Das Birdhain ist ein Club für alle Vögel, die nicht ins Berghain kommen
Was macht man, wenn man in Berlin wohnt, ab und zu ins Berghain zum Feiern geht, ein wenig Langeweile und einen Balkon hat? Klar, man baut ein Vogelhaus mit dem genialen Namen "Birdhain". Wir möchten auch unbedingt dieses grandiose Balkonaccessoire und haben deswegen dem Besitzer und Baumeister Malte Jensen (der eigentlich Werbemensch ist) nach einer Bauanleitung und weiteren wichtigen Details zur Entstehung des Birdhains gefragt.
Wie bist du auf die Idee für das Birdhain gekommen?
Ich wollte mir einfach nur ein Vogelhaus für meinen Balkon bauen. Das allein finden manche wohl schon seltsam genug. Aber nun gut, wenn ich mir schon selbst eins baue, warum dann eins mit Spitzdach und vier gleichen Wänden? Warum nicht etwas interessanteres? Ich mag Kontraste. Vogelhaus, kleiner Balkon – das sind wohl die spießigsten Sachen überhaupt. Und das Berghain einer der unspießigsten Orte, die ich mir vorstellen kann. Dann fiel mir der Name ein und das Birdhain war geboren.
Was muss man beim Bau eines Birdhains beachten? Hast du eine Anleitung für uns?
Die wohl schwerwiegendste Entscheidung war der Maßstab. Es musste in meinen Augen so groß werden, weil die Proportionen aus Vogel und Hain stimmen mussten. Das Material sollte leicht zu verbauen und wetterfest sein. Achja, ich habe gelernt, dass man Lacke auf Wasserbasis verwenden sollte, zum Wohle der Vögel natürlich. Der Rest ist Improvisation und Ausprobieren. Ich glaube, wenn man einen Plan hat, sich konzentriert, sich Zeit nimmt und mit Verstand an so ein Projekt herangeht, dann kann das wirklich Jeder. Es sind nur ein paar Schrauben, Leim und Lack. Ich habe aber einen riesigen Bauplan im Maßstab 1:1 gezeichnet um Fehler zu vermeiden. Da ist mir dann eine Tasse Kaffee drüber ausgelaufen.
Bist du ein strenger Türsteher? Welche Vögel würdest du nicht in dein Birdhain lassen?
Im Birdhain ist für jeden Vogel Platz. Ich bin schon um den durchschnittlichsten Spatzen froh, da will ich keine Prioritäten setzen.
Wie kommt das Birdhain bisher bei den Vögeln an?
Sie haben ein paar Tage gebraucht, um zu verstehen, was das für eine Kiste ist und dass es da Futter gibt. Ich glaube die Strobo-Beleuchtung in der Panne-Bar hat sie eher abgeschreckt. Was keiner so richtig verstehen kann. Mittlerweile sitzen sie da schon zu zweit und zu dritt und stehen morgens Schlange.
Wann warst du zuletzt im Berghain? Hast du eine Lieblingsstory, die du uns verraten willst?
Das letzte Mal Berghain ist schon Monate her, was auch einer Kreuzband-OP im Januar geschuldet ist. Das Birdhain war wohl auch eine Art Sehnsuchtsbewältigung für mich. Die besten Geschichten aus dem Berghain sollten im Berghain bleiben. Hingehen und selbst erleben.
Was kommt als nächstes, ein Watergate für die Enten im heimischen Garten?
Eine Überlegung wäre es wert, aber nein. Ich mag gute Ideen und das Birdhain scheint so eine gewesen zu sein. Da hat vieles gepasst. Aber die Idee zu adaptieren oder zu multiplizieren – das würde die Sache verwässern und nie besser machen. Ich freue mich auf die nächste Idee! Und ich bin schon gespannt, was das sein wird.
Was machst du eigentlich sonst, wenn du nicht gerade Vogelhäuser baust?
Ich bin seit 1-2 Jahren Junior Art Director in einer Werbeagentur und begleite nebenbei die Art Direction des Lehrter Siebzehn, eines Open-Project-Space zweier Freundinnen von mir. Davor war ich selbstständiger Designer und habe mich hauptsächlich filmischen und fotografischen Aufträgen gewidmet. Ich bin an Ideen interessiert; die haben wohl alle Bereiche gemein. Und wenn eine Idee ein Berghain für Vögel ist, was bleibt mir dann anderes übrig, als ein vorübergehender Vogelhausbauer zu sein.
Eben! Danke Malte!
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Fotos: © Malte Jensen