40 DAYS OF EATING #28 – DDR Restaurant Domklause
Heute machen wir eine kleine Abschiebung in die Vergangenheit und schicken unsere Zwillinge in das DDR Restaurant. Auf die Plätze, Jägerschnitzel, los!
Maria, erzähl uns von deinem Tag.
Es hilft ja alles nix: Grippe, du bist ein Arsch. Sophia und ich mummeln uns am Vormittag im Roamers ein und versuchen die Grippe mit ungefähr 3l Tee zu ersaufen. Leider erfolglos. Da ich heute aber eine Turbo-Genesung will, gehe ich in die Apotheke und bestelle mir eine Tüte Buntes, die macht mich auch gleich viel fröhlicher und so treffen wir uns vor dem Essen wieder und besprechen die heutige Strategie. Heute gibt es nämlich keinen Fotografen, es ist also Selfie-Time mit einer Einwegkamera.
Wir watscheln also fröhlich schnatternd über den Alex und suchen die heutige Location, welche sich ein wenig versteckt hält: Direkt an der Spree finden wir ein vielversprechendes Schild mit der Aufschrift DDR und einem Pfeil nach unten. Wir, bis zum 4. Lebensjahr waschechte Ossis, steigen hinab auf eine Reise in unsere Vergangenheit.
Wo habt ihr heute gegessen?
Themenwoche: Im DDR Restaurant Domklause direkt neben dem DDR-Museum.
Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Die Karte ist nicht nur zweisprachig, nein sie ist auch vielversprechend. Neben Ketwurst und Strammen Max befindet sich auch Jägerschnitzel auf der Karte, welches ich natürlich direkt bestelle. Jägerschnitzel, damit wurden wir großgezogen. Und mit Zuckernudeln, aber die gebe ich mir heute nicht! Wir sind voll neugierig, wie das Schnitzel denn gejagt wird und watscheln in die Küche, um dem Entstehungsprozess beizuwohnen. Begrüßt werden wir von Steve, dem Koch, der routiniert eine fette Scheibe von einer fetten Wurst abschneidet, sie in Panade bettet und anschließend ins siedend heißes Öl schickt. Sophia - zwischen Faszination und Ekel - ist mitten drin statt nur dabei und dokumentiert alles brav. Da wir ja zum Essen hier sind, gehen wir wieder an unseren Platz und lassen die Männer für uns kochen. Kurze Zeit später kommt das Schnitzel und ich falle fast hinten über: Die auf der Karte angepriesenen Sättigungsbeilagen kommen hier in Form von Nudeln daher und der Menge nach zu beurteilen, dürfen sie mehr als sättigend sein. Schmeckt richtig gut, vielleicht etwas besser als früher - sorry Mama - aber wir hatten ja damals auch nichts.
Wie ist der Service dort?
Nett. Auch hier wird fließend ostisch gesprochen. Sophia und ich stimmen direkt mit ein.
Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Es ist hier sehr steril und erinnert an eine, auf neu gemachte, Kantine. Ehrlich gesagt, errinnert mich außer dem Essen nicht viel an früher. Die Karte ist schon ein echtes Original - bis auf die Heißgetränke. Latte Macchiato? Gab es das damals schon? Sicherlich wurde hier nur Rücksicht auf den allgemeinen Touri-Gaumen genommen.
Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?
Entgegen unserer Erwartungen ist der Laden nicht voll Touristen, sondern voll Ossi-Großfamilien. Man nickt sich wissend und freundschaftlich zu.
Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?
Mit anderen Ossis. Man soll die Erinnerung, Erinnerung sein lassen. Aber mit Wessis, um ihnen das Essen von damals zu zeigen.
Worüber habt ihr gesprochen?
Über damals und heute, damalige Schulhof Erlebnisse und heutige Mittagspausen Erlebnisse. Ich freue mich total auf Freunde, die von einer größeren Reise zurück sind und Sophia muss noch arbeiten.
Was hast du Neues über Sophia gelernt?
Sie kann einfach alles. Essen, fotografieren, schminken, schreiben. Diese Frau wird mir langsam unheimlich.
Das Beste an diesem Essen...
Das Schnitzel und der Blumenkohl. Ich bin ja nicht besonders begeisterungsfähig für Sättigungsbeilagen, habe ich aber auf die Gerichte gestürzt und diese voller Genuss und "Ostalgie" verputzt.
Möchtest du noch etwas sagen?
Ick gloob ick bin wieda 4.
Sophia, erzähl uns von deinem Tag.
Ich hänge mit Maria mal wieder im Lieblingscafé ab und wir verprügeln fleißig unsere Computer. Die Köter und diverse Freunde sind auch mit am Start, also beschränkt sich die Arbeit eher auf ein Minimum und das Rumschlaumeln wird großzügig ausgedehnt. Der nasenlose Hund trifft seinen aller aller aller besten Freund und wir machen ein Übernachtungsdate für die Köter aus. Ich fühle mich wie ne waschechte PBerg-Mama und frage mich heimlich, wie es nur so weit kommen konnte. Zu allem Überfluss werden wir plötzlich von einer Horde Muttis und werdender Muttis umzingelt, welche sich sehr laut über Kinderkrankheit und Doppelbelastung unterhalten. Maria und ich werden immer wütender. So ihr Schnuckies, wir zeigen euch gleich mal, was ne Doppelbelastung ist!
Wo habt ihr heute gegessen?
DRR Restaurant in Mitte
Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Erstmal die Karte checken. Da stehen echt nur Sachen drauf, die wir damals schon im Kindergarten bekommen haben, damals halt nur mit Pellen und Kümpchen. Darauf wird heute zum Glück verzichtet. Die Speisen entpuppen sich auch als weitaus hochwertiger als ihre Kollegen von damals, geschmacklich jedoch echt original. Da wir ja neugierig und leicht zu beeindrucken sind, dürfen wir auch kurz in die Küche und dabei zusehen, wie aus einem Stück Wurst ein Jägerschnitzel wird. Ich halt brav mit dem Handy drauf. Mache aber, ganz Pro, alles falsch und halte das Handy falsch. Deswegen müsst ihr jetzt mit diesem schrottigen Video leben. Har Har. Aber zurück zum Essen: Ich bestelle NATÜRLICH den Blumenkohl mit brauner Butter. Ich bin nach wie vor Fan. Allerdings hatten wir damals nicht so abgeflippte Sperenzchen wie Lauchzwwiebeln. Keep it simple!
Wie ist der Service dort?
Der Service ist sehr toll und spricht fließend ostisch. Wir werden nach kürzester Zeit geduzt, was uns ja immer sehr gut gefällt. Nett hier.
Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Also, wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mir das DDR Restaurant schon etwas ostiger vorgestellt. Die Inneneinrichtung ist voll modern und erinnert eher an ein typisches Touristenrestaurant, als an Ostalgie. Ich mag den "HAM WA NICH" Stempel im Menü. Der Witz ist vielleicht etwas platt, aber ich stehe ja auf billigen Humor.
Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?
Familien quer durch die Gesellschaft. Vielleicht sind es Touristen, vielleicht auch nicht. Keine Ahnung, jedenfalls sind alle sehr nett und entspannt hier.
Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?
Mit Norgelbacken, die sich die ganze Zeit über den Osten lustig machen. Lass mir meine Ostalgie!
Worüber habt ihr gesprochen?
Natürlich reden wie viel über den Osten und überhaupt und unsere Kindheit. "Weißt du noch, als Ronny dich gegen die Heizung geschubst hat?" Oder wir versuchen uns daran zu erinnern, wie die Kinder in unserer Grundschulklasse hießen: Cindy, Mandy, Corinna, Carolin, Maik, Mirko, Ronny (der Schubser), Gabi. Das ist jetzt nicht übertrieben oder beschönigt, nein, das war wirklich so. Später reden wir über Partys, denn Maria geht später noch auf eine und ich muss noch auf einer Party arbeiten. Wir diskutieren sehr lange darüber, ob wir jetzt zurück nach Kreuzberg laufen oder mit dem Taxi fahren sollen. Taxi gewinnt, 40 DAYS OF EATING macht ganz offensichtlich faul.
Was hast du Neues über Maria gelernt?
Maria hat eine Vorliebe für panierte Wurst.
Das Beste an diesem Essen...
Der Blick in die Küche. So etwas finde ich immer sehr spannend. Und natürlich die braune Butter beim Blumenkohl - Hallo Kindheit!
Möchtest du noch etwas sagen?
Essen und fotografieren zeitgleich ist verdammt anstrengend.
Gestern war Sophia im Glass und Maria im Bett. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: DDR Restaurant Domklause, Karl-Liebknecht-Straße 1, 10178 Berlin
Fotos: Maria und Sophia Giesecke
Text: Maria und Sophia Giesecke
Titelfoto: Franziska Taffelt
Artwork: Frau Grau
Produktion: Mit Vergnügen
(Ja, "40 Days of Eating" ist eine Adaption von "40 Days of Dating".)