Dargestellte wäre doch "nur" Social Media. Statt zu diskutieren, zieht sich Ebru lieber in die Opferrolle zurück.

Doch nicht nur das, auch die Reaktion ihrer Fans lässt tief blicken. Statt die sachliche, wenngleich vehemente Kritik auch einiger bekannter Nachhaltigkeits-Influencer zu verinnerlichen und auf ihre Aussage hin zu überprüfen, ließen sie es sich nicht nehmen, ihre Ebru vehement zu verteidigen. Die Ursache der Auseinandersetzung spielt hierbei keine Rolle.

Der Post zeigt, wie viele Menschen es noch hierzulande gibt, die sich ihrer ökologischen Verwantwortung noch immer nicht bewusst sind.

Keine Frage, Kommentare unter der Gürtellinie sind falsch und niemand sollte sich diese bieten lassen. Gleichwohl wird klar, wie sensibel viele Menschen heute beim Thema Nachhaltigkeit sind – und wie viele es zugleich gibt, die sich ihrer ökologischen Verwantwortung noch immer nicht bewusst sind.

Das ist denn auch der Kern des Konflikts. Das fehlende Bewusstsein gepaart mit einem Trend, der so sinnentleert wird, ist der Ökologie-GAU schlechthin. Nachhaltigkeit sollte und darf nicht zum Modetrend verkommen. Vielleicht werden sich auch Ebru und ihre Follower eines Tages darüber klar. Zu hoffen wäre es.

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