Was passiert mit der Radskulptur vor der Volksbühne?

© Ilona Hartmann

The times, they are a-changin': Seit 1994 steht vor der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz die mittlerweile verrostete Radskulptur des Schweizer Designer Rainer Haußmann und hat sich über die Zeit untrennbar mit der imposanten Säulenfassade ins optische Gedächtnis eingebrannt. Zum Ende der aktuellen Spielzeit im Juli wird sie nun endgültig abgebaut – als Zeichen des Protests.

Wie so oft in den letzten Monaten hängt auch diese Entwicklung mit dem Streit um den neuen Intendanten Chris Dercon zusammen. Der Brite, der zuletzt die Tate Modern Gallery in London leitete und zu neuen Besucherrekorden verhalt, steht in der Kritik, keine klare künstlerische Vision für die 1890 gegründete Volksbühne mitzubringen, wenn er ab Ende des Jahres deren Führung übernimmt.

So nackt wie vor etwa 100 Jahren sieht die Volksbühne bald wieder aus | © Bundesarchiv, Bild 146-2002-003-33A / Frankl / CC-BY-SA 3.0

Sowohl der Designer selbst als auch der scheidende Intendant Frank Castorf und viele Mitarbeiter der Volksbühne haben den Abbau angeregt. Es sei, so Chef-Dramaturg Carl Hegemann, die sauberste und klarste Lösung. Denn wenn das Rad stehenbliebe, so Hegemann weiter, würde das eine Kontinuität in der Geschichte des Hauses suggerieren, die es so nicht gäbe.

Die Symbolik des Rades ist eng verwoben mit der jüngsten Historie des Theaters: Es wurde anlässlich Castorfs Inszenierung "Räuber von Schiller" von 1990 entworfen und soll an die sogenannten Gaunerzinken erinnern – Geheimzeichen, mit denen sich Räuber oder fahrendes Volk untereinander verständigen. Ein Kopfnicken in Richtung der rebellischen Tradition, in der die Volksbühne stand – zumindest bislang. Was passiert, wenn sich das Rad nun nicht mehr auf der Grünfläche dreht, bleibt abzuwarten.

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