Nachtwanderung: 11 Spazierrouten in Berlin, die auch im Dunkeln schön sind
Ich erzähl' euch nichts Neues, wenn ich sage, dass dunkle Parks und Straßen nicht gerade einladend sind. Weil es eigentlich ziemlich schön ist, durch das dunkle und nächtliche Berlin zu streifen, haben wir uns im Berliner Büro umgehört und verraten euch hier 11 Spazierrouten durch Berlin, die nicht gruselig, meist gut beleuchtet und – zumindest unserer Einschätzung nach – nicht gefährlich sind. Unsere Nachtwanderungen führen euch über den Ku'damm und entlang der Spree einmal quer durch Berlin. Enjoy, das nächtlich beleuchtete Berlin ist wirklich wundervoll.
1 Von der Oberbaumbrücke bis zur Elsenbrücke an der Spree entlang spazieren
Die Oberbaumbrücke gehört zweifelsfrei zu den absoluten Touri-Hotpots. Wenn man aber rechts abbiegt, über das Universal-Gelände runter an die Spree geht, sieht das schon ganz anders aus, denn hier ist man basically allein. An diesem Spreeufer fühlt sich Berlin weniger nach Berlin an, als viel mehr nach einer Hansestadt. Links reihen sich große Firmen, Hotels und Luxusapartment-Häuser aneinander, rechts Baustellen, das Arena-Gelände. Wenn hier gerade keine Baustelle ist, kann man über die Elsenbrücke eine ganze Runde spazieren. Auf der Spree tanzen die Molecule Men, ein Blick nach hinten zeigt die durch die beleuchteten Brückenbögen wunderschöne Oberbaumbrücke im besten Licht – und manchmal stehen sogar ein paar Autos mit knutschenden Pärchen auf den verlassenen Parkplätzen. Großstadtromantik nennt man das wohl.
2 Über die Museumsinsel und Unter den Linden flanieren
Unter den Linden und die Museumsinsel sind voll gepackt mit Berliner Sehenswürdigkeiten, schon klar, dass es hier viel zu gucken gibt. Das Schöne an einer kleinen Nachtwanderung über die Museumsinsel ist aber viel mehr, dass sie so wunderbar beleuchtet ist. Wenn ihr vom Hackeschen Markt kommend am Spreeufer entlang lauft, tanzen die Lichter auf dem Wasser, die Kolonnaden des Alten Museums sind ebenfalls beleuchtet und hinten thront der Dom. Vorbei am Alten Museum, durch den Lustgarten oder über die kleine Brücke zum Historischen Museum, egal, welchen Weg ihr wählt, er ist immer mit schönen Lichtern, viel Wasser, toll inszenierten Gebäuden und Ruhe gepflastert.
3 Am Schloss Bellevue vorbei und mit Blick aufs HKW am Ufer schlendern
Die Spree ist überall schön. Besonders schön ist sie aber am Schloss Bellevue, wo ihr abends gemütlich das Bellevue-Ufer entlang schlendern könnt. Den Blick gen Haus der Kulturen der Welt gewannt, kratzt ihr mit eurer Route ein bisschen am Tiergarten und bekommt eine große Portion Romantik serviert. Hakt euch bei eurer Kernfamilie unter und genießt die Ruhe.
4 Vom S-Bahnhof Halensee über den Ku'damm bis zum KaDeWe spazieren
Über den Ku'damm zu flanieren macht natürlich auch tagsüber Spaß, denn dann kann man wunderbar beobachten, wer heute bei Moncler, Chanel, Rolex und Co. mal wieder ein Accessoire im Wert einer Eigentumswohnung shoppt. Nachts, wenn die Schickeria verschwunden ist, bietet sich aber eine fast noch bessere Gelegenheit zum Spazieren, denn dann ist alles beleuchtet, man ist quasi alleine und kann all the way up mit Blick aufs KaDeWe den Berliner Westen genießen. Absolutes Highlight: Wenn die Weihnachtsbeleuchtung aufgehängt wird und alle Bäume leuchten.
5 Aufregende Architektur im Akazienkiez betrachten
Der Akazienkiez ist einer unserer Lieblingskieze in Berlin. Hier ist immer etwas los. Egal, ob man morgens um acht Uhr oder nachts um 23 Uhr vor die Haustür geht, hungrig oder durstig bleibt man nicht lange. Aber auch architektonisch hat er einiges zu bieten: Neben den wunderschönen Klinkerfassaden in der Goltzstraße – seriously, wer würde nicht gerne in diesen Häusern wohnen – könnt ihr hier auch Bauwerke von Hinrich Baller sehen, wie das Baller-Wohnhaus auf der Winterfeldtstraße, oder die Spreewald-Grundschule in der Pallasstraße.
6 Von Moabit aus am Ufer entlang bis zum Schloss Charlottenburg gehen
Wem die Wege am Landwehrkanal tagsüber zu trubelig und in der Dunkelheit zu zwielichtig sind, sollte demnächst einmal einen Abstecher an die Grenze zwischen Moabit und Charlottenburg machen. Hier könnt ihr zu jeder Tageszeit ganz wunderbar am Ufer der Spree entlang spazieren. Ihr startet direkt an der Dovebrücke, wo Landwehrkanal und Spree ineinander fließen, und folgt einfach dem Flusslauf auf Charlottenburger Seite, überquert die Röntgenbrücke (super Spot für ein entspanntes Feierabendbierchen!) und lauft weiter am Uferweg des Österreichparks gen Westen, bis ihr zur Schlossbrücke kommt. Von dort aus geht es zurück ans andere Ufer zum Highlight der Route. Denn es gibt auch ein kleines Sightseeing-Programm inklusive: Am Ziel angekommen, dürft ihr in den späten Stunden nämlich das beleuchtete Schloss Charlottenburg bewundern.
7 Window Shopping zwischen Pappelallee, Oderberger Straße und Kastanienallee
Egal ob tagsüber, abends oder nachts: Die Straßen in Prenzlauer Berg sind mit dem Kopfsteinpflaster, den vielen (sanierten) Altbauten und den kleinen Geschäften im Erdgeschoss schon wirklich sehr hübsch. Wir streifen am liebsten durch die Oderberger Straße, die Pappel- und die Kastanienallee, ganz besonders im Herbst, wenn die Blätter der Alleen schön bunt sind. Wem es tagsüber zu trubelig ist, der*die sollte hier einen nächtlichen Streifzug einlegen, die beleuchteten Schaufenster zwingen einen fast dazu, reinzuschauen und nach Dingen zu gucken, die man vielleicht brauchen könnte. Und wenn euch tatsächlich was gefällt, könnt ihr ja tagsüber noch mal vorbeischauen, support your local und so.
8 An der Eastside Gallery entlang über die Michaelkirchstraße zum Spreeacker gehen
Die Eastside Gallery sieht immer anders aus. Nicht, weil sich die Bilder ändern würden, sondern viel mehr, weil sich ihr Erhaltungszustand schnell ändert: Mal ist sie voller Graffiti und mal sind die Mauern frisch geputzt und super sauber. Wenn ihr die Gallery hinter euch gelassen habt, wird es zwar etwas urbaner – und mit urban meine ich, dass ihr an einer riesigen Straße entlang laufen müsst –, die Straßen sind nachts aber ohnehin nicht so befahren und der Weg lohnt sich, denn dann seid ihr über die Michaelkirchstraße ganz schnell am anderen Spreeufer. Der beste Spot zum Anhalten: hinter den Wohn-Towern am Spreeufer. Hier findet ihr direkt gegenüber des Holzmarkts ein kleines Uferstück mit Sand, Bänken und Betonmäuerchen, auf denen sich wunderbar das Treiben am Holzmarkt und die Lichter auf der Spree beobachten lassen. Nehmt euch am besten ein Kalt- oder Heißgetränk mit und bleibt eine Weile. Psst, knutschen kann man hier auch ziemlich gut!
9 Durch den nächtlichen Bergmannkiez stromern
Will man jemandem das wunderschöne, pittoreske Berlin zeigen, sollte man an den Chamisoplatz gehen. Hier reihen sich charmante, gepflegte Altbauten an süße, kleine Plätze und das über den ganzen Bergmannkiez hinweg. Wenn es bereits dunkel ist, werden die Fassaden mit ihren verschnörkelten Balkongeländern vom warmen Licht der Wohnungen beleuchtet und man kann selbst von der Straße unten Stuckdecken, Flügeltüren und Doppelfenster zählen. Um den French Look perfekt zu machen, stehen hier auf den Straßen oft noch alte Gaslaternen. Dazu gesellen sich hübsche Restaurants, von denen die meisten ihre Gerichte auch zum Mitnehmen anbieten. Pro-Tipp: Holt euch in der Marheineke-Markthalle Snacks und eine Flasche Vino und lasst euch einfach treiben.
10 Durch das beleuchtete Regierungsviertel schlendern
Das Regierungsviertel fällt einem vermutlich nicht als erstes ein, wenn man nach dem "Place to be" in Berlin gefragt wird. Schade eigentlich, denn durch die vielen Brücken und die Spree eignet sich das Regierungsviertel nämlich perfekt zum Spazieren oder Joggen. Im Sommer wird außerdem an die Fassade des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses der 30-minütige Film "Dem deutschen Volke — Eine parlamentarische Spurensuche. Vom Reichstag zum Bundestag" gezeigt. Und im Herbst und Winter, wenn es früher dunkel wird, verwandelt sich das Viertel von einem doch recht leblosen Gebiet in ein Meer aus Lichtern und Spiegelungen.
11 Vom Bötzowkiez durch den Winskiez zum Wasserturm spazieren
Wo sich tagsüber viele junge Familien auf Spielplätzen rumtreiben, herrscht am Abend eine angenehme Ruhe. Startet am besten im Bötzowkiez und lasst euch einfach gen Westen treiben, bis ihr über den Winskiez irgendwann am Wasserturm in Prenzlauer Berg ankommt. Wenn es regnet, glänzen die Bordsteine, im Herbst ist der Boden mit buntem Laub bedeckt und es gibt immer noch Menschen, die Parterre wohnen, wo man reinschauen kann. Soll man nicht machen, schon klar, ein bisschen luschern finden wir aber okay. Lohnt sich auch: Auf den Wasserturm hochlaufen und die Aussicht über das schlafende Berlin genießen.