Erdbeertraum und Freizeitpark – Zu Besuch auf Karls Erlebnis-Dorf

© Kerstin Musl

Jeder, der gern Erdbeeren isst, kennt Karl. Aber auch alle anderen kommen um Karl nicht herum. In Berlin ist Karl so etwas wie der Bote des Sommers. Wenn man im Frühling die ersten roten Häuschen in der Stadt sieht, weiß man, dass es bald soweit ist – mit den Erdbeeren natürlich, aber auch mit dem Sommerbeginn. Ab jetzt kann man sich seine Erdbeeren morgens genüsslich in den Frühstücksjogurt, mittags auf den Salat und abends in den Daiquiri mixen. Man kommt jetzt nicht mehr um Erdbeeren herum und Schuld daran ist natürlich auch Karl.

Karl Dahl verkaufte bereits 1921 Obst und Gemüse auf Wochenmärkten. Während des Krieges musste er von Mecklenburg-Vorpommern nach Schleswig-Holstein flüchten, wo er sich auf Erdbeeren spezialisierte. Sein Sohn Karl-Heinz half ihm bereits im Jugendalter und vor allem dessen Sohn, Robert Dahl, wurde nach der Wende zum tüchtigen Geschäftsmann. Nicht nur kehrte er nach Meckpomm zurück, um dort einen Erdbeer-Hof aufzubauen, er machte ein ganzes Erdbeerimperium daraus, das wir heute als „Karls Erlebnis-Dorf“ inklusive vieler verschiedener Verkaufsbuden kennen, die bereits sein Vater Anfang der 90er Jahre etablierte.

Erlebnisbauernhof für die ganze Familie

Heute gibt es fünf Erlebnisdörfer, drei in Meckpomm, eines bei Lübeck und seit 2014 auch eines in Elstal westlich von Berlin. Dabei sind die Dörfer nicht nur kleine Höfe, auf denen Erdbeeren verkauft werden, sondern richtige Freizeitparks und Erlebnisbauernhöfe aus dem Lehrbuch für naturferne Großstädter. In Berlin kann man in der Bäckerei sowie der Marmeladen- und Bonbonmanufaktur dabei zuschauen, wie Lebensmittel hergestellt werden; für Oktober 2017 ist die Eröffnung einer Gummibärchenmanufaktur geplant. In Rövershagen, dem allerersten Erlebnis-Dorf, gibt es sogar noch eine Seifenküche, eine Schokolaterie und eine Kaffeerösterei. Dort kann man übrigens auch selbst Erdbeeren pflücken und die 1200 PflückerInnen unterstützen, die zur Erdbeersaison täglich ab 4 Uhr morgens auf dem Feld stehen.

„Mit fremden Erdbeeren arbeiten wir nicht!“, sagt uns der PR-Leiter des Hofes in Berlin, während er uns über das Gelände führt und wir aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Ich möchte mich nicht nur am liebsten einmal komplett durch das gesamte Lebensmittelsortiment in dem riesigen backsteinernen Laden futtern („Alles selbstgemacht!“), sondern mich auch auf allen Attraktionen, die eigentlich für Kinder gedacht sind, austoben. Es gibt eine Riesenschaukel, Hüpfkissen, einen Irrgarten, Rutschen, eine Kletterwelt, eine Traktorbahn, eine Schatzhöhle, sogar eine Eiswelt, noch bis Ende August eine Riesenwasserrutsche und ab dem 14. Juli 2017 sogar ein Maislabyrinth. Wer hier auch als Erwachsener keinen Spaß hat, der hat wohl generell keinen Spaß im Leben.

Ab 2019 entsteht ein Resort

Aber selbst hier hört der Unternehmergeist der Familie Dahl nicht auf. Ab 2019 soll neben dem Hof in Berlin auf einem alten Militärgelände ein Resort mit 2000 Betten entstehen. Dann können die Besucher in Baum- oder Bienenhäusern schlafen, in einem künstlichen See baden, mit einer Seilbahn fahren und in verschiedenen Manufakturen bei der Herstellung von Lebensmitteln dabei sein. Die Nähe zu Berlin macht das Vorhaben natürlich perfekt, weil die gestressten Großstädter hier ein bisschen Erholung finden und die Touristen von der Landluft und der Nähe zur Hauptstadt profitieren können.

Wer Wert auf Details legt, der wird auf den Erlebnisdörfern seine große Freude haben. Die Kassen bestehen aus alten John-Deere-Traktoren, Kuhställe wurden zu Sitzgelegenheiten umfunktioniert und alte Milchtroge dienen als Absperrung. So durchgeplant und gestylt, wie hier alles ist, läuft aber nicht alles ab. Eine Halloween-Aktion lief mal vollkommen aus dem Ruder. 20.000 Verkleidete kamen angereist und parkten aufgrund von Platzproblemen auf dem Seitenstreifen der angrenzenden Autobahn. Die Polizei drückte zwar ein Auge zu, aber „das nächste Mal arbeiten wir mit Anmeldungen“.

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