Wohnungen und Büros statt Sex, Drugs & Rock'n'Roll auf dem RAW?
Wenn es um unsere Lieblingsorte des Vergnügens geht, läuten bei uns die Alarmglocken immer besonders laut. Erst im Januar haben wir über das neue Party-Areal "Haubentaucher" berichtet, das derzeit zwischen Astra und Neue Heimat auf dem RAW-Gelände entsteht. Sicherlich eine Weiterentwicklung des Areals, dennoch wird eine zunehmende Kommerzialisierung und weitere Gentrifizierung des Gebietes rund um die Revaler Straße befürchtet.
Am 9. März berichtete nun die taz, dass ein Großteil des RAW-Areals für 20 Millionen Euro an die Kurth Immobilien GmbH verkauft wurde. Um genau zu sein: der Westteil des Geländes, auf dem sich u. a. Astra, Urban Spree, Cassiopeia und Suicide Circus befinden. Bereits 2013 wurde das Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks nach Streitigkeiten innerhalb der Investoren in zwei Teile geteilt, den Ost- und Westteil. Der Ostteil, auf dem sich die Neue Heimat befindet, ist im Besitz der deutschen RED Berlin Development, der Westteil gehört zur isländischen BNRE Investment – und diese haben ihren Teil nun an Kurth Immobilien verkauft.
Das rot markierte Gebiet gehört nun der Kurth Immobilien GmbH
Die Clubs mussten aus der Zeitung von dem Verkauf lesen
Wirklich kritisch an der Sache ist, dass bisher keiner so genau weiß, was Kurth Immobilien mit dem Gelände vor hat. Die Berliner Zeitung berichtete am 10. März, dass die Kurth Gruppe Büros bauen wolle. Lauritz Kurth, Geschäftsführer der Kurth Gruppe äußert sich inzwischen zu den Spekulationen und versicherte, dass die bisherige kulturelle Nutzung erhalten beziehungsweise ausgebaut werden solle. Aber wie diese Planung aussehen und zusammen passen soll, weiß weder der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg noch die Stadt und schon gar nicht die ansässigen Clubbetreiber – die mussten nämlich aus der Zeitung von dem Verkauf lesen. "Urban Spree read the news in the press like everyone. We were not officially or off-the-record informed about the sale process", schrieb mir Pascal Feucher vom Urban Spree. Das Astra möchte derzeit liebe keine Stellung nehmen, die Füße still halten und abwarten.
Der Unmut ist verständlicherweise groß, denn was mit den ansässigen Clubs wirklich geschehen wird, ist ungewiss. Die Investoren werden sicher versuchen, auch den Ostteil des RAWs zu erwerben, um das Gelände eventuell komplett neu zu strukturieren, denn: „Wer viel Geld ausgibt, will auch viel verdienen“, sagt der Vorsitzende des Friedrichshainer Stadtentwicklungsausschusses, John Dahl, gegenüber der taz. Bereits in der Vergangenheit haben Investoren versucht, das Gelände für Neubaus zu nutzen, was bisher abgewehrt werden konnte. Bleibt zu hoffen, dass nicht ein weiteres kulturelles Zentrum dem Profitwahn zum Opfer fällt.
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