Berliner am Sonntag: Pause machen im Pyjama mit Karoline Herfurth
Der Sonntag ist heilig! Wir haben uns gefragt, was waschechte, zugezogene oder ganz frischgebackene Berliner an diesem besten Tag der Woche eigentlich so tun? Lassen sie alle Viere gerade sein oder wird doch gearbeitet, was das Zeug hält? Sind sie „Tatort“-Menschen oder Netflix-Binger, Museumsgänger oder festgewachsen am Balkon? Brunchen sie mit Freunden oder trifft man sie allein im Wald beim Meditieren an? Wir haben bei unseren liebsten Berlinern nachgefragt.
Das sagt die Schauspielerin und Regisseurin Karoline Herfurth über ihren Sonntag
Der Sonntag ist für mich ein richtiger Pausentag. Wenn man da was von mir will, wird es schwer. Es muss schon viel passieren, dass ich an dem Tag arbeite. Am liebsten nehme ich mir Zeit für mich und meine Freunde, lasse das Handy links liegen und nehme mir nichts vor.
Sonntagvormittag: Herumbummeln und Brunchen
Ab 10.30 Uhr: Wenn es nach mir geht, stehe ich erst spät auf. Ich liebe den Tag dafür, dass ich oft nicht weiß, was passieren wird. Ich bummele ewig herum. Oft treffe ich aber auch meine Freundinnen zum Brunchen. Aber ich hatte noch nie dieses "fear of missing out". In Clubs war ich eh noch nie viel. Da bin ich vielleicht langweilig. Oder es ist einfach so, weil ich hier aufgewachsen bin und nie Sorge hatte, dass mir was wegläuft. Wenn ich zu viel arbeite, habe ich nur Angst, das Leben meiner Freunde nicht genügend begleiten zu können. Denn die sind wirklich sehr wichtig für mich. Genauso wie meine Familie. Da die in Berlin ist, sehe ich die auch noch häufig sonntags.
In Clubs war ich eh noch nie viel. Da bin ich vielleicht langweilig.
Nur wenn ich gerade viel zu tun habe, kann sozial sein auch zur Verpflichtung werden. Dann erlaube ich mir, faul zu sein. Als ich an „Sweethearts“ gearbeitet habe, schwebte mir der Film die ganze Zeit im Kopf herum. Ich habe ständig davon geträumt – wo soll die Kamera hingestellt werden und solche Sachen.
Sonntagnachmittag: Filmmotive suchen beim Ausflug
Ab 15 Uhr: Wenn ich mal Lust auf einen Ausflug habe, dann geht es beispielsweise in den Botanischen Garten. Oder auf den Reiterhof. Oder ich fahre zur Abwechslung mal über den Wannsee mit dem Dampfer. Es kann aber auch sein, dass es mich nach Potsdam verschlägt. Ich finde es besonders romantisch, vom Schloss Sanssouci am Chinesischen Haus vorbei bis zum Schloss Charlottenhof zu laufen. Da bleibe ich oft stehen und denke mir: Hier muss man mal einen Film drehen! Aber so ist das, wenn man gerade einen Film macht. Als wir für „Sweethearts“ beim Locationsscouting waren, habe ich mich selbst beim Autofahren ständig nach einer schönen Häuserfassade umgedreht. Wobei ich von meinem Szenenbildner gelernt habe: Eine schöne Häuserfassade ist noch kein Motiv. Doch ich hatte einen regelrechten Tunnelblick, weil ich für den Film unbedingt klare Linien, Flachbauten und amerikanisch anmutende Szenerien haben wollte. In der Zeit bin ich ziemlich gefährlich Auto gefahren ...
Schloss Sanssouci | Maulbeerallee, 14469 Potsdam | Dienstag – Sonntag 10–16.30 Uhr | Mehr Info
Sonntagabend: „Suits“ im Pyjama bingen
Gegen 18 Uhr: Wenn ich am Sonntag wirklich frei habe und nicht bei Freundinnen oder Familie bin, dann bleibe ich am allerliebsten die ganze Zeit im Schlafanzug und gehe nicht raus. Ich binge so was wie „Suits“, denn da kann ich mich richtig berieseln lassen. Aber ich gucke auch wahnsinnig gerne Filme. So zwei oder drei hintereinander. „Moonlight“ und „Thelma & Louise“ zum Beispiel. Wobei ich diese dann weniger zum Abschalten gucke. Ich achte da schon darauf, wie die Kamera genutzt oder wie wohl das Drehbuch dazu geschrieben wurde. Wenn es dunkel ist, merke ich, dass es schon abends ist. Und dann überlege ich mir, ob ich noch einen weiteren Film schaffe. Wahrscheinlich habe ich zwischendrin auch mal Hunger, hole mir also was zu essen und gehe danach direkt wieder vor den Fernseher. Das war’s. Selbst Kino ist an dem Tag nichts für mich. Das liebe ich zwar, gehe da auch regelmäßig hin, aber dann eben unter der Woche. Für mich geht es am Sonntag ums Chillen.
Alle reden immer von Selbstoptimierung, aber dabei wird unterschätzt, wie wichtig Pausen sind. Man wird nicht besser, nur weil man die ganze Zeit rennt und ständig was macht.
Alle reden immer von Selbstoptimierung, aber dabei wird unterschätzt, wie wichtig Pausen sind. Man wird nicht besser, nur weil man die ganze Zeit rennt und ständig was macht. Gerade in einem kreativen Beruf wird man stärker und besser, wenn man sich entspannt. Ich habe jedenfalls keine Angst vor dem Nichtstun. Zeit verplempern ist für mich mittlerweile total wichtig. Früher habe ich bei jeder freien Stunde sofort gedacht: Wie kann ich die jetzt nutzen? Aber diesen Nutzwahn finde ich falsch – dieses Gefühl, das immer etwas dabei Rauskommen muss. Es ist gut, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Und ich finde es gar nicht mal so unmutig, sich selbst für eine lange Zeit auszuhalten. Langeweile zu haben. Danach kommen nämlich die kreativsten Ideen.
Wort zum Sonntag: Mach' mal Pause!
Bei „Sweethearts“ (Kinostart: 14. Februar) führte Karoline Herfurth Regie, stand vor der Kamera und schrieb das Drehbuch mit.