Kleine, geile Firmen #21 – ONLINESHOP FOLKDAYS
Fair-Trade-Kleidung haftet häufig ein eher unattraktives Öko-Image an. Dass das nicht sein muss, beweist der Berliner Onlineshop FOLKDAYS. Für seine tollen Produkte aus der ganzen Welt und so viel Engagement hat das Unternehmen auf jeden Fall das Prädikat "Kleine, geile Firma" verdient. Wir haben Lisa, Isa und Ruth in ihrem Büro in Kreuzberg besucht, sie nach ihrer Motivation und Reiseplänen befragt. Der Beitrag dazu entstand in Kooperation mit Vodafone.
Was macht FOLKDAYS ganz genau?
FOLKDAYS ist ein Onlineshop für fair gehandelte Kleidung und Einrichtungsdeko. Wir reisen um die Welt, suchen Menschen, die ein spezielles Handwerk beherrschen und dies unter fairen Arbeitsbedingungen betreiben können. Gemeinsam mit diesen Menschen designen wir Produkte, die sich durch tolle Qualität und besonderes Design auszeichnen.
Was macht FOLKDAYS ganz genau nicht?
Wir veranstalten KEINE Folk-Festivals!
Wie viele Leute arbeiten bei euch?
Insgesamt sind wir zu viert. Isa und ich (Lisa, Anm. d. Red.) arbeiten beide Vollzeit. Ruth liefert den Inhalt und einen Großteil der tollen Bilder auf unserer Website. Kimon, gerade nicht im Büro, unterstützt uns bei rechtlichen Fragen und hat einen guten Blick auf die Zahlen. Ansonsten arbeiten wir hauptsächlich mit Freelancern im Bereich Grafik, Fotografie und Marketing zusammen.
Wer ist euer Mitarbeiter des Monats?
Ruth, denn sie schmeißt einfach mal so nebenher unser Journal und hat dabei immer gute Laune – stets begleitet von Officedog Daddy.
Wann und warum habt ihr euch dafür entschieden, den Onlineshop zu gründen?
Schon lange ist uns aufgefallen, dass es im Fair-Fashion-Bereich wenige Shops gibt, die uns sowohl ästhetisch, als auch mit ihrem Ansatz überzeugen. Wir wollten die "faire" Modewelt von dem Müsli-Image befreien. Deshalb haben wir im August 2013 FOLKDAYS gegründet.
"FOLKDAYS" ist ein toller Name: Wie habt ihr den gefunden, war es leicht?
Ui, in vielen, vielen schlaflosen Nächten. Und, indem man sich einfach irgendwann entscheidet. Am Anfang sagt man noch: "Können wir ja immer noch ändern", aber irgendwann ist der Name mit so viel Leben gefüllt, dass er allein deshalb perfekt passt.
Was unterscheidet euch von anderen Fair-Trade-Läden?
Unsere Zielgruppe ist jünger und unsere Produkte sind stylischer als vieles, was man so in Fair-Trade-Läden findet.
Euer wichtigstes Arbeitsutensil?
Wir packen noch selbst und deshalb ist die Schere jeden Tag im Einsatz!
Woher kommen eure Produkte?
Aus vielen verschiedenen Ländern. Wir haben momentan Produzenten in Bolivien, Peru, Kolumbien und Ecuador, Thailand, Laos und Kambodscha, Indien, Bangladesch, der Türkei, Ägypten und Marokko. Da kommen aber natürlich immer wieder neue Länder hinzu.
Wie findet ihr eure Produzenten?
Durch viel Recherche vor unseren Reisen. Und natürlich, indem wir uns vor Ort durchfragen.
Wenn ihr dann vor Ort seid: Wie geht ihr auf die Leute zu?
Ich freue mich immer total darauf, neue Produzenten kennenzulernen. Das ist immer so ein gegenseitiges Herantasten, aber letztlich merkt man immer ganz schnell, ob es passt oder nicht.
Und wie verständigt ihr euch? Schließlich seid ihr ja in den unterschiedlichsten Ländern unterwegs.
Manchmal reichen Englisch, Spanisch oder Französisch. Aber es gab auch schon Situationen, in denen sich quasi eine lange Dolmetscher-Kette gebildet hat. Die eine Person sprach nur die eigene Sprache, die andere hat übersetzt, die nächste wieder...
Wie haltet ihr Kontakt zu eure Produzenten, da viele gar nicht so gut ans Internet angebunden sind?
Häufig suchen wir uns vor Ort Personen, die mit den abgelegeneren Produzenten kommunizieren und ihnen beim Export helfen. Das ist besonders relevant, wenn wir mit Stämmen zusammenarbeiten, die teilweise noch sehr ursprünglich leben wie beispielsweise die Khmu in Laos oder die Bodos in Assam.
Wie habt ihr euch am Anfang finanziert, vor allem eure Reisen?
Durch eigenes Erspartes. Mittlerweile schaffen wir es, uns aus dem laufenden Geschäft zu finanzieren. Wenn wir aber wachsen wollen, müssen wir zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten finden. Damit beschäftigen wir uns gerade.
Habt ihr einen Businessplan, beziehungsweise welches Ziel verfolgt ihr?
Ja, wir haben zu Beginn einen Businessplan geschrieben, um uns erst klar darüber zu werden, wie unser Business-Konzept genau aussehen soll. Unser Ziel ist es, eine Marke aufzubauen, bei der Menschen direkt wissen, dass sie bei uns tolle Produkte finden und gleichzeitig ein gutes Gewissen haben können.
Wie viel kosten die Produkte, die ihr verkauft?
Uns ist es wichtig, die Produkte zu einem Preis anzubieten, den sich möglichst viele Menschen leisten können. Da wir keine Zwischenhändler wie im klassischen Einzelhandel haben, können wir unsere Produkte zu vergleichsweise günstigen Preisen verkaufen. Keiner soll bei uns aufgrund der Preise ausgeschlossen werden, das heißt unser günstiges Produkt ist ein Kosmetikbeutel aus Liane gehäkelt und kostet 24 Euro, das teuerste Produkt sind unsere Kilim-Teppiche aus Anatolien. Jeder Teppich ist ein Unikat und die Frauen, die die Teppiche weben, brauchen zu zweit für einen Teppich fast einen Monat.
Legt ihr in eurem Alltag auch sonst viel Wert auf Fair Trade und Nachhaltigkeit? Inwiefern?
Wir alle achten auf jeden Fall darauf, wie wir konsumieren – das betrifft sowohl Kleidung als auch Lebensmittel. Wir bekommen zum Beispiel einmal die Woche eine Bio-Kiste ins Büro geliefert mit Produkten aus der Region. Es gibt aber keine starren Regeln, denn jeder hat einen persönlichen Schwerpunkt, den er oder sie wichtig findet. Wir wollen auch niemand bekehren, sondern vielmehr Ideen für Alternativen aufzeigen.
Könnt ihr von eurer kleinen Firma leben?
Ja, allerdings ist noch kein üppiges Gehalt drin. Aber dafür machen wir etwas, was uns unfassbar viel Spaß macht.
Als ihr eure Firma gegründet habt: Was lief nicht so wie erwartet und wie habt ihr das Problem gelöst?
Wir haben schnell gemerkt, dass wir, obwohl wir so tolle Produkte und Stories haben, eine Menge tun müssen, um Kunden zu gewinnen! Das liegt zum Beispiel daran, dass unser Werbebudget noch nicht allzu hoch ist und der Fashion-Markt sehr umkämpft ist. Aber es ist toll zu sehen, dass uns viele Blogger wie zum Beispiel die Jane Waynes oder Stylemag.net so toll unterstützen!
Welche wichtige Lektion habt ihr letzten Monat gelernt?
Keine Versprechen zu machen, denn der Paketmann kann auch mal länger brauchen…
Die Fragen hat uns Lisa beantwortet. Vielen Dank. Letztes Mal waren wir bei den App-Entwicklern von OFFTIME. Den “kleinen, geilen Firmen”-Floh hat uns übrigens dieser Song ins Ohr gesetzt.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Vodafone entstanden. Auf featured.de erfahrt ihr, warum FOLKDAYS sich gegen einen richtigen Laden entschieden haben und warum ihr Onlineshop auch noch einen Blog braucht.