40 DAYS OF EATING #34 – Themroc

© Mit Vergnügen

Wir präsentieren Ihnen heute von Herzen kleine Streitigkeiten in Neukölln, Verkuschelung in Mitte und am Ende ein gemeinschaftliches Happy End. Also natürlich nicht so, wie Sie denken. Oder doch?


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Maria, erzähl uns von deinem Tag.

Das Nervenkostüm sitzt locker. Das merke ich spätestens, als Sophia zu mir nach Hause kommt und mich erneut fragt, was sie anziehen soll. Kein Plan. Ich habe ja nicht mal eine Ahnung davon, was ICH anziehen soll. Wir zicken uns etwas an, was wohl nach 33 Tagen gemeinsamer Nahrungsaufnahme auch irgendwie nicht verwunderlich ist. Es beginnt ein Battle, wer welche wunden Punkte des anderen findet und ich kann wirklich nicht sagen, wer am Ende gewonnen hat. Geschwisterliebe ist manchmal dann eben auch "Geschwisterliebe". Leider habe ich keine Zeit, um meine Freunde zu treffen und mich bei denen über Sophia auszukotzen, wie es sonst der Fall ist. Diese Zwillingsbattles verlaufen immer gleich: Eine zupft empfindlich an den zum Zerreißen gespannten Nerven der anderen. Diese reagiert total unangemessen und fängt an zu keifen, die andere steigt drauf ein mit "Aber du..." - das geht so fünf Minuten hin und her, bis uns nichts mehr einfällt, wir uns anglotzen und anfangen zu lachen. Danach ist wieder alles gut.

Wo habt ihr heute gegessen?

Es geht nach Mitte (darum auch die Probleme bei der Klamottenauswahl) ins Themroc.

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Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Nachdem wir uns ordentlich eingemuckelt, den furzenden Hund neben uns entfernt und den Fotografen begrüßt haben, bekommen wir so 'ne komische Eigenkreation an Aperitif aus Crement Rosé und Wodka eingeflößt. Danach gibt's für uns das, was alle kriegen: das einzige, täglich wechselne Menü des Abends. Zuerst die Vorspeise: Sieht aus wie ein Dessert und besteht aus unserer guten alten Freundin, der roten Beete, geschichtet zwischen einer Sahne-Merrettich Creme, die sehr nach Sahne schmeckt. Leif und Sophia sind voll begeistert, mir ist das etwas zu schwer. Bin direkt satt danach und und trainiere den Sahnebatzen ab, indem ich im Laden herumstromere. Hier gibt es nämlich sehr viel zu entdecken und hinter den Bars ist es sowieso immer spannender als davor. Irgendwann werde ich zurückgepfiffen und zu einem hervorragendem Rosé gibt es Kalbsfleisch mit leckerem Gemüse und einer ordentlichen Knoblauchsoße. Sehr gut. Kann ich nur empfehlen. Da ich schon etwas gesättigt bin, stört es mich nicht groß, dass Sophia mir den Großteil des Gemüses klaut. Das spitzenmäßige an dem Abend ist, dass jeder das Gleiche bekommt und der Fotograf zur Abwechslung mal sein eigenes Essen fotografieren kann und wir direkt reinhauen dürfen ohne warten zu müssen. Zum Dessert bekommen wir eine leckere Komposition aus Kuchen. Nicht zu süß.

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Wie ist der Service dort?

Das erste Blick fällt direkt auf die Küche: Diese ist nämlich offen und befindet sich unmittelbar am Eingang. Dort am Werk ist die schönste Französin Berlins. Allein dafür lohnt sich ein Besuch. Begleitet wird sie durch den Abend von der schönsten Servicekraft Berlins: Alex. Unglaublich leichtfüßig und adrett werden flink Speisen und vor allem Getränke gebracht. Gern wird auch am Platz verweilt und geschnackt. Oder gemeinsam hinter der Bar rumgealbert. Oder vor der Tür. Oder einer jagt den anderen durch den Raum. Oder man sitzt am Ende des Abends mit Service, Besitzern und Gästen an einem großen Tisch und lässt den Abend ausklingen.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Hier sieht es ein wenig so aus wie in so vielen Bars und Restaurants in Berlin vor 10 Jahren: Liebhaberstücke zieren die Wände, die Einrichtung ist thematisch an den gleichnamigen Film angelehnt und alle Gäste teilen sich ein Klo. Das verbindet ja schon mal. Die Tische stehen eng und es gibt keine Berührungsängste. An den Wänden hängen nackte Männer und Alex hat kein Problem damit, von uns begrabscht zu werden. Ich mag es hier.

Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Anfang-30er genießen hier ein Dinner, das sich sehen lassen kann. Ali, der Besitzer des Themroc, ist auch am Start und sitzt noch lange mit Freunden, Fremden, Gästen und Vorbeiziehenden an einem großen Tisch.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Offenheit wird hier groß geschrieben. Gast- und Serviceraum gehen ineinander über und vor der Toilette bildet sich gerne mal eine kleinere Schlange. Wenn man unter gar keine Umständen mit fremden Leuten ins Gespräch kommen möchte und auf all white everything Inneneinrichtung steht, dann sollte man woanders hingehen.

Worüber habt ihr gesprochen?

Leif interessiert sich sehr für unsere Arbeit und das Verhältnis von öffentlichem Auftreten und sich selbst treu bleiben. Darüber reden wir ziemlich lange und kommen auch wieder auf die klassische Restaurantkritik zu sprechen. Damit lassen sich ja ganze Abende füllen. Und ganze Blogs.

Was hast du Neues über Sophia gelernt?

Ich bin so erstaunt, dass sie mir erst jetzt auf die Nerven geht. Habe viel früher damit gerechnet.

Das Beste an diesem Essen...

Der Service, die Umgebung und das Gemüse.

Möchtest du noch etwas sagen?

Ich bin versucht zu sagen, dass dieses Restaurant ganz furchtbar ist, nach Bratfett stinkt und der Service der absolute Horror ist - so hätte ich in Zukunft hier meine Ruhe und könnte mich allabendlich für ein gutes Glas Wein niederlassen. Aber ich will mal nicht so sein: Leute! Wirklich! Geht! Dahin! Es lohnt sich.


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Sophia, erzähl uns von deinem Tag.

Boah, ich kann nicht mehr! Jeden Tag raus, jeden Tag essen gehen. Seit über einem Monat habe ich keinen Abend für mich alleine gehabt, geschweige denn meine Freunde gesehen. Ich sehe nur noch meine Schwester, Lisa, Natalia (die Organisationskönigin hinter dem Projekt) und die Fotografen. Mann könnte also sagen, dass ich in einer Art 40 DAYS OF EATING Dorf gefangen bin und keinerlei Kontakt mehr zur Außenwelt hege. Bisschen wie Dschungelcamp, nur ohne rausvoten. Ganz toll. Die Leute denken ja immer, dass wir den tollsten Job der Welt haben, was ja auch irgendwie stimmt, aber habt ihr mal darüber nachgedacht, dass ich seit 34 Tagen nicht selbst bestimmen kann, wie ich meinen Tag gestalte oder wo ich essen werde? Ne, habt ihr nicht, was? Ich bin heute also leicht muffelig, als ich bei Maria eintreffe. Sie aber auch, das Projekt und meine Schusseligkeit nagen zunehmend an meiner Geduld. Also zicken wir uns fröhlich an, als wir uns für das heutige Dinner aufdonnern, es geht nach Mitte und man will dem hippen Bezirk ja auch was bieten, so optisch gesehen. Auf dem Weg zum Restaurant herrscht eisiges Schweigen, die Alte geht mir halt einfach auf den Keks. Das Gewitter ist aber vergessen, als wir durch Mitte wuseln, denn frische Luft und die Aussicht auf Nahrung machen uns beiden immer gute Laune.

Wo habt ihr heute gegessen?

Bei Themroc auf der Torstraße in Mitte.

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Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Und wieder bekommen wir ein Menü vorgesetzt. Da mein zweiter Vorname nicht gerade "Entscheidungsfreude" lautet, kommt mir das ganz gelegen. Als Aperitif gibt es Crémant Pansche im zarten Rosa. Ich bin hin und weg und super happy und die schlechte Laune verschwindet hinter einem Schleier aus tausend rosa Blubberbläschen. Geht doch! Kommen wir also ohne Umschweife zur Vorspeise: Rote Bete (Surprise surprise!) Carpaccio mit Merrettichsahne. Zwischen den Gängen gibt es Wein und zaghaftes Gefummel mit dem Servicepersonal (man kennt sich). Der Hauptgang ist Tofu (nicht der Rede wert) mit Rosenkohl und Süßkartoffeln. Das Gemüse ist sehr gut, auf den Punkt durch und wird von mir in Sekunden wegschnabuliert. Die Knoblauchsoße ist der Hammer, also klaue ich von Marias Teller. Zum Nachtisch gibt es den besten Cheesecake ever und ein Schokoladenküchlein. Fotograf Leif und ich sind begeistert. Ach ja, das Brot hier ist ganz gut, Butter wird allerdings erst auf Nachfragen gereicht. Ein 3-Gänge-Menü schlägt hier mit 22 bis 25 Euro zu Buche, was ich echt okay finde.

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Wie ist der Service dort?

Wir kennen den flotten Kellner Alex schon lange, es wird gebrabbelt und geklönt. Der Abend läuft irgendwann aus dem Ruder, wir werden best friends mit dem kompletten staff und als die kitchen schließt, sitzt beinahe everyone an unserem table. Wie immer checke ich (auch noch nach einigen Gläschen Blubberbrause), wie die Gäste an den anderen Tischen so behandelt werden: nett, freundich mit viel Charme und Witz.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Das Themroc ist wie sein cineastischer Namensvetter offen und irgendwie unkonventionell. Die Bilder an der Wand erzählen in Petersburger Hängung von Dandys, Punks und der großen Liebe. Die Küche kann man sehen, alles ist gut überschaubar und sehr intim. Ich fühle mich hier sofort wohl. Könnte aber auch am Wein liegen. Nein, es liegt definitiv an der Inneneinrichtung. Okay, und am Wein.

Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Mitte-Hipster und Normalos. Pärchen und Freunde. Ganz normales Mitte-Publikum ohne zu viel Chichi.

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Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Mit Leuten, die gerne selbst bestimmen, was sie essen wollen. Hier gibt es jeden Abend nur ein Menü. Damit muss man klarkommen.

Worüber habt ihr gesprochen?

Über alles und nichts, Partys und gutes Essen, kleine nasenlose Hunde und unsere unendliche Liebe zu diesen Tieren. Darüber, dass Maria und ich uns langsam aber sicher gewaltig auf den Sack gehen. Und über die Liebe natürlich, macht man ja immer irgendwie. Fotograf Leif ist heute nicht so live, denn er hat einen Kater. Macht nichts, wir schmeißen die Party hier auch alleine.

Was hast du Neues über Maria gelernt?

Maria motzt zwar gerne über nasenlose Hunde, steht insgeheim aber doch total auf die kleinen.

Das Beste an diesem Essen...

Das Dessert und der ausgezeichnete Rosé.

Möchtest du noch etwas sagen?

Nö, ich ziehe jetzt noch eine Runde durch die Bars auf der Torstraße, man kommt ja zu nix. Wir sehen uns dann morgen.


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Gestern waren Maria und Sophia in der Keule. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.

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Location: Themroc, Torstraße 183, 10115 Berlin

Fotos: Leif Osthoff

Text: Maria und Sophia Giesecke

Titelfoto: Franziska Taffelt

Artwork: Frau Grau

Produktion: Mit Vergnügen

(Ja, "40 Days of Eating" ist eine Adaption von "40 Days of Dating".)

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