Anwohner in Tegel rebellieren gegen ein 42 Meter hohes Kunstwerk

© Urban Nation

Seit zwei Wochen prangt an einem Wohnhaus in Tegel-Süd ein 42 Meter hohes Mural des spanischen Künstlers Borondo. Es zeigt ein Mädchen, das durch ein Loch in der Wand in einen Wald schaut, wo ein mit Pfeilen durchbohrter Mann steht. Das Kunstwerk ist Teil des Projektes "Artpark Tegel", dass das Wohnungsunternehmen Gewobag zusammen mit den Künstlern von "Urban Nation" realisiert. Insgesamt sind sieben Kunstwerke geplant, fünf sind bereits fertiggestellt.

Die Interpretationen sind bisher zahlreich. Die einen sagen, dass es ein blutüberströmtes Flüchtlingsmädchen sei, die Anwohner sind verärgert und nennen das Mural "depressiv". Borondo selbst hat sich seitdem in einem ausführlichen Statement auf Facebook zu seinem Kunstwerk geäußert.

The wall is divided in two side with a gap of windows in the centre so I used this gap to represent a wall that creates a double dimension. On the left side there's a figure looking through a hole, while the right side depicts St. Sebastian inspired by renaissance paintings inserted in a snow forest with a cloud accumulation on top. The "wall" represents a division, a frontier and in this case creates a distance: outside the drama and inside an empty room with a small hole from which one can see the reality. A reality that we may pretend to not see but we need to be curios - as the child depicted here - to know and understand.
The gap is contemporary Europe, which seems to keeps our children safe and far from what's going on in countries very close to our home. Often this way creating fears and closing doors to problems that are a direct consequence of our economic politics.
It seems superficial that there should be a controversy about a wall that since it contains red as merely a color it is suggested this speaks about blood, while so many people next door are suffering a brutal reality.

Borondo selbst gibt zu, dass der Bezug zur Flüchtlingsdebatte bestehe, zumal in der Nachbarschaft demnächst eine Unterkunft entstehe. Aber nur weil er Rot als Farbe nutze, heiße das noch lange nicht, dass es Blut darstelle. Über das Thema des Murals habe er freilich lange nachgedacht und er hoffe, dass sich die Anwohner genauer mit dem Kunstwerk auseinander setzen, als es leichtfertig zu diskreditieren. Er mache Kunst, keine Dekoration. Und die gefalle nun mal nicht allen.

Trotz allem setzt sich mittlerweile die Kiez-Initiative "I love Tegel" mit dem Sammeln von Unterschriften gegen das Mural ein, wie der rbb berichtet. Der Initiator Felix Schönebeck fordert eine Anwohnerumfrage, um ein realistisches Stimmungsbild zu zeichnen und habe bereits 350 Unterschriften gesammelt.

Immerhin: Die Gewobag stellt sich hinter das Kunstwerk und habe nicht vor, es zu entfernen. Im Herbst nach Fertigstellung aller Kunstwerke gebe es dann eine Veranstaltung mit und für die Anwohner.

Was denkt ihr über das Mural?

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