40 DAYS OF EATING #39 – Bosco
Italienisch und hipstermäßig geht es im Bosco in Kreuzberg zu. Hier kochen die Leute vom "Da Baffi" weiter. Obwohl das Menü sich ganz traditionell auf die südländischen Klassiker konzentriert, werden die Zwillinge dennoch geschmacklich überrascht.
1. Maria, erzähl von deinem Tag.
Bald sind die 40 Tage geschafft. Ich habe mir selbst etwas Urlaub in Paris verordnet und trappel nun nervös von einem Fuß auf den anderen bis es endlich losgeht. Direkt nachdem der letzte Bissen verspeist und die letzte Flasche Wein geleert sein wird, werde ich Tomatensaft in hohen Höhen genießen und im Anschluss Baguette in einem kleinen Café der französischen Hauptstadt knuspern. Berlin, du bist zwar ganz nett, aber mir reicht dit jetzt mal. Ansonsten habe ich heute wieder den haarlosen, plattgesichtigen, rotzfrechen Köter über den Hundeplatz gejagt. Oder er mich. Dieses Vieh besteht ja quasi nur aus Pups und Muskeln.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Bosco - der Hipsteritaliener in X-Berg.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Leif und ich rennen erstmal in den Nussladen nebenan und kaufen tonnenweise Wasabinüsse und mit Honigzuckerwattenklebgedönssirup überzogene Macadamianüsse. OMG. Ich bin im Himmel. Mit der Wasabinuss in der Backentasche durchstöbere ich das Menü, welches sich erst einmal wie das eines Italieners aus Märkisch Willmersdorf liest. Als die Speisen kommen, sind wir jedoch mehr als positiv überrascht. Endlich gibt es mal was Neues: ein Menü auf höchstem Niveau. Es gibt erst einmal Parmesanmousse mit Rote-Beete-Chips, gefolgt von Vitello Tonnato, Sellerie und Kapernäpfeln. Aber das absolute Highlight ist die Bosco-Interpretation des Niedrigtemperatureis, welches wir gestern auch schon im Richard probieren durften: Ei, Kartoffeln, Bitto-Käse, schwarze Trüffel.
4. Wie ist der Service dort?
Niedlich. Wird abgeknuddelt. Grenzüberschreitung und so.
5. Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Hier ist alles mega stylisch und ich fühle mich, als hätte mich jemand auf eine Pinterest-Interior-Seite gepinnt: Kupferrohre, Hängepflanzen, bisschen neon, bisschen Industrie, Eames-Stühle, alles da. Hat man so aber auch schon mal gesehen. Ich bin echt mal auf die neueren Interiortrends gespannt.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Laden beschreiben?
Berlin berlinalet rum und das zeigt sich deutlich in allen Restaurants, in denen wir in den letzten Tagen waren. Adrette Herren mittleren Alters in teils gut, teils schlecht sitzenden Anzügen werfen jungen Dingern heiße Blicke zu. So auch hier.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?
Wenn man es nicht allzu eilig hat und auf einen bumsvollen Laden steht, dann kann man hier echt lustige Abende verbringen. Willst du mit deiner Freundin Schluss machen und suchst ein ruhiges, diskretes Plätzchen dafür? Hier lieber nicht!
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Wir müssen ein Interview geben. Meine Aufmerksamkeitsspanne beträgt heute immerhin 3 Sekunden. Ich bin eher damit beschäftigt, an meinen Haaren zu zwirbeln und wild im Dreieck zu springen als wirklich zu reden. Irgendwo auf dem Weg zum Nussladen habe ich offensichtlich mein Hirn verloren.
9. Was hast du Neues über Sophia gelernt?
Die klaut Nüsse.
10. Das Beste an diesem Essen...
Das Wabbel-Ei in Soße.
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Es geht zur Off-Berlinale. Auch hier sind wieder jede Menge schöne Leute und dann eben wir.
Sophia, erzähl von deinem Tag.
Während sich die halbe Stadt für die Berlinale aufhübscht, bin ich weit davon entfernt, auch nur ansatzweise fit zu sein. Es ist ja nicht so, dass ich mich komplett gehen lasse, aber die morgendliche Schönmach- prozedur besteht inzwischen hauptsächlich aus Hose anziehen und sich freuen, dass diese nicht linksherum ist. Inzwischen nehme ich die Welt nur noch durch einen Tunnelblick wahr und der Grad der Erschöpfung lässt sich kaum in Worte fassen. Seit Weihnachten hatten wir keinen einzigen Tag frei. "40 Days of Eating" wird zu einem Belastungstest für meinen Körper. Heute ist wieder einer dieser Tage, die um 7 Uhr morgens beginnen und erst um 2 Uhr nachts enden. Na dann mal los.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Wir träumen von Napoli im Bosco. Zur Abwechslung habe ich den schmucken Eckladen sogar mal auf Anhieb gefunden und mich nicht verlaufen.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Die Starter sind super und ich mag den Pfiff, welchen die klassischen italienischen Gerichte hier erfahren haben. Parmesanschaum mit Rote-Beete-Dip klingt ausgeflippt? Ist es auch. Und verdammt lecker! Die Portionen sind für ein Menü recht üppig. Ich bin ja totaler Nudelfan und werde auch hier nicht enttäuscht: Nach bereits 3 Gängen folgt eine ordentliche Portion hausgemachter Nudeln mit Ragout. Das ist die beste Pasta seit Langem. Ich bin hin und weg, dann kommen die geschmorten Kalbsbäckchen. So zart, so lecker, so perfekt. Ich bekomme mich ernsthaft nicht mehr ein und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in dieser Nacht unanständige Kalbsbäckchenträume träumen werde. Runter gespühlt wird alles mit Lavakuchen und ordentlich Wein. Inzwischen habe ich mich zur Weinexpertin unter den Zwillingen (oder andersrum?) entwickelt und übernehme die Wahl. Stehe ja total auf Riesling. Wisst ihr das eigentlich schon?
4. Wie ist der Service dort?
Nachdem Maria erst mal 10 Minuten über den ersten Tisch motzt, werden wir verständnisvoll umgesetzt. Dazu muss man sagen, dass sie rumkränkelt und darum sowieso total dünnhäutig ist. Wir sehen den Service nicht super oft, denn es ist brechend voll. Demnach muss man manchmal auch etwas warten. Aber lieb sind sie. Sehr.
5. Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Stylisches Restaurant im stylischen Kreuzberg zu stylisch hohen Preisen. Früher war das hier mal eine Punkerkneipe, jetzt gibt es Amuse-Bouche statt Sterni. Kann man gut oder schlecht finden.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Laden beschreiben?
Erstaunlich viele Anzugträger hier. Die Hipsterkultur ist bei den Geschäftsleuten angekommen und diese können hier stylisch futtern.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?
Das Motto hier scheint eindeutig zu sein. Mehr ist besser! Also sollten Freunde, Lover oder Verwandte, welche gerade eine Diät machen, unbedingt zu Hause gelassen werden. Verzicht fällt hier nämlich echt schwer, da ausnahmslos alles total ultra monstermäßig mega lecker ist.
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Heute gibt es wieder eine Gastesserin aus dem Bereich Presse. Wir ziehen wieder unser gewohntes Programm durch: möglichst viel von dem Essen an die Presse verfüttern, so müssen wir weniger Fragen beantworten.
9. Was hast du Neues über Maria gelernt?
Maria lebt inzwischen so hart in ihrer eigenen Welt, die bekommt so gar nichts mehr mit.
10. Das Beste an diesem Essen...
Die geschmorten Kalbsbäckchen. Hm, aber irgendwie auch alles.
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Ich könnt ja schon wieder....
Beim letzten Mal waren die Zwillinge im Richard essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: Bosco, Wrangelstraße 42, 10997 Berlin
Fotos: Leif Osthoff
Text: Maria und Sophia Giesecke
Mit freundlicher Unterstützung von Fissler