Mal eine kurze Frage: Wann ist eigentlich Pankow gekommen?

© Felix Kayser

Alle reden immer darüber, dass der Wedding kommt. Kennt ihr ja. Und dann sagt jeder: „Wann kommt denn nun der Wedding?“ Weil das zieht sich eben schon ein Weilchen hin. Aber während wir uns den Kopf bei der Frage zu zerbrechen drohen, ob diese Wedding-Sache nur eine hohle Phrase ist oder doch ernst genommen werden kann, ist was ganz anderes passiert. Pankow ist gekommen. P a n k o w. Also wer was auf sich hält, zieht genau da hin, ja besser gesagt, hat seine vier Umzugskisten bereits vor einiger Zeit in eine Robbe verstaut und es sich schon längst im grünen Bezirk gemütlich gemacht. „Pankow ist der neue Spitzenbezirk“, titelte schon vor 2 Jahren die Berliner Morgenpost. Weiter wurde da geschrieben, dass Netto-Pro-Kopf-Einkommen sei mit 1475 Euro tatsächlich sogar das höchste der Metropole. Zudem sei die Arbeitslosenquote mit rund sechs Prozent weit unter dem Durchschnitt in Berlin. Echte Pro-Punkte für den Stadtteil, den viele nur als Endstation der U2 kennen. Aber wann genau ist das geschehen? Wann gab es diese Entscheidung, dass Pankow nun der Underdog unter den Berliner Eckchen sei, dem man nun dringend seine Miete zuschanzen, aber nicht laut darüber sprechen sollte?

Zudem sei die Arbeitslosenquote mit rund sechs Prozent weit unter dem Durchschnitt in Berlin. Echte Pro-Punkte für den Stadtteil, den viele nur als Endstation der U2 kennen.

Der Bezirk selbst scheint auch heute noch ganz überrascht zu sein von den jüngsten Entwicklungen. Schließlich ist Pankow nicht von Sekunde 1 das neue Prenzlauer Berg. Die große Beliebtheit sorgt jetzt erst mal für einige Mängel in der Infrastruktur. So gibt es seit Jahren nicht mal annähernd genügend Schulplätze. 12.000 würden gerade gebraucht werden. Schüler*innen ab der siebten Klasse müssen derzeit bis zu 45 Minuten Fahrtweg für die Bildung auf sich nehmen. Da werden die Kleinen also bereits zu waschechten Pendler*innen erzogen. Bis zu 34 Kilometer müssen sie manchmal insgesamt mit den Öffis zurücklegen. Und der Run auf den Norden der Stadt wird auch nicht so schnell wieder aufhören. Die Prognose lautet: Es wird noch einen Anstieg von 407.000 Bewohner*innen auf 460.000 bis zum Jahr 2030 geben. Kein Wunder: Da gibt es viel Grün, viel Fläche, viel zu entdecken und mit dem Milchmanns Kaffeehaus oder auch dem Stück vom Glück wirklich schöne Cafés, die zum Verweilen einladen. Mit Kilian Kerner hat Pankow auch schon mal einen Promi zu vermelden.

Bereits aktuell kann sich Pankow mit dem Titel als größter Bezirk Berlins schmücken. Und trotzdem gab es bisher keine lauten Prahlereien, wie wir es zum Beispiel vom Wedding kennen. Wir haben keine Riesenankündigungen mitbekommen, in denen es hieß, Pankow sei in den Startlöchern für den nächsten fetten Hype. Wir konnten uns nicht darauf vorbereiten und für die nächste geile Wohnung in die Schlange stellen. Mittlerweile sind wir schon zu spät dran. Ist ja alles schon überfüllt. Nichts geht mehr. Quasi wie die Bitcoin-Geschichte: Als alle darüber ihre Artikel raushauten, hatten wir Durchschnittspeiler keine Chance mehr die Trendwelle mitzunehmen.

Wir haben keine Riesenankündigungen mitbekommen, in denen es hieß, Pankow sei in den Startlöchern für den nächsten fetten Hype. Wir konnten uns nicht darauf vorbereiten und für die nächste geile Wohnung in die Schlange stellen.

Nun können wir uns das Phänomen Pankow nur noch von Weitem betrachten. Fasziniert von den sich plötzlich auftürmenden neuen Anforderungen und Veränderungen. Wir sind sehr gespannt, was da noch passiert. Vielleicht kommt ja das nächste Berghain, eine neue Markthalle Neun und sogar noch ein Roamers in XL dahin und internationale Stars wie Ryan Gosling und Lady Gaga halten sich nur noch im It-Bezirk Pankow auf, wenn sie gerade durch Europa jetsetten. Vielleicht passiert das ja auch ganz bald. Und vielleicht erfahren wir es dann ein bisschen früher und nicht erst, wenn es längst geschehen ist.

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