Ihr werdet nicht glauben, was ihr alles über euch erfahrt, wenn ihr euch selbst googelt

© Hella Wittenberg

Für viele Menschen, vor allem junge, ist das Internet wie ein zweites Zuhause. Wir kommunizieren über Messenger-Apps mit unseren Freunden, wir hören über Spotify Musik, wir schauen Filme und Serien auf Netflix, wir lesen Artikel und Bücher digital. Ein Großteil unseres Lebens spielt sich im Digitalen ab. Eine Studie von ARD und ZDF zur Online-Nutzung zeigt, dass diejenigen, die das Internet vor allem mobil auf dem Smartphone nutzen, rund 209 Minuten surfen, also mehr als drei Stunden am Tag.

Mich hat die Zahl überrascht, ich dachte nämlich, dass es sogar mehr Stunden wären. Allerdings habe ich auch einen Job, der mich quasi dazu zwingt, noch viel mehr das Internet zu nutzen als, sagen wir, eine Ärztin oder ein Bauarbeiter: durch Recherche, Schreiben von Artikeln, Posten auf Social Media etc. Bei all dem, was wir online machen, hinterlassen wir Spuren. Und ich wollte mal wissen, wie viele Spuren ich im Laufe meines digitalen Lebens so hinterlassen habe.

Vorab: Keine Spuren zu hinterlassen ist fast unmöglich. Ein paar Tricks gibt es dennoch. Checkt zum Beispiel regelmäßig eure Datenschutzeinstellungen auf den Plattformen, auf denen ihr angemeldet seid. Nutzt den privaten Modus zum Surfen, um euch vor Trackern zu schützen, die eure Bewegungen auf einer Website verfolgen. Und nutzt sichere Browser wie Firefox von Mozilla, einer Stiftung, die Produkte entwickelt, mit denen ihr geschützter im Internet surfen könnt. Firefox Klar ist zum Beispiel direkt mit einem Schutz vor Tracking ausgestattet. Der "normale" Firefox-Browser bietet eine Erweiterung, mit der ihr eure Webaktivitäten bei Facebook kontrollieren könnt. Wie ihr etwas unsichtbarer im Internet werdet, verraten wir euch sogar in diesem Artikel.

Ich habe mich eine Stunde lang selbst gegoogelt

Aber zurück zu meiner Internethistorie. Alles, was ich über mich herausgefunden habe, ist mir natürlich nicht neu. Aber wer wissen will, wie meine Biografie aussieht, welche Themen mich interessieren und welche Einstellung ich habe, kann ein schönes Profil von mir erstellen.

Das fängt allein damit an, dass ich Redakteurin bei Mit Vergnügen bin und hier ziemlich viele Artikel veröffentlicht habe, die ganz gut meine Gesinnung und Vorlieben widerspiegeln. So führt der erste Eintrag der Suche meines Namens sowohl bei Google als auch bei Yahoo auf mein Autorenprofil bei Mit Vergnügen, auf dem man ja eh alle Artikel lesen kann, die ich seit 2014 hier veröffentlicht habe. Weitere Links führen zu dem Pinterest-Profil von Mit Vergnügen, wo Fotos von mir veröffentlicht wurden. Auch die Bildersuche führt vor allem zu Fotos, die auf Mit Vergnügen von mir erschienen sind.

Einer der ersten Treffer ist ein öffentlicher Facebook-Post auf der Seite einer befreundeten Band, die sich mal einen Scherz mit mir erlaubte. Darauf folgt ein seeeehr alter Artikel auf welt.de, in dem ich mit 15 anscheinend mal was über Flip Flops gesagt habe. Die Artikel genauso wie meine Aussage sind so sinnlos, dass ich lachen muss.

Die Suche ergibt außerdem, dass ich an der Beuth Hochschule für Technik Druck- und Medientechnik studiert habe, weil das Unimagazin Nachdruck von 2014 hochgeladen wurde und eine ehemalige Kommilitonin eine Präsentation von 2015 auf Slideshare veröffentlicht hat. Man erfährt, dass ich bei dem Filmverleih Studiocanal in der Presse und bei dem Bildungsstartup K.lab Berlin gearbeitet habe. Man findet Artikel von mir für das Leipziger Stadtmagazin Kreuzer, für das Online-Radio detektor.fm und für Filmriss, das ehemalige Filmmagazin der Uni Leipzig sowie die Info, dass ich letztes Jahr in der Jury der Kultur- und Kreativpiloten saß-

Nicht verwunderlich ist, dass man meinen privaten Blog über das Impressum findet und einen etwas kurzlebigen Blog über Barcelona, der eine Saison hielt, aber immer noch online ist (note to self).

Dass ich ein (öffentliches) Couchsurfing-Profil habe, wusste ich gar nicht mehr. Und auch mein leeres Etsy-Profil findet man easy. Ein bisschen gruselig finde ich, dass es eine Liste gibt mit Facebook-Veranstaltungen, für die ich mich mal angemeldet habe. Und eine komplette Liste der geladenen Gäste der Premiere des Stücks The One im Friedrichstadtpalast, an der ich teilgenommen habe, gibt es auch online.

Unternehmen wissen noch viel mehr

Es gibt noch einige Einträge mehr, die belangloser sind, aber das Bild von mir vervollständigen. Und das sind nur die Infos, die man findet, wenn man mich googelt. Was Unternehmen wie Facebook oder Google durch meine Aktivitäten, Sucheingaben, Likes, Kommentare und gesharten Bilder bei Instagram, meine Nachrichten bei Whatsapp und Facebook, meine Käufe in Online-Shops, meine angesehenen Videos und all die Cross-Referenzen von mir wissen, möchte ich mir gar nicht ausmalen. Wahrscheinlich kennen sie mich besser als ich mich selbst.

Was wir von uns preis geben, während wir im Internet surfen – darüber sollten wir uns trotzdem immer im Klaren sein. Mozilla hat dazu eine ganze Podcast-Reihe produziert und ich empfehle vor allem diesen hier zum Thema. Es war nie leichter, ein Profil von jemandem zu erstellen, ihn im schlimmsten Fall zu stalken und zu überwachen. Der einfachste Schritt besteht ja schon darin, seine privaten Social-Media-Profile nicht öffentlich zu machen. Deswegen findet man mein Facebook- oder Instagram-Profil zum Beispiel auch nicht. Bis gestern fand man mich allerdings auf LinkedIn, obwohl ich dachte, ich hätte das Profil nur für LinkedIn-Nutzer sichtbar gemacht.

Tja, es ist gar nicht so schlecht, sich hin und wieder selbst zu googeln.

Dieser Artikel ist gesponsert von Firefox.

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