REISEVERGNÜGEN – In 11 Fotos durch Osteuropa
Lucas, Robin, Jonas und Peter kennen sich noch aus der guten, alten Schulzeit. Sie nehmen uns mit auf ihre Reise durch die Steppe Ungarns, die Gebirge Rumäniens und in die Metropole Istanbul und zeigen uns Kulturen und Menschen, denen sie auf ihrem Weg begegnet sind. 7700 Kilometer on und off the road, sechs Wochen Reise. Bereit für einen Road Trip? Los geht's!
Wenn man sich nach Assoziationen zum Thema Reisen umhört, wird man häufig "Sommer, Sonne, Strand" hören. Manche schwärmen vom so wunderbar dunkelblau gefärbten Poolwasser oder von der perfekt servierten Piña colada nach dem All-Inclusive-Buffet. Aber ist das wirklich Reisen? Wir finden nicht. Zum Reisen gehört das Abenteuer. Das Ungewisse. Das Neuentdecken. Sich ausprobieren und neue Wege gehen – manchmal auch den falschen.
"Piep Piep. Piep Piep." Der Wecker klingelt um fünf Uhr morgens und reißt uns aus dem erholsamen Schlaf. Unser Zelt steht auf der Spitze eines Hügels irgendwo im rumänischen Hinterland. Es ist kurz vor Sonnenaufgang und wir möchten die Gelegenheit nutzen, ein paar Fotos zu schießen. Es lohnt sich, denn zu dem blau-violetten Himmel des Sonnenaufgangs gesellen sich zwei Hirten und ein paar dutzend Schafe. Es sind diese unvorhersehbaren, scheinbar unwichtigen Momente beim Reisen, die es wert sind, auf ein bisschen Sicherheit und einen Plan zu verzichten. Denn das sind die Momente, die für immer in Erinnerung bleiben.
Wir fahren mit dem Jeep quer durch den Balkan – manchmal ist die Straße ruppiger als die Wege abseits der Piste. Wir sind in Rumänien auf unserem Weg zu den Karpaten. Diese relativ breite Straße führt uns nicht nur bis zum Fuße des Gebirges, sondern auch quer durch zahlreiche, winzige Dörfer. Als wir uns für diesen Schleichweg entscheiden, ahnen wir nicht, dass uns auf einer Strecke von 20 Kilometern ganze vierzig Baustellen mit Ampeln erwarten würden – so schaffen wir statt den anfangs geplanten 200 Kilometern an diesem Tag nur 50 Kilometer. Bei acht Stunden Fahrt!
Ganz besonders sind die Nächte im Freien, umgeben von nichts außer einer sternenklaren Nacht. Wir campen in der Mitte der ungarischen Puszta. Nach einer knappen Stunde Fahrt über weite, flache Wiesenflächen haben wir uns einen Platz am Rande eines kleinen Waldes gesucht und unser Zelt aufgeschlagen. Habt ihr schonmal eine Sternschnuppe gesehen? Wer ganz genau hinschaut, darf sich etwas wünschen!
Lautes Hupen einer Fähre, quietschende Schienen der Straßenbahn, wirres Gelächter, Möwenschreie, entfernter Muhizingesang: Wir sind in Istanbul. Nach knapp dreitausend Kilometern quer durch Österreich, Ungarn, Rumänien und Bulgarien haben wir unser Ziel erreicht. Besonders beeindruckend ist der Besuch der Blauen Moschee. Wie jede Moschee darf auch diese nicht mit Schuhen betreten werden. Kniend betrachten wir zwischen Menschengewirr die gigantische, verzierte Innenkuppel. Ein majestätischer Anblick!
Wir sitzen in einem beschaulichen Straßencafé auf der kleinen, griechischen Insel Chios in der Stadt Pyrgi. Während der Mittagssonne und umgeben vom Dorfgetümmel genießen wir ein kühles Bier. Wir bestaunen die mit Xista dekorierten Häuserfassaden und beobachten die zahlreichen, vornehmlich älteren Herrschaften beim Mastixsträuchern picken. Mehr als zwei Millionen Mastixsträucher sollen auf Chios wachsen. Schon im Altertum wurde das Harz der Sträucher als Medizin verwendet. Heute gibt es vielfältige Möglichkeiten der Anwendung – vom Likör bis hin zur Zahnpasta.
Wir fanden es schon immer total faszinierend, den Milky Way zu fotografieren. Ist es nicht spannend, dass die Kamera durch eine Langzeitbelichtung Lichter festhalten kann, die wir mit unserem menschlichen Auge nicht sehen können? Bei uns in der Heimat, in Frankfurt am Main, ist es wegen den hellen "Störrlichter" des Frankfurter Flughafens und der Innenstadt kaum
möglich, die Milchstraße zu fotografieren. Und so vergeht kaum eine Nacht, in der wir uns nicht losmachen, um die Sterne zu fotografieren. Eine tägliche Nachtwanderung durfte auf unser Reise also nicht fehlen!
Zugegeben, wir tun uns schwer mit Albanien. Nein, wir können nichts Negatives berichten. Uns fehlt es an nichts und wir haben bisher auch nur positive Erfahrungen mit den Einheimischen gemacht. So zum Beispiel auch mit diesem freundlichen Zeitgenossen, der gerade zu Fuß auf dem Weg zum nächsten, zehn Kilometer entfernten Dorf ist. Er ist regelrecht stolz, als wir ihn fragen, ob wir ihn fotografieren dürfen. Aber man merkt dem Land und den Leuten einfach noch sehr die sozialistische Vergangenheit an. Wir verbringen nur zwei Tage in Albanien und fahren die gewundene, schmale Küstenstraße von Süd nach Nord parallel zur Autobahn. Wunderbare Aussichten und kurviger Fahrspaß inklusive!
Die Pitzwitzer Seen. Egal, wen wir fragten, jeder sagte uns vor der Reise, dass wir unbedingt diese Wasserfälle und Seen in Kroatien besuchen müssen. An dem Tag schaffen wir es gerade so, vor Einlassschluss um 15 Uhr den Park zu betreten. Eigentlich soll der Rundgang nur zwei Stunden in Anspruch nehmen, sodass man die letzte Fähre, die die Besucher wieder zu den Parkplätzen bringt, spätestens um 19.30 Uhr nehmen kann. Wenn man allerdings wie wir jedem Fotomotiv hinterherjagt, kann dieser Rundgang auch schnell fünf Stunden dauern. Ein Hoch auf die kroatische Gastfreundschaft und den freundlichen Fährenmeister, der auch lange nach den Besucherzeiten nur für uns noch eine Fähre startete und uns davor bewahrte, den gesamten Rundweg mitten in der Nacht noch mal antreten zu müssen.
Wir treffen Gabriel an einem Aussichtspunkt in der nähe der Klöster. Er ist mit einem großen, alten, mit Küche und Schlafplatz ausgebautem VW-Bus unterwegs – man kann bereits von außen durch die Fenster blickend erahnen, dass dieser Kerl einige Geschichten zu erzählen hat. Wir laden ihn zu uns zum Essen ein – Peter kocht und wir sind auf Gabriels Erzählungen gespannt: Er spricht von der maroden, italienischen Wirtschaft, der Korruption der Mafia und vom Sinn des Lebens. Selten haben wir einen Menschen getroffen, der so viel zu erzählen und zu sagen hatte wie dieser langbärtige Mann. Wie viel entgeht uns täglich, weil wir mit unseren Scheuklappen und unserem stumpfen Blick auf die Welt Menschen und Dinge falsch bewerten? Gabriel hat uns zweifelsohne eine Menge zu Denken gegeben.
Einen Gipfel zu besteigen und zwischen den Wolkenlöchern die Aussicht auf das Voralpengebiet zu genießen ist ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit. Nach gut fünf Stunden Fußmarsch sind wir auf dem Gipfel der Benediktenwand angekommen. Der dichte Nebel lässt die steinige Aussicht in einem märchenhaften Antlitz erscheinen und der sanfte Wind bietet eine erfrischende Abkühlung. Wir tragen uns in das Gipfelbuch ein und freuen uns auf den Abgang – ein kühles, bayerisches Bier wartet!
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Vielen Dank an die vier Jungs für ihren Reisebericht. Noch mehr Impressionen und wichtige Reiseinfos findet ihr auf ihrem Blog "Off-road to Istanbul".