Kochen wie früher – Für das Buch "Wir haben einfach gekocht" verraten Omas ihre Geheimrezepte

Ferien oder Wochenenden bei den Großeltern gehörten zu den Highlights meiner Kindheit. Ich verbinde das mit Märchengucken, Badengehen, Fahrradfahren und natürlich Essen. Es ist fast ein Naturgesetz: Omas kochen und backen einfach ganz wunderbar. Die eine Oma macht die besten Buttermilchplinse und die andere den leckersten Kartoffelsalat fürs Weihnachtsessen. Kein Bäcker und kein Koch kann das übertreffen. Einmal habe ich mir ein Stück Kalten Hund (dieser Kuchen aus Keksen und ganz viel Schokolade) gekauft und fand ihn ganz fürchterlich. Omas Rezept ist konkurrenzlos, deshalb bekommt jedes Enkelkind bei uns zum Geburtstag immer einen mit Marzipanröschen dekorierten Kalten Hund.

Ich bin mir sicher, dass fast jeder solche Geschichten erzählen kann. Dabei geht es um mehr als nur Essen. Es geht um Erinnerungen, Heimatgefühl und ganz viel Liebe. Dieser Meinung sind auch Jörg Reuter und Manuela Rehn, die für ihr Projekt "Wir haben einfach gekocht" durch die Seniorenheime Deutschlands zogen und Lieblingsrezepte sammelten. Zurück in Berlin hatten sie geheime Rezepte, tolle Fotos und jede Menge Erzählungen im Gepäck, die alle ihren Platz auf der Website fanden und bald auch in einem Buch veröffentlicht werden.

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Essen als emotionale Heimat

Initiator Jörg bezeichnet Essen als emotionale Heimat. Das Herzensprojekt von ihm und Manuela ist eigentlich das Berliner Lebensmittelgeschäft "Vom Einfachen das Gute". Weil Omas die besten Köche sind und die meisten Menschen eine positive Verbindung zur Küche ihrer Großeltern haben, wollten sie diese Gefühle einfangen.

Jörg hat uns verraten, wie ihre kleine Reise so war: "Überall waren wir nach wenigen Minuten in super angeregten und oft sehr emotionalen Gesprächen über Rezepte von Früher. Bei den Menschen sind so viele Erinnerungen mit den Gerichten verbunden. Das war einfach nur schön. Das Allertollste war das gemeinsame Kochen. Viele der Seniorinnen hatten seit Jahren nicht gekocht. Das ist eigentlich ziemlich verrückt, dass es nicht einfach üblich ist, dass die Seniorinnen und Senioren mitkochen."

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Im Oktober erscheint das dazugehörige Kochbuch. Wenn es nur halb so liebevoll gestaltet ist wie die Website, lohnt sich der Kauf auf jeden Fall. Natürlich haben wir für euch zwei tolle Rezepte aus dem Buch gemopst, quasi als kleinen Vorgeschmack. Die beiden Rezepte stammen aus einem Seniorenheim in Berlin-Kreuzberg.

Hauptspeise: Buletten mit Lauchgemüse

Buletten

Für 4 Personen

Buletten
1 helles Brötchen vom Vortag | 1/8 l Milch | 1 Zwiebel | 1 Bund Petersilie | 1/2 kg Hackfleisch halb und halb | 1 Ei | 2 TL Salz | 1 TL gemahlener Pfeffer | 1 Messerspitze Muskat | 1 Messerspitze Paprikapulver | 1 EL Senf | 2 EL Butterschmalz zum Anbraten

Lauchgemüse
1 kg dünne Lauchstangen | 3 EL Butter | 1/8 kg Sahne |
1 TL Speisestärke | 1 TL Salz | 1/2 TL gemahlener Pfeffer | 1 Messerspitze Muskat | 1 Spritzer Zitronensaft

Das Brötchen würfeln und in einer kleinen Schüssel in der Milch einweichen, bis die Milch aufgesogen und das Brötchen weich ist. Die Zwiebel schälen und sehr fein würfeln. Die Petersilie waschen, zupfen und fein hacken. In einer großen Schüssel das Hackfleisch mit dem eingeweichten Brötchen, Zwiebel, Petersilie, dem Ei und den Gewürzen sehr gut mischen und mit den Händen zu einer schönen Masse kneten.

Das Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen. Eine Minibulette formen, darin anbraten und probieren, ob sie schmeckt. Wenn Gewürze fehlen, die Hackfleischmasse einmal abschmecken. Dann aus der Masse 8 bis 10 Buletten formen und im heißen Butterschmalz von beiden Seiten je ca. 10 Minuten recht kräftig anbraten. Dabei gelegentlich wenden, damit sie nicht anbrennen.

Den Lauch waschen und putzen. Dazu den Wurzelansatz und die sehr groben grünen Blattenden entfernen. Den Lauch in Ringe schneiden. In einem passenden Topf 2 Esslöffel Butter erhitzen und die Lauchringe darin andünsten. Nicht braun werden lassen! Mit der Sahne auffüllen und offen 5 Minuten sanft kochen lassen, bis der Lauch bissfest ist. Den verbleibenden Esslöffel Butter in einem tiefen Teller mit einer Gabel gut mit der Speisestärke zu einem Klumpen verkneten. Butterklumpen zum Lauch geben, einrühren und sanft köcheln, bis die Sauce andickt. Mit Salz, Pfeffer, Muskat und Zitronensaft abschmecken.

Die Buletten mit dem Lauchgemüse servieren, dazu passt auch Kartoffelbrei.

Nachtisch: Schlesische Mohnklöße

Die Mohnklöße sind ein Rezept aus Schlesien und werden „Mooh-Kließla" ausgesprochen. Streng genommen sind es aber gar keine Klöße, sondern eine geschichtete Süßspeise.

1 Handvoll Rosinen | 3 EL Rum 1/4 kg frisch gemahlener Blaumohn | 1/4 l Milch | 4 EL Zucker | 3 EL gehackte Mandeln | 1/2 Hefezopf vom Vortag, alternativ Weißbrot

In einer kleinen Schüssel die Rosinen mit dem Rum mischen und abgedeckt ziehen lassen. Den Mohn in eine Schüssel geben. Die Milch mit dem Zucker aufkochen, dann die Hälfte der Milchmischung über den Mohn gießen und umrühren, bis ein recht weicher Brei entsteht. Den Mohnbrei ca. 10 Minuten quellen lassen. Wird er zu fest, etwas Milch nachgießen.

Die eingeweichten Rosinen und die Mandeln in den Mohnbrei rühren. Den Hefezopf in fingerdicke Scheiben schneiden, auf ein Backblech legen und mit der restlichen gesüßten Milch tränken. In eine passende Glasschüssel abwechselnd Mohnmasse und Zopfscheiben schichten, mit Hefezopf beginnen und mit Mohnmasse abschließen. Die Schüssel in den Kühlschrank stellen und gut durchkühlen lassen. Mit Schlagsahne oder Vanillesauce servieren.

 

Viel Spaß beim Essen! Wenn ihr noch mehr Lieblingsrezepte nachkochen wollt, könnt ihr euch hier das Buch "Wir haben einfach gekocht" bestellen.


Fotos: © Caro Hoene

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