Unsere 11 Kunststipps für den Januar 2019

Schön, dass ihr wieder hier seid. Willkommen in 2019! Trotz all der Aufregung im Vorfeld ist das eine Jahr mit nur einem Feuerwerk plötzlich rum und das neue da. Das Leben geht weiter wie zuvor, vielleicht mit ein paar neuen Vorsätzen, und auch die Kunst tut, als wäre nichts gewesen. Eher durch Zufall habe ich euch dieses Mal vor allem kostenlose Ausstellungen und Events rausgesucht. Erachtet dies als kleines Geschenk von mir – und vielleicht auch als Motivator.

Porträt Philipp Bergmann und Thea Reifler, 2018 © Rasmus Bell

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Stream Switch im Hamburger Bahnhof

Seit einigen Monaten finanziert Volkswagen Art 4 All jeweils am ersten Donnerstag im Monat den freien Eintritt in den Hamburger Bahnhof. Den Auftakt in 2019 macht die Performance "Stream Switch, 2018" von Philipp Bergmann und Thea Reifler. Hier bewegen sich die Performer zwischen Räumen, Objekten und BesucherInnen, gegen die Schwerkraft materieller und fiktiver Welten. Außerdem könnt ihr die Ausstellungen "Local Histories" und "How to talk with birds, trees, fish, shells, snakes, bulls and lions" sehen, über die hier bereits geschrieben wurde.

Miriam Jonas, Miami, 2017 © Galerie Russi Klenner

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Miriam Jonas in der Galerie Russi Klenner

Miriam Jonas ist gelernte Bühnenbildnerin – und davon zeugen ihre Skulpturen. Wenn diese nicht selbst als Bühnenbild auftreten (weil sie recht klein sind beispielsweise) integrieren sie sich organisch in den Raum. Wie ein Prop beim Film verstärken sie Gesagtes oder greifen die Geschichte ihrer Location auf. Materiell und ästhetisch nehmen sich Jonas’ Skulpturen zurück, während ihr immanent trockener Humor dafür sorgt, dass die Botschaften uns unmittelbar berühren und wir sie nicht so schnell vergessen werden.

© Eva Lempelius, ohne Titel, 2018, Fotografie

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Der blinde Fleck in der Kommunale Galerie

Wo der Sehnerv den menschlichen Augapfel verlässt, existiert ein blinder Fleck, heißt es erklärend im Ausstellungstext. „Der blinde Fleck“ will uns helfen zu sehen, was sich sonst erfolgreich der Aufmerksamkeit entzieht. Die Ausstellung ist ein Projekt des Heinz-Berggruen-Gymnasiums in Zusammenarbeit mit der Ostkreuzschule für Fotografie und verspricht viel Anlass zum Schmunzeln. 

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Julian Rosefeldt bei Videoart at Midnight

Ein Kunst-Highlight aus 2016 war Julian Rosefeldt’s "Manifesto": die großartige Claire Blanchett in 13 unterschiedlichen Rollen von unfassbarer Eindringlichkeit und Glaubwürdigkeit. Eindrucksvoll choreographiert richtete sie sich in regelmäßigen Abständen mit Manifestos von Künstlern, Choreographen, Filmemachern, darunter Jim Jarmusch, Sol Le Witt und Sturtevant, an uns. Rosefeldt gelang damit ein Meisterwerk. Dieser Meister zeigt im Januar bei Videoart at Midnight vermutlich nicht diese Arbeit. Aber meinen Vertrauensvorschuss bekommt er.

Taraxacum Officinale (xy), 2016, Photo: Andrea Rossetti

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Spiros Hadjidjanos bei Future Gallery

Spiros Hadjidjanos vermittelt uns Wissenschaft sehr viel direkter, weil ästhetisch ansprechend, als es die Schule weder versucht geschweige denn geschafft hat. Technik ist in seiner Arbeit gleichermaßen Werkzeug als auch Thema. Mal ersetzt er die Nachricht in der Flasche durch eine Computertastatur, dann macht er sich Technologie zunutze, um Verstecktes zu visualisieren, Details hervorzuheben und uns die Grenzen der uns zur Verfügung stehenden Mittel bewusst zu machen.

© Hannah Sophie Dunkelberg

6
Set in Scene im Haus am Lützowplatz

Vielleicht kennt ihr das: man steht vor einem Bild, sei es ein Foto oder ein Gemälde, und fragt sich wie es außerhalb des Bilderrahmens weitergeht. Was passiert daneben? Was geschah nach dieser Momentaufnahme? Manchmal erwächst aus einer 2D-Zeichnung in unserer Phantasie sogar eine dreidimensionale Szene. In der Ausstellung "Set in Scene" der KünstlerInnen Jack Burton, Hannah Sophie Dunkelberg und Przemek Pyszczek wird genau das gemacht, das Bild und Material weitergedacht, und damit auf die Vielschichtigkeit heutigen Informationskonsums verwiesen.

  • Haus am Lützowplatz Lützowplatz 9, 10785 Berlin
  • Bis 20. Januar 2019 | Geschlossen wegen Ausstellungsumbau vom 07.-17. Januar | Dienstag–Sonntag: 11–18 Uhr
© Ralph Baiker

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Eglė Otto bei Ortner & Ortner Depot Galerie

Eglė Otto malt Aktbilder, die den heutigen Geschlechterdiskursen standhalten können, oder wie es im offiziellen Pressetext heißt: "Eglė Ottos Bildsprache ist so fluid wie die Subjektkonzeptionen der Gegenwart."  Die gezeigten Körper sind nicht gleich also solche zu erkennen. Sie haben keine klare Form, lassen sich keiner eindeutigen Kategorie zuschreiben, was Raum für Interpretationen lässt. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Titel: "Lex mihi ars" steht im lateinischen für "Die Kunst sei mir Gesetz", liest sich aber wie ein herzhaftes "Leck mich am Arsch". Ein erhobener Mittelfinger ans System.

Bronwyn KATZ | Chateau vert, 2018

8
Road to Unconscious bei Peres Projects

Herr Freud war der Überzeugung, dass in unserer Traumwelt alle unterdrückten Erinnerungen und Traumata verborgen liegen. Ansatz seiner Therapie war daher, Zugriff auf diese Traumwelt zu bekommen. Dieser „Road to Unconscious“ folgt die gleichnamige Gruppenausstellung bei Peres Projects mit Künstlern wie Brent Waden und Bronwyn Katz, sowie klassischer afrikanischer Kunst vom Volk der Fang (Gabon), Mumuye (Nigeria), Senufo (Ivory Coast/Mali), und Luba (DR Congo).

Gebäude in Guatemala © Jean Molitor

9
bau1haus im Willy-Brandt-Haus

Noch einmal Bauhaus – wie gesagt gehört dieses Jahr dem einflussreichen Revoluzzer. Obwohl an den Schulen zunächst keine Architektur gelehrt wurde, assoziiert man das Bauhaus heute vor allem mit recht pragmatischen Gebäuden, meist aus Beton und Glas. „Form follows function“ war das Motto und lebt seitdem fast schon als Redewendung fort. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Bauhaus die Reaktion auf ein neues Bedürfnis nach Licht und Luft und nach Wohn- und Stadthygiene, die in die ganze Welt getragen wurden. Die Fotografien von Jean Molitor, die auch in der Publikation „bau1haus“ des Hatje Cantz Verlag aufbereitet wurden, zeigen einige davon.

  • Willy-Brandt-Haus Wilhelmstraße 140, 10963
  • 15. Januar – 30. März 2019 | Dienstag – Sonntag: 12–18 Uhr
  • Eintritt frei | Ausweis erforderlich
Ohne Titel, aus der Serie: Sentimental Journey, 1971 © Nobuyoshi Araki. Courtesy: Museum der Moderne Salzburg

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Nobuyoshi Araki im C/O Berlin

Ich selbst war noch nicht da, aber Vorurteile werden von Reisenden bestätigt: Tokyo ist eine Stadt undenkbarer Kontraste. Einerseits springt einen dort die Zukunft an.  Zugleich bleiben einige Layer der Stadt, nicht nur wegen sprachlicher Barrieren, verschlossen. Widersprüchlichkeiten sind es, die der Fotograf Nobuyoshi Araki Ende der 60er in Tokyo einfing. Die eingefangenen intimen Momente und anonymen Straßenszenen sind sein Kommentar zur Diversität, aber auch Dysfunktionalität der japanischen Gesellschaft. Das C/O zeigt nie öffentlich gezeigte Serien aus Arakis Frühwerk, neben jüngsten Arbeiten aus den Serien Flower / Doll und Sky / Winds und Polaroid-Collagen. 

Screenshot von https://2019.transmediale.de |

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transmediale 2019 im Haus der Kulturen der Welt

Das Festival der Liebe? Die Website der transmediale verspricht uns mehr Herzenswärme als wir es vom Festival für Digitalkultur gewohnt sind. In der diesjährigen Ausgabe des jährlich wiederkehrenden Events wird die Rolle von Gefühlen und Empathie in der digitalen Kultur hinterfragt. Was bewegt uns? Was treibt uns an? Die Fragen beziehen sich auf das emotionale Befinden, aber auch auf Infrastrukturen, über welche Reaktionen und Handlungen heute oft auch als politische Kraft eingesetzt werden. Teil des Talk-, Screening- und Performanceprogramms sind in diesem Jahr Ryan Bishop, !Mediengruppe Bitnik, Felix Stalder und Jussi Parikka.

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