Drei Küchen unter einem Dach: Kulinarische Erlebnisse im Paolo Pinkel in Neukölln
Draußen sitzen, anspruchsvoll dinieren, spät frühstücken, Cocktails schlürfen – das Paolo Pinkel bietet alles. Die weiten Räume mit offenen Glasfassaden in der Karl-Marx-Straße sind seit Mitte des Jahres offensichtlich das Highlight der Gegend. "Und das ist das Schöne an dem Laden", sagt Nick Kapros, einer der drei Besitzer des Ladens. "Es setzen sich Ladies, die draußen Eiskaffees schlürfen, aber auch Künstler, die etwas am Laptop entwerfen und dabei ihren Negroni trinken".
Dass dieser Ort, der vom Interieur ein wenig an Miami in den 1980ern erinnert, überhaupt existiert, war – wie vieles andere im Paolo Pinkel auch – ein Zufall. "Sebastian, Kubilay und ich haben eigentlich nur eine Wohnung gesucht und in diesem Haus sogar gefunden. Zu der Zeit wurde auch das Ladenlokal, ein Fernsehladen, frei".
Da hatten die drei Gastronomen und Künstler keine andere Wahl: "Hier mussten wir was machen!", sagt Sebastian. Plan A war es, eine Bar zu eröffnen und so viel wie möglich im Original zu belassen. Das funktionierte aber aus Lärmschutzgründen nicht. "Daraufhin haben wir eigentlich eineinhalb Jahre nur entkernt und renoviert", sagt Nick.
Und es hat sich gelohnt. "Wir wollten weg von einer normalen Berliner Bar, aber auch nicht prätentiös wirken", sagt Sebastian. Überall ranken Blumen-Bouquets, Palmen und Monstera-Pflanzen, Neon-Lichter blinken grell, an der Decke hängen Asia-Lampions. Loungige Sessel schaffen eine Atmosphäre zum Fläzen an den offenen Glasfassaden und lange Holztafeln schaffen Raum zum Genießen. "Schick, aber dirty!", sagt Nick passend. Der Besuch im Paolo Pinkel ist nichts für gemütliche Abende, eher gleicht eher einem Erlebnis.
Das Food-Konzept stoß ungeplant, aber glücklich dazu. Für eine Bar waren die Räume zu großzügig – "und es war sowieso immer ein Traum von mir, Essen anzubieten", sagt Sebastian, der die Filmkunstbar und die Dschungel-Bar besitzt.
Die Idee der drei ist es, die Lebendigkeit eines Streetfood-Marktes in ein Restaurant zu integrieren: Das Unterwegssein, Live-Küche, das soziales Interagieren. "Deswegen bieten wie auch bewusst keinen vollen Service an. Wir wollen, dass du den hübschen Mann am Tisch 12 zweimal siehst: Auf dem Weg zur Toilette und wenn du dein Essen bei einer der drei Küchenzeilen bestellst", sagt Sebastian.
Bei der Konzeptionierung der Karte verzichteten die drei auf Beratung von Profi-Gastronomen, weil es ihnen "zu uncharmant" war und kooperierten stattdessen mit Freund*innen. Was gut gelang. Die Karte bietet vieles, was man an anderen kulinarischen Orten in Berlin nicht findet: "Malaysisch, weil es genug Thais und Vietnamesen gibt, zypriotisch, weil man in Neukölln schon gut griechisch essen kann und mexikanisch, weil es selten ist", sagt Nick.
Von herzhaften Yoca-Fritten an dreierlei (vorzüglicher!) Mayo, über vegane Ceviche mit Avocado, Pilzen und Miso-Mayo, veganen Wontons mit Shiitake bis hin zu Pomilorotiana, in Tomatensoße ponchierte Eier mit gegrillten Halloumi und Pita Brot – das Angebot hier ist vielseitig und lecker. Wer hier isst, trinkt und guckt, hat viel zu entdecken.
Unbedingt probieren: die Mayonnaisen. Fantastisch.
Veggie: auch Pflanzenesser werden satt.
Besonderheit des Ladens: die Möglichkeit, mit einem Negroni halb auf der Karl-Marx-Straße zu sitzen und sich zwischen zypriotischer, chinesischer und peruanischer Küche zu entscheiden.
Mit wem gehst du hin: mit den besten Freund*innen
Für Fans vom: La Lucha, Street Food Thursday und der Dschungel-Bar.
Preise: Nichts für Spartage. Brunch ab 6 Euro, Hauptgerichte im Schnitt 10 Euro, Cocktails um die 8,50 Euro.
Paolo Pinkel und Schnabulat | Karl-Marx-Straße 55, 12043 Berlin | Montag – Freitag: ab 11 Uhr, Samstag & Sonntag: ab 10 Uhr | Mehr Infos