
Schmeeeetterling, ich bin ein Schmeeeeeeeetterling. Oder doch eine Motte? Der Grad der Verrücktheit ist an seinen Zenit gekommen. Ich laufe nur noch rückwärts, spreche so gut wie gar nicht mehr und habe einen glasigen Blick. Sophia versucht alles, um mich aufzupeppeln, jedoch streikt mein Körper komplett. Außer Tee kann ich nichts mehr zu mir nehmen. Alles ziept. Der Traumjob hat sich zum Testlauf für die Belastbarkeit meines Körpers herausgestellt und pünktlich zur letzten Folge streikt dieser komplett. Habe ich das gerade schon einmal gesagt? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Dabei soll es eine der besten Folgen überhaupt werden.
Sophia und ich haben so richtig Schiss. Immer schön große Klappe, aber als es hieß: Heute kocht ihr und zwar bei jemanden Zuhause, geht uns die Muffe. Wie? Was? Wir sollen in einen privaten Raum und uns privat mit Leuten auseinandersetzen und können uns nicht hintereinander verstecken? Mist mist mist. Heute müssen wir selbst ran: vegan kochen mit Rike Schindler von No Tiers Catering.
Platz da, hier kommt die Soßenbeauftragte. Sophia nimmt das Zepter in die Hand, kein Wunder, kann sie doch wahnsinnig gut vegan kochen und kennt sich "tierisch" aus. Ich darf mich jedoch um das Dressing des Caesar Salads kümmern. Streng nach Rikes Rezeptvorgaben ("ein bisschen" ist eine anerkannte Mengenangabe bei Rezepten!) wird wild gerührt und gematscht. Und natürlich extrem viel gekostet. Am Ende gibt es von mir ein Dressing und von Sophia und Rike lecker Geschnetzeltes, geröstetes Brot mit Cashewpaste und gebackene Weintrauben. Dazu die besten Ofenkartoffeln, welche ich jemals gegessen habe. Maxi, der ab jetzt Carl heißt, flippt komplett aus.
Bezaubernd. Hervorragend. Rike und ihre Bekannte locken uns aus der Reserve hervor, so wie ich später eines der scheuen Kätzchen hinter dem Sofa. Futter zieht eben immer. Wir verstehen uns auf Anhieb.
Wir sind in einer wunderschönen Wohnung. Man kann im Kreis rennen, Katzen jagen, wird von Katzen gejagt und hier gibt es einfach viel zu entdecken. Die anfängliche Angst, hier volle Kanne negativ aufzufallen, weil wir ein bisschen zu Mitte-mäßig drauf sind, löst sich in Wohlgefallen auf.
Voller Liebe! Nicht zu vergessen: das knopfäugige Fellmonster.
Mit Idioten. Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen und Kochen erst recht!
Carl (Maxi) ruppt permanent den Ofen auf und quiekt, Sophia dirigiert und Rike schwärmt von Tokio Hotel. Ich fühle mich richtig, richtig wohl und mein Körper kommt auch langsam wieder in die Gänge.
Ihr Gehirn ist riesig und gefüllt mit veganem Wissen.
ALLES. Ich fange jetzt tatsächlich an, selbst zu Hause zu kochen. Und Rike versorgt mich mit Rezepten. YAY.
Kätzchen.
Ciao for now.
"Bohr nee, selber kochen, oder watt?!" - Wir sind schockiert. Nach all den Strapazen sollen wir jetzt tatsächlich - in der LETZTEN Folge - selbst kochen? Man könnte meinen, dass uns das freut, allerdings sind wir beide an Tag 40 so fertig, dass „kochen“ für uns nur noch nach „arbeiten“ klingt. Doof! Ich versuche ja echt, schon etwas positiver durchs Leben zu gehen, aber wenn ich müde und hungrig bin, ja dann kommt die kleine Quengelliese eben doch noch durch. Super unangebracht, aber manchmal kann man eben nicht aus der eigenen Haut. Vielleicht ist es auch nur die latente Angst, sich gleich beim Kochlöffelschwingen komplett zu blamieren. Kann ich nach über einem Monat auswärts essen überhaupt noch kochen? Und dann ist da noch die Tatsache, dass heute einfach mal FINALE ist. Hallo?! Wie krass ist das denn bitte?
Heute essen wir in einer Neuköllner Wohnung, denn heute gibt es eine kleine Kochstunde mit Rike Schindler von No Tiers Catering, die auch häufiger Kochkurse gibt.
Da wir heute selbst kochen, hat jede ihre festen Aufgaben. Da Maria gerne Dinge püriert, ist sie unsere Soßenbeauftragte. Sie zermalmt Nüsse, Gewürze und allerlei Schnickschnack mit ihrem Zauberstab und die Pampen müssen dreimal mit Wasser verlängert werden, weil das Zeug so lecker ist, dass wir die ganze Zeit naschen. Ich hab Schiss, beim Brot schneiden Fehler zu machen. Meine fingerdicken Baguettescheibchen, welche ich auch noch in der Pfanne anröste, werden allerdings von Oberköchin Rike gelobt. Als wir uns nach 1 ½ Stunden Kochspaß endlich an den Tisch setzen, ist zwar von allem nur noch die Hälfte übrig, aber das kann sich trotzdem sehen lassen: veganer Cesar Salat, Baguette mit Paste und geschmolzenen Trauben, Geschnetzeltes und die besten Ofenkartoffeln der Welt.
Wir fremdeln vielleicht 2 Millisekunden, dann steht fest, dass sich hier ein Grüppchen gefunden hat, das nicht perfekter harmonisieren könnte. Zum Zeichen meiner Liebe male ich unsere neue Clique auf die Klotafel. Rike und die Hausherrin sind zuckersüß, mega witzig, mögen Weißwein und derbe Witze und K.I.Z.! Seelenverwandte also.
Wer kennt dieses Gefühl nicht: Du betrittst eine Wohnung und bist 1. ein bisschen neidisch und 2. sofort irgendwie zu Hause. Carl und Maria springen wie wild durch die Wohnung. Aber zum Wesentlichen: Selber kochen fetzt und vegan ist eh geil.
Keine Termine und leicht einen sitzen.
In der Gruppe kochen ist eine gesellige Angelegenheit. Ich habe das Glück, diesen Abend mit freundlichen und witzigen Menschen verbringen zu dürfen. Eigenbrödlerische Klugscheißer sollten sich aber lieber ein anderes Hobby suchen.
Über alles und nichts. Kochen, Essen, Liebe, untenrum, Tokio Hotel und über die Punkerjugend.
Maria ist eine Fee. Schließlich hat sie auch einen Zauberstab.
Ohne Witz jetzt: Marias Pampen.
Danke an alle, die uns gelesen, unterstützt und aufgemuntert haben! Und Danke an Mit Vergnügen für die Engelsgeduld, die starken Nerven und die beste Organisation. Danke an meine Kollegen-Dropse! #40daysofcrewlove
Beim letzten Mal waren die Zwillinge im Bosco essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
–
Location: Rike Schindler hat ihr eigenes veganes Catering-Unternehmen "No Tiers", gibt Kochkurse, Schulungen und arbeitet als Privatchef.
Titelfoto: Franziska Taffelt
Fotos: Maxi Virgili
Text: Maria und Sophia Giesecke
Mit freundlicher Unterstützung von Fissler