40 DAYS OF EATING #36 – Häppies

© Mit Vergnügen

It's Knödeltime. Ob Maria und Sophia nach einem Ausflug in den Prenzlauer Berg als Glücksbärchis heimkommen, lässt sich nur erahnen. Ob Matze seinen Sohn wiederbekommen hat, auch. Bitte folgen Sie uns nun ins Zuckerwatte-Hefeklops-Land.


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Maria, erzähl uns von deinem Tag.

Die Sonne lacht, es sind gefühlte 30 Grad und Sophia und ich begeben uns auf eine Reise: Nach knapp einer Stunde quer durch die Stadt sind wir im idyllischen Prenzlauer Berg angekommen, der sich uns dank Sonnenbeleuchtung von seiner Schokoladenseite zeigt. Überall springen Minimenschen in bunter Kleidung herum und schieben stolz ihre Holzrennräder gegen die Schienbeine vorbeilatschender Passanten. Als sie uns sehen, müssen sie weinen, denn wir passen nicht ins Bild. Garderobentechnisch wieder zielsicher ins Klo gegriffen sind wir die einzigen in dieser bonbonfarbenen Welt, die komplett Schwarz oder äh naja Dunkelblau tragen und keine Föhnfrisuren inklusive Kind mit sich herumschleppen. Wir haben blendende Laune. Der Name der heutigen Location klingt vielversprechend.

Wo habt ihr heute gegessen?

Im Häppies.

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Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Ich bin ja absolut kein Süßspeisenfan, also bekomme ich direkt Angst, als wir das ebenfalls bonbonfarbene Imbissrestaurant betreten. Hier gibt es ausschließlich Hefeklöße oder Germknödel, wie sie auch genannt werden. Also nicht bei uns. Bei uns heißen sie Hefeklöße, sind für Kinder und werden immer mit Heidelbeerzuckersoße gereicht. Wie dem auch sei, hier gab es eine Hefekloß-Revolution und die total gutgelaunte Besitzerin Uli, die den Laden schmeißt und alles selbst kocht, serviert uns jeden einzelnen Häppie auf der Karte. Es sind sechs verschiedene und alle tragen fröhliche Namen. Vorher gibt es noch Limonade von Papi, deren Zuckergehalt mir sauer aufstößt, aber den lieben Kleinen erst einmal fünf Stunden Energie schenkt. Zurück zu den Häppies: Mathias ist leider aus, wei krass beliebt, also bekommen wir Gabriel, Ben (vegan), Bärbel, Julia und Netti. Die Karte variiert ganz gerne mal, was bei einer Eigenproduktion ja durchaus möglich ist. Julia wird es aber immer geben, sonst gibt es eine Knirps-Revolution in der Nachbarschaft und das Häppies wird mit Muttermilch-Wasserbomben dem Erdboden gleich gemacht. Ich muss sagen: Alle Häppies schmecken wirklich richtig gut. Das Verhätnis der Füllung, Soße, des Toppings und des Salates stimmt. Ben und Gabriel schmecken mir am besten. Weil eben nicht so süß und ordentlich würzig. Alle Soßen sind jedoch kalt - das hat wohl etwas mit Lagerung und Haltbarkeit zu tun.

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Wie ist der Service dort?

Das Häppies wurde aus Zucker gegossen, genau wie seine Besitzerin, die Uli. Sie erscheint wie ein aus Zuckerwatte geformtes Fabelwesen mit sehr blonden Haaren und sehr tiefen Grübchen. Ich erwische mich bei einem Lächeln.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Uli kommt eigentlich aus der Werbung und das atmet das Häppies auch aus jeder Pore. Nicht nur, dass sie total clever fast alles mit Crowdfunding finanzieren konnte, nein, an den Wänden hängen Häppies-Identifikationsfiguren der UnterstützerInnen und auch die Tische machen eine klare Ansage, wo sie denn hier rumstehen. Im Häppies. Steht drauf. Eingelasert! Die Lampen sind ebenfalls häppie und die Mitarbeiter heißen auch Häppies. Man kann diesen Laden sofort auch in Bottrop, Bergisch Glattbach, München oder Ulm aufbauen. Franchise vorprogrammiert. Wir haben hier die Geburt einer neuen Fastfoodkette miterlebt, da bin ich mir ziemlich sicher.

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Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Jung, so um die vier Jahre alt. Aber ich kenne mich da nicht so aus. Matze kommt vorbei und bringt zum Glück seinen Sohn mit, der von uns sofort entwendet und uns gegenseitig auf den Schoß gesetzt wird - der Integration wegen. Pepe hat damit überhaupt gar kein Problem und grinst. Häppie eben.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Laden eisprungfördernd ist. Mit jemandem, der also allergisch auf Kinder, Kindisches oder Gebärende reagiert, sollte man nicht einkehren.

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Worüber habt ihr gesprochen?

Fotograf Christoph hat seine schnieke Perle mitgebracht, die auch aus Ludwigsfelde ist. So wie wir. Es gab jede Menge Homie-Talk und es war cool, mal wieder Ludwigsfeldisch sprechen zu können.

Was hast du Neues über Sophia gelernt?

Pastellfarben lassen Gruftibraut Sophia kalt.

Das Beste an diesem Essen...

Ben und Gabriel, die zwei kleinen Racker.

Möchtest du noch etwas sagen?

Sophia und ich checken jetzt mal hier die Gegend aus.


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Sophia, erzähl uns von deinem Tag.

Vorsichtig, gaaaanz vorsichtig mache ich ein Auge auf. Erstmal die Lage checken, schließlich ist Sonntag und ich werde gezwungen, vor 12 das Haus zu verlassen. Kurzes Abscannen der Wettersituation macht aber sofort gute Laune: Draußen scheint die Sonne, als wäre niemals Winter gewesen. Fröhlich springe ich aus meinem Zimmer in die Küche, wo schon meine Mitbewohnerin wuselt und ultra aufgeregt anfängt zu schnattern: "Hammer Wetter, los lass raus aufs Tempelhofer Feld und Fahrrad fahren" Ich überschlage kurz im Kopf die Kalorien, die ich in den letzten Wochen zu mir genomen habe und überlege, ob ich noch eine Runde um das Tempelhofer Feld schaffe, bevor ich los muss. Ich bilde mir ja immer ein, dass ich super schnell mit dem Rad bin. Also bis mich zwei dann 70jährige überholen und nebenbei noch ganz locker flockig miteinander quatschen. Also keine Runde für mich heute, Sport ist Mord, dafür gibt es einen kurzen Sprint zur U-Bahn, denn Maria und ich sind, wie sollte es anders sein, zu spät dran. Upsi.

Wo habt ihr heute gegessen?

Heute geht's ins Häppies im Prenzlauer Berg.

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Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Morgens noch vom Diätwahn gepackt und jetzt schon wieder voll im Fressmodus. Ganz nach Yolo-Manier bestellen wir einfach mal alles. Wieso auch nicht, man muss sich ja 'ne Meinung (und Speckvorrat) bilden können. Den Start macht eine selbstgemachte Limonade, die sehr nach Vanille schmeckt und für meinen Geschmack etwas zu süß ist. Das hält mich aber selbstverständlich nicht davon ab, den kompletten Krug auszusüffeln. Kommen wir also zu den Häppies: Die gefüllten Hefeklopse, im folgenden Häppies genannt, werden mit unterschiedlichen Füllungen angeboten. On top gibt es Soße und Salat. Ich bin erstaunt, wie vielseitig so ein Hefeklops sein kann und harre gespannt der Klopse, die da kommen. Gleich zu Beginn wird uns ein veganer Häppie gereicht. Der kleine Racker hört auf den Namen Ben. Da ich weiß, dass nach dieser Runde nur noch Häppies mit Fleischfüllung kommen, verteidige ich Ben mit viel Körpereinsatz. Ben ist leicht scharf und erstaunlich lecker. Zu Ben gesellt sich Bärbel, die mit Ziegenkäse gefüllt und mit Pesto getoppt wird. So eine kleine Sauerei. Bärbel ist auch ganz gut und gar nicht so teigig wie befürchtet. Kommen wir also zum Highlight: Netti. Oh Netti, du zuckersüßes Ding! Pflaumenmusfüllung trifft auf Vanillesoße und Mohn. Obwohl ich absolut kein Fan von süßen Hefeklopsen bin, finde ich diese Variation doch sehr sehr gelungen.

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Wie ist der Service dort?

Boah, ist die häppie! Uli schmeißt den Laden hier und ist die ganze Zeit nur am Grinsen. Ist das nicht anstrengend? Ich als überzeugte Trägerin des Schlechte-Laune-Ordens habe keinerlei Verständnis für so viel Glückseligkeit. Also jetzt mal ehrlich, so häppie ist doch kein Mensch?! Uli hatte die Idee zu dem Laden und kümmert sich auch jetzt um alles: Küche, Bewirtung, Marketing. Da hilft es natürlich ungemein, dass Uli aus der Werbung kommt.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Brand Bombing! Aua! Meine Augen! Der Laden ist komplett durchgebrandet, sogar die Tische tragen das Häppies-Logo. Überall findet man die kleinen Klopse und es kommt mir so vor, als hat die gute Uli ein bisschen Lust, die Marke Häppies ganz groß zu machen. Ich finde es ehrlich gesagt zu unpersönlich, zu glatt, zu geleckt, zu häppie. Ich meine, es ist ganz nett, wenn der Laden einen Wiedererkennungswert hat, jedoch sollte man es nicht übertreiben und dem Ganzen auch eine persönliche Note geben. Ein bisschen fühlt es sich an wie die süße Version von McDonalds. Mir gefällt es allerdings sehr gut, dass Uli sich alles selbst ausgedacht hat und den Mut hatte, ihren sicheren Job in der Werbeagentur zu verlassen, um ihren Traum zu verwirklichen. Davor ziehe ich meinen nicht vorhandenen Hut.

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Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Klein, laut und rotznasig. Das zuckersüße Konzept zieht natürlich Familien an. Den Häppies werden hier an Ort und Stelle vermutlich nie die Kunden ausbleiben, schließlich ist der Prenzlauer Berg auf sehr fruchtbarem Boden gebaut.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Mit dem großen, bärtigen, übellaunigen, tätowierten Typen, den man letzte Nacht auf der Metalparty abgeschleppt hat.

Worüber habt ihr gesprochen?

Über die wundervolle Kindheit in Ludwigsfelde, die eigene (bei uns noch nicht vorhandene) Brut und über das Brüten im Allgemeinen.

Was hast du Neues über Maria gelernt?

Ich habe ja bereits gelernt, dass Maria total verrückt nach Kindern ist. Dass "verrückt" hier aber wörtlich zu nehmen ist, wusste ich noch nicht. Als Matze mit dem Sohnemann vorbeischneit, greift sie sich sofort das arme Kind und lässt es nicht mehr los. Sämtliche Versuche, den Kleinen ihren Händen zu entreißen, scheitern. Stattdessen knutscht sie das Kind ab und macht komische Geräusche. Armes Ding.

Das Beste an diesem Essen...

Ben, Bärbel und die nette Gesellschaft. Lu-Town-Power!

Möchtest du noch etwas sagen?

Nö. Maria und ich machen jetzt einen Spaziergang durch den sonnigen Prenzlauer Berg. Das gute Wetter muss ja genutzt und die Hormone ausgeführt werden.

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Gestern waren Maria und Sophia im List. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.

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Location: Häppies, Dunckerstraße 85, 10437 Berlin

Fotos: Christoph Wehrer

Text: Maria und Sophia Giesecke

Titelfoto: Franziska Taffelt

Artwork: Frau Grau

Produktion: Mit Vergnügen

(Ja, "40 Days of Eating" ist eine Adaption von "40 Days of Dating".)

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