40 DAYS OF EATING #27 – Glass

© Mit Vergnügen

Weil Maria krank ist, lädt Sophia sich männliche Begleitung zum Essen ein und verbringt einen romantischen Abend mit Superdampf, Erde zum Essen und Gummibärchen im Kressewald.


40 Days of Eating #27-1000688

Maria, erzähl uns von deinem Tag.

Schon am Morgen merke ich, dass irgendwas nicht stimmt. Die Stimme ist tief und meine Poren spielen verrückt. Ich bin krank. Und zwar so richtig. Der Gewaltmarsch durch Friedrichshain mit Techno-Kalle hat mir ganz schön zugesetzt und nun schleppe ich eine Grippe mit mir rum. Diese blöde Kuh. Gerade heute. Natürlich gehe ich trotzdem zur Arbeit und zum heutigen Radiointerview. Radio-WHAAAAT? Oh, Mann... Dank professioneller Hilfe aus der Apotheke meines Vertrauens peitsche ich mich so auf, dass ich irgendwie durch das Interview schlingere, auch wenn ich fast brechen muss. Sophia macht das alles ganz toll und ich sehe uns von oben aus Vogelperspektive. Später krieche ich einfach nur nach Hause. Sophia donnert sich auf und wir googlen die heutige Location: Ich muss fast flennen. Es wird fein. So richtig fein. Ich versuche mein Fieber wegzulügen, aber es hat alles keinen Sinn. Sophia geht alleine. Ohne mich. Ich wimmere und muckel mich mit zwei vierbeinigen Freunden auf dem Sofa ein. Eine knappe Stunde später blinkt mein Telefon das erste Mal auf und ich bekomme begeisterte Nachrichten von Sophia. Als ich mir gerade ein Hundehaar aus der Nase popele, lese ich nur "Es ist so geil hier!". Na super. Ich langweile mich etwas und spiele erst Vater, Mutter, Hund und im Anschluss gebe ich meinen haarigen gefährten Punkernamen. Haufen (großer, brauner Hund) und Tequila (kleiner, kurzer Hund) freuen sich mäßig darüber.

Wo habt ihr heute gegessen?

Zu Hause.

Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Ich habe keine Grippe bestellt, aber trotzdem eine bekommen.

40 Days of Eating #27-1000745

Wie ist der Service dort?

Da ich mit den Tieren noch Gassi gehen musste, habe wohl ich heute den Service-Part heute übernommen. Kacke tragen! Yay!

40 Days of Eating #27-1000754

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Die sind ja schon süß.

40 Days of Eating #27-1000777

Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Warm und lieb. Tequila hört nicht so gut wie Haufen.

40 Days of Eating #27-1000787

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Hier darf jeder mal rumkommen.

40 Days of Eating #27-1000816

Worüber habt ihr gesprochen?

Über Bäuche, die gekrault werden wollen.

40 Days of Eating #27-1000826

Was hast du Neues über Sophia gelernt?

Sophia isst Dreck.

40 Days of Eating #27-1000835

Das Beste an diesem Essen...

Haufen und Tequila.

Möchtest du noch etwas sagen?

Menno.


40 Days of Eating #27-1000720

Sophia, erzähl uns von deinem Tag.

Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, ich bin so aufgeregt! Heute haben wir unser erstes Radiointerview. Auf dem Weg zum Sender mache ich mir vor Aufregung fast in die Hosen, mir wird heiß, kalt, schlecht und ich zweifle ernsthaft an meiner Radiokompatibilität. Spreche ich zu sehr ostisch? Als es dann endlich soweit ist, bekomme ich keinen Pieps raus und Maria muss uns durch das Interview retten. Mein Beitrag beschränkt sich auf dummes Gegacker und zaghafte Pöbeleien. Ich schäme mich so sehr und hoffe inständig, dass ich niemals den Mitschnitt zu hören bekomme. Danach hangel ich mich von Meeting zu Meeting und treffe schließlich bei einem Freund ein, mit dem ich gerade einen neuen Job vorbereite. Als ich, ganz Tierfreund, die Katzen des Hauses begrüßen will, stößt dies allerdings nicht unbedingt auf Gegenliebe. Ich so: Miez miez. Die so: Schieb ab, du Schrulle. Ok, dann führe ich heute also einen riesigen Kratzer im Dekoltée spazieren. Als ich Maria abholen möchte, trifft mich fast der Schlag. Die sieht heute aber gar nicht gut aus, spricht ungewohnt tief und ist mit Sofa und dem nasenlosen Hund verwachsen. Wir müssen kurz vor dem Dinner leider einsehen, dass es keinen Sinn macht, das kranke Huhn mitzuschleppen, also mache ich mich alleine auf den Weg. Ist aber nicht so schlimm, denn heute ist wieder Max am Start. Der kommt ja ganz gerne mal mit und ehrlich gesagt ist mir das mehr als recht. Wir mögen uns, also gibt es heute mal ein richtiges Date.

Wo habt ihr heute gegessen?

City West, mach dich bereit, denn heute gehen wir ins GLASS.

40 Days of Eating #27-1000735

Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Okay, das kann jetzt etwas dauern, denn im Glass gibt es ein sehr abgefahrenes Menü. Da wir nicht gleich übertreiben wollen, entscheiden wir uns für die sechs Gänge und eine Flasche Riesling. Los geht's:




Den Anfang macht wie in jedem guten Restaurant (!!!) der Gruß aus der Küche. Es gibt Windbeutel mit Käsefüllung und Sojacracker. Windbeutel mit Käsefüllung!!! Mehr sage ich dazu nicht.




Der 1. Gang ist eine Terrine aus Blumenkohl und ich denke mir: "Boah, nicht schon wieder!" Aber diese Terrine ist so brutalst lecker, dass ich mir vor Verzückung eine Träne aus dem Augenwinkel wischen muss. Cremig, nussig, mit leichter Currynote und knackigem Müsli. Weiter!




Als 2. Gang wird uns eine Komposition aus Grün mit noch mehr Grün gereicht. Entpuppt sich schnell als Gurke mit Artischocke, haut mich nicht um, aber der warme Schnee haut es wieder raus. Ich meine, warmer Schnee, wie geil ist das denn bitte?




Der 3. Gang wird direkt am Platz aufgegossen, es handelt sich nämlich um eine Topinambur-Suppe. Sieht gut aus, schmeckt noch besser.




Der 4. Gang schafft mich komplett, denn jetzt bekomme ich einen Salat (nicht so ungewöhnlich) mit essbarer ERDE! ESSBARE ERDE! Die Erde schmeckt nussig und nach gerösteter Schokolade und ist gar nicht so sandig, wie man es erwarten würde, sondern eher weich und flauschig. Macht das Sinn? Der Salat ist mit Abstand der beste Salat, den ich jemals gegessen habe. Und das sage ich, obwohl da 'ne Karotte auf meinem Teller liegt und ich hasse Karotten (außer Karottenkuchen und Karottensaft).




Es gibt ein paar Gerichte, mit denen macht man mich garantiert glücklich. Risotto gehört definitiv dazu. Dass es sich beim 5. Gang um ein Risotto handelt, wird von mir demnach wohlwollend zur Kenntnis genommen. Das Risotto ist perfekt, nicht zu matschig, schön aromatisch mit Kürbis und leicht malziger Note. Überrascht und überzeugt.




Kommen wir also zum absoluten Highlight: dem Dessert. Nennt sich Candybox und wird bei Max noch für diverse schlaflose Nächte sorgen, weil so unglaublich gut. Es wird direkt am Platz vom Koch persönlich auf einer Spiegelfolie angerichtet (ein Schelm, der Böses dabei denkt). Der Koch erklärt uns, dass er sich von einem Picknick in der Kindheit inspirieren lassen hat und er fängt an, Kresse, Gummitiere, Kekskrümel, Knallbrause und geröstete Marshmallows auf der Folie zu verteilen. Das sieht aus wie die übelste Sauerei und ist ein ganz netter Kontrast zur super cleanen Location. Zum Schluss wird noch seine spezielle Version einer Mousse au Chocolat von ihm persönlich schockgefrostet und auf dem Picknick verteilt. Dann darf geschaufelt werden. Und wir schaufeln.




Wir beenden das Dinner mit einem Kaffee und Max murmelt auf dem Weg zur Bahn immer wieder: "Wie geil war denn bitte das Dessert?" (Nachtrag: Dies wird sein Mantra für die nächste Woche bleiben.)
Zum Abschluss erfahren wir noch, dass das Menü "je nach Bock des Küchenchefs" wechselt.

Wie ist der Service dort?

Der Service ist professionell und doch sehr charmant. Hier und da wird etwas gewitzelt, die Stimmung ist lange nicht so steif, wie man es von so einem Ort erwarten würde. Auch dumme Fragen unsererseits ("Was ist das da? Wieso hängt da was? Was soll das sein?") werden sehr freundlich und ausführlich beantwortet. Manche Gänge werden vom Koch persönlich angerichtet, was ich persönlich ja sehr gut finde, da ich ganz gerne darüber Bescheid weiß, wer an meinem Essen rumbastelt. Zum Abschied gibt es sogar 'ne Umarmung.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Ich mag das abgespacete Thema des Restaurants sehr gerne. Mitten in der hässlichsten Plattenbaulandschaft liegt dieses Restaurant, komplett aus Glas (ach watt?!?!?!?!) und sehr minimalistisch. An der Decke bahnen sich Röhren ihren Weg durch das Restaurant, die Küche ist durch eine Spiegelfolie abgetrennt. Total spacig halt. Ich warte nur darauf, dass George Cloooohooooney gleich melancholisch angeschwebt kommt. Man sitzt praktisch mitten in dieser Betonlandschaft, alles ist irgendwie aus Glas oder Spiegelfolie und trotzdem fühlen wir uns hier sehr schnell behaglich. Verrückt. Demnächst soll das Restaurant allerdings ein wenig umgestaltet werden, nicht mehr ganz so nackt, dafür mehr Bilder und einfach etwas wärmer. Also ich finde es ganz gut so, wie es ist!

Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Leute mit richtig Schotter. Bei den Preisen hier auch keine Überraschung (ein Menü kostet 70-90 Euro) und echte Genussmenschen (wir). Ein sehr hipper Typ speist am Nebentisch allein und fotografiert jeden Gang aus 38927598375 Winkeln. Ey, dieser Ort ist nicht groß genug für uns zwei! Wir rätseln, was der Typ wohl beruflich macht, von Modedesigner bis extrem modebewusster Zuhälter ist alles dabei. Später berichtet der hippe Typ aber sehr laut im Gespräch mit dem Koch, dass er "in der Modebranche ist" und zwischen Thailand und Berlin pendelt. So, so. Wir starren ihn weiter an, er starrt zurück.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Mit der Weltmeisterin im Hot-Dog-Wettessen. Hier wird gehobene Küche langsam genossen. Sehr langsam. Unser 6-Gänge-Menü dauert knapp 4 Stunden.

Worüber habt ihr gesprochen?

Wir sprechen über den hippen Typen, über das gute Essen und über guten Wein. Ich frage Max, wie sein Menü ist, er beschreibt jeden Gang sehr ausführlich, ich bin aber zu faul zum Mitschreiben, deswegen jetzt so: Sehr gut. Wir sprechen auch über den Koch, der immer wieder an unseren Tisch kommt (übrigens geht auch auch an die Tische der anderen Gäste) und sich erkundigt, ob alles okay ist. Wir sind uns nicht sicher, ob er ein Genie oder wahnsinnig ist, da er manchmal etwas abwesend wirkt. Das Essen ist dennoch einfach nur der Knaller, also beschließen wir, dass er ein wahnsinniges Genie ist. Wir lieben ihn - ein Herz für Nerds!

Was hast du Neues über Maria gelernt?

Gar nichts.

Das Beste an diesem Essen...

Ja, ich sage es auch noch mal: das Dessert.

Möchtest du noch etwas sagen?

Hihi.


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Gestern waren die beiden im priMaria. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.

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Location: Glass Berlin, Uhlandstraße 195, 10623 Berlin

Fotos: Max Seedorf

Text: Maria und Sophia Giesecke

Anfragen: [email protected]

Titelfoto: Franziska Taffelt

Artwork: Frau Grau

Produktion: Mit Vergnügen

(Ja, "40 Days of Eating" ist eine Adaption von "40 Days of Dating".)

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