40 DAYS OF EATING #27 – MJ's Foodshop
Frisch gestriegelt und gebügelt machen sich die Zwillinge heute auf den Weg in die Sonnenallee zu MJ's Foodshop, einem Diner ohne Diner-Kitsch, dafür mit ganz viel hausgemachten Diner-Köstlichkeiten.
1. Maria, erzähl von deinem Tag.
Ich muss zugeben, dass diese Woche hart viel von mir abverlangt. Neben 40 Days habe ich noch ein Event auf die Beine zu stellen, drei Konzepte zu schreiben und anderen Content zu produzieren. Die vier Stunden Nachtruhe sind zu drei Stunden zusammengeschrumpelt und ich überlege, wann denn nun endlich dieses Beamen erfunden wird, von dem immer alle reden. Um der kompletten äußerlichen Verwahrlosung zu entgehen und die Seele ein wenig zu streicheln, gehen Sophia und ich kurz zur Frisierdame unseres Vertrauens, welche auch professionell um das Handy an meinem Ohr herum schnibbelt. Nadia, I love you.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Heute schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Foufi, Freundin und Mitstreiterin des geplanten Events, wird kurzerhand mitgeschleift und wir halten ein Meeting in MJ's Foodstore ab. Die Stimmung kippt jedoch ziemlich schnell vom professionellen in ein familiäres Dinner im "Abendbrot"-Stil. Aufgrund der krassen sozialen Isolation der letzten Wochen muss ich fast flennen vor Freude. Maria, Steine haben keine Emotionen, reiß dich zusammen!
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
M und J, Betreiber und Power-Team sowie Herz und Kopf des Unternehmens, haben hier was ganz schön Feines auf die Beine gestellt. Die Karte liest sich wie ein Gedicht und wir können uns kaum entscheiden. Das J von MJ setzt sich zu uns und bestellt auch für uns: Es gibt Rohkost mit Humus (könnt euch denken, wer hier wieder am Ausflippen war), Corn Dogs (Phalluswurst im Teigmantel am Stil, sollte nicht in der Öffentlichkeit gegessen werden), flambiertes Erbsenpüree, Meatball-Sandwiches, Veggie-Sandwich-Wolkenkratzer und ein Hühnchen in leckerer Soße, in welcher sogleich fünf verschiedene Hände mit Stückchen des hausgebackenen Brots hemmungslos versenkt werden.
4. Wie ist der Service dort?
Ich möchte an dieser Stelle gerne nur J zitieren: "Fragste 5 Leute, haste 10 Meinungen. Alles, was alleine schmeckt, schmeckt auch zusammen". Aber das Wichtigste: Wir dürfen ungehemmt unsere Gabeln in Js Teller vergraben.
5. Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Mikel (das M in MJ) lebt seinen Beruf (er ist der Koch!). Hier wird alles komplett selbst gemacht: Brot, Soßen, Corndog-Panade. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen: Weißbrot wird hier neu interpretiert. Die fingerdicken, unfassbar krossen und frischen Scheiben brauchen keine Butter, sondern sind gleichzeitig so fluffig und angenehm in der Konsistenz, dass sie von uns einfach so verputzt werden. Wir achten penibel darauf, dass kein Krümel der gebackenne Köstlichkeiten seinen Weg zurück in die Küche findet. Die Sandwiches kommen in Baguetteform: Auch diese sind selbst gebacken und so dermaßen groß, dass wir uns geschlagen geben müssen und Messer und Gabel zur Hilfe benutzen (uncool, ich weiß).
6. Wie würdest du die Menschen in dem Laden Imbiss beschreiben?
Familien, Freunde, wir!
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?
Hier fühlt es sich für mich sehr familiär an. Die Stimmung ist locker und gemütlich. Ich würde eventuell nicht mit einem sehr wichtigen Businesspartner hier hingehen, denn das hier erkläre ich ab sofort zu meiner privaten Comfort-Zone.
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Sophia: "Ich war auch schon einmal im Urlaub".
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Sophia hätte gerne einen Schal aus Bacon.
10. Das Beste an diesem Essen...
Corndog, Erbsenspüree und das Hühnchen.
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Ob Mikel mir ein Bett/Haus/Villa aus diesem Weißbrot backen wollen würde?
1. Sophia, erzähl von deinem Tag.
Look at me now! Ich hab die Haaaare schön! Nach der Totalverlotterung der letzten Wochen gibt es heute das Rundum-Wohlfühl-Programm. Also fast. Ich lasse mir etwas das Haupthaar durchwuscheln und aufrüschen. Ich frage mich ja immer, wer es schafft, alle sechs Wochen zum Frisör zu rennen. Ich bekomme es mit Müh und Not alle acht Monate hin. Meine Nägel könnten auch mal gemacht werden, die Augenbrauen wuchern und bekommen bald ein Brauen-Baby. Lumbersexual in my face, ey! Und auch sonst ist heute nicht viel mit Entspannung. Ich versuche, die Staubmäuse in meiner Wohnung zu fangen und wasche gefühlte fünf Ladungen Wäsche. Entspannung? Nichts machen? Jogginghose? Nicht für mich heute!
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Wenigstens eine weite Anreise bleibt mir heute erspart, denn heute geht zu meinem Quasi-Nachbarn, dem MJ Foodstore in der Sonnenallee.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Dinner im Diner! Hier gibt es alles, was das – vorzugsweise verkaterte – Herz begehrt. Von Suppen über Salaten bis hin zu Kleinigkeiten und gigantischen Sandwiches. Können wir bitte eine neue Religion für diesen Erbsenpüree gründen? Ich habe seit langem nichts mehr gegessen, was mir dermaßen die Freudentränen in die Augen getrieben hat. Außerdem endlich in Neukölln angekommen: der Corn Dog. Das Calippo der Wurstwaren ist nicht nur extrem lecker, sondern kostet auch erweiterte Skills beim Verzehr, da hier Augenkontakt unbedingt zu vermeiden ist. Als eingefleischter Fresh-Prince-Fan bestelle ich natürlich ein "Philly Cheese Steak Sandwich". Das Ding ist 1. vom Brot bis zur Soße komplett selbstgemacht und 2. so gigantisch, dass ich mir den Großteil einpacken lasse, welchen ich etwas später am Abend im Schein der Kühlschranklampe im Halbschlaf verzehre. Außerdem gigantomanisch: Das Huhn! Das Veggie-Sandwich! Der Cheesecake!
4. Wie ist der Service dort?
Zu Beginn des Abends, wie so viele, leicht verschreckt, aber dann ganz zutraulich. Wir zwingen das J von MJ, sich zu uns zu setzen und gefälligst auch was zu essen. Es stellt sich dann relativ schnell heraus, dass wir den gleichen Humor haben. Aber hier sind eh alle super nett.
5. Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?
Ein Diner ohne Diner-Kitsch? Gefunden! Typisch Berlin überzeugt die Einrichtung eher durch lässiges Understatement als durch Rumgeprotze. Das mag ich persönlich sehr gerne. Weiteres Plus: Hier ist alles selbstgemacht. Alles. Vom Brot bis zur Mayonnaise. A L L E S!
6. Wie würdest du die Menschen in dem Laden beschreiben?
Heute sind hier ausschließlich hippe, bemützte Amis, mit Hang zum Unterwäsche-Waschanleitungsexhibitionismus. Soll heißen: Ich gucke den ganzen Abend auf die lediglich von einem winzigen Label verdecke Kimme meines Tischnachbarn.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?
Frage müsste hier eher sein: Was sollte man hier eher nicht tragen? Denn das Essen ist zwar super lecker, allerdings nicht leicht zu verspeisen. Also lasst den feinen Seidenzwirn lieber zuhause.
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Über die Leidenschaft zu gutem Essen.
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
"Ich nehme nur einen Salat" heißt so viel wie: "Haltet bitte eure Teller fest, denn ich werde meine Rohkostplatte ignorieren und mich auf alles stürzen, was an den Tisch gebracht wird". Genau deswegen hab ich sie so lieb!
10. Das Beste an diesem Essen...
Die Tatsache, dass es heute wirklich sehr lustig ist! Wir sind eine spitzenmäßige Runde und alle Anwesenden freuen sich so offen und ehrlich über das Essen, dass ich mir wünsche, der Abend würde ewig dauern.
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Schüttle dein Haar für mich, little Baby, schüttle dein Haupthaar für mich.
Beim letzten Mal waren die Zwillinge im Azzam essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: MJ's Foodshop, Sonnenallee 34, 12045 Berlin
Fotos: Carolin Weinkopf
Text: Maria und Sophia Giesecke
Mit freundlicher Unterstützung von Fissler
