40 DAYS OF EATING #25 – Goura Pakora
Von Neukölln nach Friedrichshain ist es ja ein Stückchen. Wieder werden die Zwillinge auf eine kulinarische Reise geschickt. In einen Imbiss. Die Vorfreude hält sich in Grenzen, Maria wird Opfer des Sandmännchens und am Ende siegt aber doch das Volk der Süßkartoffeln über den inneren Schweinehund.
Maria, erzähl uns von deinem Tag.
Ich muss nach Friedrichshain. Auf dem Weg ins Restaurant habe ich das gleiche Gefühl wie gestern: Zeitreise. Auch ich habe mal Wollstrickmützen und Röcke über Hosen getragen. War 'ne lustige Zeit. Durch meinen Kopf springen Erinnerungen, wie ich damals vor 10 Jahren (uiuiuiuiui) durch Friedrichshain mit meiner Punker-Clique getingelt bin und wir mit Sterni und zerschlissenen T-Shirts die Gegend unsicher gemacht haben. Im Friedrichshain von damals ist aber irgendwie Sommer. Heute ist es mal wieder empfindlich kalt. Ich wandere durch die menschen- und hundeleeren Straßen und drücke mir die Nase an Piercingstudiofensterscheiben platt.
Wo habt ihr heute gegessen?
Im Goura Pakora. Wieder vegan. Hmpf.
Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Wir bestellen an einer Salatbar einen riesigen Teller Buntes. Als wir unser üppiges Essen gereicht bekommen, sieht es sehr gut, eine tierfreie Michung aus Frittiertem und Frischem - viel mit Kartoffel. Macht satt, ist jetzt keine kulinarische Neuentdeckung, erfüllt aber durchaus seinen Zweck. Es gibt Abwechslung auf dem Teller, was mir natürlich wieder einmal besonders gut gfällt. Außerdem können wir so alle von einem Teller mümmeln, one love. Es wird großzügig gewürzt. Die Frage ist ja: Würzen Veganer mehr und anders?
Wie ist der Service dort?
Jung und knackig.
Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Was mir auffällt: Irgendwie sehen diese veganen Läden bis jetzt alle gleich aus. Spartanische Einrichtung, selbstgemeißelter Tresen, winziger Gastraum. Warum ist das so? Darum fällt es mir natürlich an dieser Stelle auch schwer, markante Einzelheiten und Neuentdeckungen mitzuteilen. Das ist nicht persönlich gemeint, ich weiß nur irgendwie nicht so genau, wieso diese Läden alle gleich aussehen? Oder sehen Pizzaläden auch alle gleich aus und ich bekomme es nur nicht mit? Tomaten auf den Augen. Mhhhmmm, Tomaten.
Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?
Freundinnen und Familien.
Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?
Hier geht man nicht schick essen, hier haut man sich mal eben was in den Bauch, um ordentlich satt zu werden. Der Boxi ist direkt nebenan und sonntags kann man hier eine kleine Fresspause zwischen dem Rumtrödeln einlegen.
Worüber habt ihr gesprochen?
Ich bin so müde, dass mir mein Kopf fast in die hübsch angerichtete Platte fällt. Die Konzentration lässt krass nach und ich muss zugeben: Ich muss einfach früher gehen. Ich habe meinen Kräfte-Tiefpunkt erreicht, zum Glück werde ich wenigstens gefüttert. Wie ich es noch unbeschadet nach Hause schaffte, habe ich vergessen.
Was hast du Neues über Sophia gelernt?
Sophia zieh ihrem Hund ganz furchtbare Klamotten an.
Das Beste an diesem Essen...
Die panierte Süßkartoffel.
Möchtest du noch etwas sagen?
Schlafen. (Habe ich geschnarcht?)
Sophia, erzähl uns von deinem Tag.
Ich bin so schlaaaaaaumelig! Meine Mitbewohnerin und ich haben uns den halben Tag lang eingemuckelt, wir sitzen gemeinsam in der Küche und arbeiten an unseren Sachen. Wir wollen beide nicht rausgehen, aber wie immer MUSS ich ja. Das ist eine Unverschämtheit! Und dann auch noch nach Friedrichshain! Das ist verdammt noch mal am anderen Ende der Stadt! Ich war bereits den ganzen Vormittag mit dem nasenlosen Hund im Park und dachte kurzzeitig, mir würden alle Finger abfrieren. Dem Köter ist es auch zu kalt, sie trägt also Mäntelchen. Auch wenn ich ihre Fashion Choices echt ein bisschen daneben finde, sie fühlt sich sichtlich wohl im roten Umgang, springt durch den Schnee und spielt Super Dog.
Wo habt ihr heute gegessen?
All vegan all everyting, heute geht es ins Goura Pakora in Friedrichshain.
Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Ich stehe etwas ratlos vor der Kühltheke und glotze auf die Tafel. Was haben die hier? Hä? Kann ich nicht von allem etwas haben? Kann ich! Wir bekommen Thalis, das ist ein üppiger Mixteller mit Reis, Hirse, Gemüsezubereitung, Pakoras, Dal, Falafel, Salaten, Raita, Chutneys, Crackern und Konfekt. Also Pamps mit Pamps. Ich stehe sehr auf Pamps. Nur die Falafel finde ich etwas schwach, aber das panierte und frittierte Gemüse haut das wieder raus. Den Dosas (Reispancake mit herzhafter Füllung) finde ich nicht sehr spannend, aber solide. Kann man echt mal machen. Die Suppe wird etwas stiefmütterlich von mir behandelt, da ich mal wieder so einen Riesenhunger habe, dass mir eine Suppe einfach nicht ausreicht. Zum Schluss bekommen wir noch einen veganen Milchshake mit Banane und Cocos und ein wenig Schoki. Und hier kann ich ohne mit der Wimper zu zucken behaupten: Boah, ist der lecker!
Wie ist der Service dort?
Die Jungs in der Küche sind sehr nett und tanzen zwar nicht ihren Namen, dafür aber beinahe das Menü. Zudem lassen sie sich durch meine Verpeiltheit nicht aus der Ruhe bringen. Pluspunkt.
Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Joah, das ist hier halt so ein typischer Friedrichshainer Imbiss. Nett, grün, entspannt. Würde ich in der Nähe wohnen, ich würde garantiert öfter mal vorbei gucken.
Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?
Friedrichshainer Familien. Die Kinder hopsen durch den Laden und freuen sich, die Erwachsenen futtern seelenruhig. Bisschen Hippiefeeling.
Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?
Mit 'nem super fancy Date. Denn das hier ist eher etwas für zwischendurch und husch husch.
Worüber habt ihr gesprochen?
Da Maria ziemlich schnell davonsegelt, bleiben Fotografin Nora und ich allein zurück. Das ist aber voll okay, wir bleiben noch eine gute Stunde sitzen und quatschen über Familie und Emokram. Nora ist bereits das 3. Mal mit uns essen und mir richtig ans Herz gewachsen.
Was hast du Neues über Maria gelernt?
Maria ist zur Zeit brutal überarbeitet und macht heute etwas früher schlapp. Armes Ding.
Das Beste an diesem Essen...
Die Süßkartoffeln auf der gemischten Platte und der Shake.
Möchtest du noch etwas sagen?
Es ist brutal, für einen Imbiss durch die halbe Stadt juckeln zu müssen. Aber mittlerweile zähle ich nicht mehr die Tage sondern poliere einfach mein Durchhaltevermögen auf Hochglanz. Komme, was wolle, ich komm mit.
Gestern waren die beiden in der Kantine der Volksbühne Berlin. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: Goura Pakora, Krossener Straße 16, 10245 Berlin
Fotos: Nora Tabel
Text: Maria und Sophia Giesecke
Anfragen: [email protected]
Titelfoto: Franziska Taffelt
Artwork: Frau Grau
Produktion: Mit Vergnügen
(Ja, "40 Days of Eating" ist eine Adaption von "40 Days of Dating".)