40 DAYS OF EATING #24 – Kantine der Volksbühne

© Mit Vergnügen

Eigentlich essen hier nur Urgesteine und die Schauspieler der Volksbühne. Heute klettern Maria & Sophia ein paar Stufen in eine Berliner Institution hinunter und nehmen zwischen getäfelten Wänden und roter Grütze Platz.


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Maria, erzähl uns von deinem Tag.

Yeah, wieder ein Lunchdate - find ich gut. Ich steppe vorher noch kurz durch den Schnee hin zum Büro der Vergnügten und schaue mir die neuen Räumlichkeiten an. Super. Es gibt 'ne Waffel als Vorspeise und die Stimmung ist vergnügt, als wir uns klassenfahrtsmäßig auf den Weg zum heutigen Lunchspot machen. Sophia trödelt ein wenig und muss ermahnt werden, aber es liegt trotzdem Liebe in der Luft. Die Location überzeugt schon einmal.

Wo habt ihr heute gegessen?

Die Volksbühne, Wahrzeichen von Mitte und favorisierter Lunchspot der Vergnügten, besitzt eine Kantine. Ab durch den Hintereingang wird hineingetaucht in unsere Vergangenheit: die DDR.

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Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Ich habe nicht viel Zeit, also überfliege ich die Karte nur und stelle einen Wahrnehmungsfilter ein: Mir fällt natürlich direkt das Wort "POMMES" auf und ich bestelle diese nahezu automatisch. Dazu gibt es Chickenwings mit viel Soße drumherum. Es wird auch ordentlich auf den Teller geschaufelt - mit Berg -, sodass ich den Teller nur mit Mühe und Not zum Tisch balancieren kann. Auf einem Tablett. Hach, Kantine.

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Wie ist der Service dort?

Es wird fließend Ostisch gesprochen und ich habe das Gefühl, dass man hier nicht nur arbeitet, man lebt Kantine. Der Ton ist, wie von echten Berlinern gewohnt, direkt aber liebevoll, was eventuell für Außenstehende ohne der notwendige Ossi-Sozialisation nicht direkt erkennbar ist. Die Berliner-Freundlichkeit versteckt sich ja oft hinter einem grimmigen Gesicht und kommt nur in Form eines Augenzwinkerns ab und zu hervor.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Die Tür ist eine Zeitmaschine. Da bin ich krass von überzeugt. Also echt mal. Irre. Bis auf das Besteck, welches komischerweise nicht aus Alu besteht, ist hier alles irgendwie so wie damals, soweit ich mich daran erinnern kann. Die Essensausgabe ist klein und führt direkt in einen Speiseraum, liebevoll getäfelt mit Eiche rustikal.

Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Hier essen vor allem die Mitarbeiter der Volksbühne - und zwar pünktlich um 12 Uhr. Rush Hour und vermutlich sollte man seinen Lunch aus Rücksicht eher gegen 13 Uhr eintakten. Sonst klaut man ihnen ja die Plätze. Das wäre doof. Aber man trifft hier auch unterschiedlichste Leute unterschiedlichster naheliegender Büros. Hipster, Sachbearbeiter, Studenten. Nice.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Mit Menschen, die nur Gabi und ihre erste Banane mit dem Osten verbinden.

Worüber habt ihr gesprochen?

Darüber, dass Pierre, wenn man Matze Glauben schenkt, jeden Tag hier essen möchte. Auch ein Ostkind übrigens.

Was hast du Neues über Sophia gelernt?

Sophia tut oft bescheiden bei der Bestellung, beschwert sich dann aber, wenn es zu wenig ist.

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Das Beste an diesem Essen...

Popopopommes.

Möchtest du noch etwas sagen?

Lecker, gut, günstig, nostalgisch.


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Sophia, erzähl uns von deinem Tag.

Der Tag beginnt wirklich außerordentlich fantastisch, also ist meine Laune ebenso großartig, als ich gegen Mittag das Haus verlasse. Auf dem Weg zum Lunch bekomme ich einen Anruf: Neuer Job in Aussicht, ich habe nämlich nebenbei heimlich an meiner Karriere gebastelt, wie nicht nur einmal erwähnt. Plötzlich macht mir der Berliner Matsch nichts mehr aus, denn ich schwebe vor Freude 5 Zentimeter über dem Boden. Vergessen sind das schlechte Karma, die miese Laune und die Existenzängste der letzten Wochen. Gut gelaunt flattere ich ins 'Mit Vergnügen'-Büro, wo Matze und Maria bereits auf mich warten. Nach ausgiebigem Abgeklatsche geht es zur heutigen Location.

Wo habt ihr heute gegessen?

Schöne Grüße aus dem Osten. Heute geht es in die Kantine der Volksbühne Mitte, dem allerallerallerallerliebsten Lunch-Spot von Matze und Pierre.

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Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Ich lese nur Pastinaken, bekomme einen Melancholischen und bestelle. Leider ist es dann doch nur 'ne klare Suppe mit Einlage, was mich etwas enttäuscht. Ich klaue heimlich Pommes bei Maria, die eh nur ganz wenig Zeit hat und deswegen jede Hilfe bei ihrer Portion gebrauchen kann. Zum Nachtisch (das heißt hier so!) muss Matze mich etwas zwingen, da ich 'ne totale Phobie vor Pelle und Klümpchen habe und das leider in meiner Kindheit (ich vermute, mit Absicht) automatisch in jeden Nachtisch eingebaut wurde. Aber es gibt Götterspeise und Schokopudding mit Vanillesoße ohne Pelle und ohne Klümpchen. Ich habe Flashbacks bis zu meinen früheren Windeln.

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Wie ist der Service dort?

Das Personal ist ruppig-charmant und ohne viel Pipapo wird hier das Essen zubereitet und auf den Teller gelegt.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Ich liebe die Volksbühne, das leicht Abgeschrabbelte, Ostische. Von der in Eierschale lackierten Wand bis hin zum Geruch ist alles wie früher. Die holzvertäfelte Kantine versetzt mich zurück in meine Kindheit, mit dem Unterschied, dass es hier Cola zu kaufen gibt. Wir bestellen Cola und fühlen uns irre cool. Fetzt.

Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Hier essen hauptsächlich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Volksbühne, also so divers, wie die Aufgabenfelder im Haus. War der da drüben nicht mal unser Praktikant in meiner alten Agentur? Lustig, wohin es die Leute so verschlägt. Fast täglich kann man hier auch Pierre und Matze beim Schaufeln und Schichten sowie Vertilgen ihrer Mahlzeiten beobachten.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Mit Wessies. Die verstehen glaube ich nicht, wieso ich hier feuchte Augen bekomme.

Worüber habt ihr gesprochen?

Über den wilden Osten, unsere Jugend im Berliner Umland und Marzahn, denn wir kennen Pierre bereits aus einem Marzahner Jugendclub. Damals waren wir 15 Jahre alt und Pierre hat uns ignoriert, weil er einer von den Coolen war. Außerdem sprechen wir noch über neue Jobs, neue Untenrum-Freunde und Knoten (a.k.a. kuscheln) am Morgen.

Was hast du Neues über Maria gelernt?

Maria geht gerne den komplizierten Weg. Nur 20 Minuten Zeit zum Essen? Kein Ding, die Chicken Wings werden trotzdem bestellt und in aller Eile auseinander gepopelt. Ich hätte ja den Kartoffelbrei empfoh- aber naja.

Das Beste an diesem Essen...

Das Ost-Feeling, da werden Erinnerungen wach. Früher war zwar nicht alles besser, aber eben auch nicht alles schlecht. Ach ja, und der Nachtisch ist auch super.

Möchtest du noch etwas sagen?

Heute ging's ganz schnell und schmerzlos, dafür war es um so zauberhafter, weil wir mal mit Matze und Pierre speisen durften.


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Gestern waren die beiden im Ottenthal. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.

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Location: Kantine der Volksbühne, Linienstraße 227, 10178 Berlin

Fotos: Matze Hielscher

Text: Maria und Sophia Giesecke

Anfragen: [email protected]

Titelfoto: Franziska Taffelt

Artwork: Frau Grau

Produktion: Mit Vergnügen

(Ja, "40 Days of Eating" ist eine Adaption von "40 Days of Dating".)

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