40 DAYS OF EATING #29 – Grosz
Wer mal so richtig schick frühstücken gehen will, der kann das sehr gut auf dem Kurfürstendamm tun. Das Grosz befindet sich in einem alten Kaufhaus und ist so edel, dass sie die Zwillinge heute besonders hübsch machen.
1. Maria, erzähl von deinem Tag.
Wir gehen heute frühstücken, demnach ist heute nicht viel passiert, außer Schlaf aus den Augen pokeln, bisschen rumhängen, Kaffee trinken und abgammeln. Mit dem Ergebnis, dass ich bei all dem Geschlaumel und Extremabgammeln die Zeit vergesse. Also eigentlich bin ich schon seit 4 Stunden wach und arbeite, aber das ist irgendwie voll öde für euch und bei der breiten Masse der Bevölkerung eher negativ belastet. Nichtstun und gepflegt abchillen dagegen ist ein internatoinal anerkannter Sympathieträger.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Es wird richtig schick, darum motzen wir uns heute zum Frühstück richtig auf: Grosz auf dem Ku'Damm. #luisfutton
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Es gibt: Frühstück auf mehreren Ebenen. Also für mich gibt es vor allem "Telefon am Ohr". Außerdem gibt es auf wirklich sehr appetitlichen Etageren diverse Pasten wie der Klassiker "Frischkäse mit Zeuch drin", ausgeflippte Geschichten wie Tomatenmarmelade, verschiedenstes Aufschnittgedöns wie Pastrami und Roastbeef, bisschen Käse und bisschen Lachs. Aber ganz besonders sollte das Gebäck erwähnt werden: Die hauseigene Bäckerei, fest in der Hand dreier backbegabter Franzosen, versorgt das Grosz mit entsprechenden Backwaren: Croissants, Brötchen und Brot werden zum Frühstück gereicht, der feinere Kram wird in der Pattisserie L'Oui, welche zum Grosz gehört, an entsprechendes Fachpublikum (uns) vertickt. Das Frühstück ist solide und von der klassischen deutschen Frühstückskultur inspiriert. Die Abendkarte kommt etwas raffinierter daher und ist dementsprechend auch etwas kostspieliger.
4. Wie ist der Service dort?
Wir werden freundlichst begrüßt, es wird uns aus dem Mäntelchen geholfen und wir müssen sogar fast nicht selbst kauen – hier wird das Rundum-Wohlfühlprogramm aufgefahren. Als der adrette Chefkellner im tadellosen Anzug mit passender Weste auch noch unseren Style lobt, bin ich kurz davor, ihn "Brudi" zu nennen und ihm eine Seite in meinem Poesiealbum frei zu räumen (gibt es eigentlich noch diese Filzsticker, die man da früher reingeklebt hat? Oder zumindest "Filzsticker"-App fürs digitale Poesiealbum?).
5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?
Die Atmosphäre ist natürlich der absolute Hammer. Man speist von Meissner Porzellan, streut sein Salz nicht einfach nur doof rum, nein, man streut es aus silbernen Salzstreuern mit galanten Handbewegungen über die exquisiten Speisen.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?
Bisschen watt älter.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?
Das Frühstück kann man sich mit 14 Euro durchaus leisten und reicht auch locker für zwei Personen. Somit kann sich jeder mal ein wenig Luxus im Alltag gönnen!
8. Worüber habt ihr gesprochen?
"Warte, ich schicke dir das PDF noch mal. Haste? Nee du, ich habe kein Internet gerade. Ja, warte. Jetzt? Ja? cool!"
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Sophia achtet immer darauf, dass ich genügend esse. Da wird mir auch mal in einer kurzen Atempause sorgsam vorgebastelte Stüllchen in den Mund gestopft. Hierbei ist sie eine totale Künstlerin.
10. Das Beste an diesem Essen...
Das Gebäck.
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Schon wieder länger geblieben als gedacht. Schnell ins Büro...
1. Sophia, erzähl von deinem Tag.
Der frühe Vogel fängt das Frühstück! Maria ist mal wieder viel zu spät dran, ich hingegen bin superfrüh wach und habe zur Abwechslung mal richtig Zeit mich aufzuhübschen. Bin ehrlich gesagt etwas nervös, weil es heute so schick wird und ich mich immer etwas unwohl und unsicher in so schnieken Läden fühle. Für Schüchternheit bleibt allerdings keine Zeit, ich muss schließlich Maria über das Telefon anbrüllen und sie für ihre Unpünktlichkeit tadeln. In einem Affenzahn brettern wir zu Kantstraße und beten innständig, es noch rechtzeitig zu schaffen. Wir schaffen es fast rechtzeitig. Zählt auch, oder? Maria ist nur am Rumwuseln, Telefonieren und tippt wie eine Irre auf ihr Handy ein, da sie heute Abend ein Event organisiert, ich staune mal wieder über ihr tolles Organisationstalent.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Schicker wird’s nicht, denn heute geht’s zum Kurfürstendamm ins Grosz.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Heute speisen wir von kunstvoll arrangierten Türmchen, auf denen sich winzige Schüsselchen mit allerlei Leckereien stapeln. Aber erst einmal gibt es perfekt gewirbeltes Rührei mit Schnittlauch und dazu einen Kaffee und Saft. Alles ist, wie zur erwarten war, ziemlich dolle gut. Dann dürfen wir zwei verschiedene Frühstücksvariationen testen: Das "normale" Frühstück bietet neben edelsten Wurst- und Käsespezialitäten so entzückende Dinge wie Marmeladen und Frischkäsekreationen. Das Aktivfrühstück macht seinem Namen alle Ehre. So findet sich hier auf dem Turm Müsli und Eiweisstock, Guacamole und sogar Obstsalat. Ich fühle mich nur vom Angucken viel gesünder. Absolutes Highlight: die Gebäckteilchen aus der hauseigenen Pâtisserie L’Oui. Auch unbedingt probieren: die frischgepressten Säfte, die nicht nur äußerst kreative Namen tragen, sondern auch spannende Kombinationen bieten.
4. Wie ist der Service dort?
Mit Schürzchen, perfektem Make-up und top ausgebildet. Nennt mich spießig, aber ich steh drauf. Leider erlebt man es gerade in Berlin viel zu oft, dass einem das Essen vor den Latz geschnoddert wird und das Servicepersonal es offensichtlich für nicht wichtig erachtet, sich die Bestellung zu merken. Das nennt sich dann cool. Ich mag es aber lieber gut, so wie hier.
5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?
Diese Räume muss man gesehen haben! Früher war das hier mal ein Hotel, Überreste der Fahrstühle finden sich noch heute. Ich starre ein bisschen mit offenem Mund und frage mich, ob ich hier bleiben darf. Also für immer.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?
Bisschen watt älter, bisschen watt berühmt und 'nen bisschen watt gut betucht.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?
Schwierige Frage. Hier ist es schön, nicht übertrieben teuer und lecker ist es auch. Die Frage ist nur, ob man hier auch so herzlich begrüßt wird, wenn man mit seinem Punkerfreund frühstücken will.
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Maria spricht heute ja eher mit ihrem Telefon, also bleibt mir nur der Plausch mit der PR-Dame. Krass andere Welt. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich für meinen fehlenden Reichtum/Status schäme. Dumm von mir, ich weiß.
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Maria kann das mit dem Multitasking doch ganz gut. Nein, sie kann es perfekt!
10. Das Beste an diesem Essen...
Brioche? Gesundheit!
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Auf dem Weg nach Hause wird Fotograf Maxi Zeuge einer unschönen Schwestern-Zick-Szene im Auto. Er wird eins mit der Rückbank und guckt ganz verschreckt. Noch erstaunter ist er allerdings darüber, dass zwei Sekunden später alles wieder gut ist. Ist halt immer so bei uns!
Beim letzten Mal waren die Zwillinge ins Knofel essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: Grosz, Kurfürstendamm 193/194, 10707 Berlin
Fotos: Maxi Virgili
Text: Maria und Sophia Giesecke
Mit freundlicher Unterstützung von Fissler