40 DAYS OF EATING #26 – Azzam
Das beste Mittel gegen schlechte Laune? Humus! Und davon gibt's in dem Lieblingsimbiss von Maria und Sophia, dem Azzam auf der Sonnenallee, besonders gutes und besonders viel.
1. Maria, erzähl von deinem Tag.
Meine Nachbarn beschweren sich schon, weil ich so laut in die Tasten hacke, aber ganz ehrlich: Ich mache meinen Beruf eben mit Leidenschaft, auch wenn es dabei zu einem abnormal großen Verschleiß von Tippgeräten führt. Meine Motivation ist grenzenlos und somit schleife ich Sophia, nachdem sie grummelig meine Wohnung in das dunkle Tal des Todes verwandeln will, ins Wohnzimmer und mache einen auf Boot(y)-Camp. Das Gör wird durch die Gegend gescheucht und irgendwann quietscht sie vergnügt. Gestatten, Maria: Schwester, Folterknecht, Motivateuse, Esserin. Als wir das Haus verlassen, ist der kleine Drops neben mir schon wieder am Zetern, aber heute gibt es Sophias Lieblingsessen: Humus.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Nicht weit weg und sehr schön: Azzam in der Sonnenallee.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Hier gibt es Gemüse und Humus satt. Dieser Laden hat mich durch schwierige Studienjahre mit wenig Schmotter inna Tasche, Steuernachzahlungen und den Folgen zu langer Partynächte gefüttert. Eine Humusbowl für drei Euro ist immer drin und macht ordentlich satt. Zu jeder Humusschüssel bekommt man noch eine ganze Packung Fladenbrot – und Tee an der Tränke, bis man total hibbelig ist. Ich habe selten so viel gesundes, leckeres Essen für so wenig Geld in Berlin bekommen. Wir bestellen einen Falafel-Makali-Teller (Sophia erklärt mir professionell, dass Makali frittiertes Gemüse ist) und das Arschcoole ist, dass es hier eine richtig große vegane Auswahl gibt: Fotografin Tabea kann heute ordentlich reinhauen!
4. Wie ist der Service dort?
Hier herrscht das Prinzip der Selbstbedienung. Es wird nicht gebummelt, aber Zeit für ein Schwätzchen mit den anderen Boys am Tresen ist immer drin.
5. Was gefällt dir an dem Imbiss besonders, was nicht?
Von außen betrachtet, ist es hier nicht unbedingt einladend: Die Wände sind komplett gefliest, es zischt und brutzelt an allen Ecken und auch die Einrichtung ist eher karg und wie das Essen – humusfarben. Hier wird nicht geschlaumelt, hier wird geschaufelt.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Imbiss beschreiben?
Auffallend viele junge Männer in Grüppchen, welche entweder stumm futtern oder an der Teestation irgendetwas ausdiskutierten. Neben uns wird es emotional, ein Neukölln-Hippie erzählt, wie er die wahre Liebe erst gefunden und dann wieder verloren hat. Hinter uns sitzen junge Studentinnen und reden über Prüfungen, Tutorien und Hausarbeiten.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?
Ich hatte hier sogar schon Dates (also ein Date, liebe mitlesende Mutter. Nur eins!)
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Über Jungs. Die sind nämlich manchmal blöd. Finden zumindest einige der anwesenden Frauen heute. Wobei, wenn ich den langhaarigen vom Nebentisch fragen würde, ich wette, der findet Mädchen jetzt auch doof.
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Immer das Gleiche! Erst schlechte Laune – weil ist ja Winter und so –, dann gibt es Humus und zack: schnatterschnatter, Jungs, schnatter, Humus, schnatter....
10. Das Beste an diesem Essen...
Die salzig-sauren Gürkchen. Ich flitze sofort nach dem Essen in den arabischen Supermarkt nebenan und kaufe mir ein Glas dieser leckeren Racker.
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Es könnte sein, dass der Abend eventuell noch länger ging...
1. Sophia, erzähl von deinem Tag.
Achtung, alle aus dem Weg, Sophia hat Laune! Heute ist der erste, richtige Tag meines Urlaubs, aber irgendwie fällt dann doch mehr Arbeit als gedacht an und von der kurzzeitigen Urlaubsstimmung am Wochenende ist auch nichts mehr übrig. Zu allem Überfluss regnet es auch noch. Ich habe zwar keinen Geburtstag, aber so ein Yes-Törtchen wäre jetzt trotzdem mehr als angebracht! Irgendwann schleppe ich mich total wütend über die Allgemeinsituation zu Maria und zicke da einfach noch ein wenig weiter. Da meint mein Schwesterherz, dass Sport wohl gegen Laune hilft. Also sporteln wir zur neuen Folterapp in ihrem Wohnzimmer ab. Danach fühle ich mich sehr unsportlich, die Laune aber ist ausgezeichnet!
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Heute geht es zu meinem allerallerallerallerliebsten Lieblingsimbiss, denn heute dürfen wir bei Azzam essen.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Ich bestelle hier eigentlich immer das Gleiche: Humus oder Makali-Falafel-Teller. Da bekommt man nämlich das meiste für sein Geld! So ein Falafel-Teller ist locker genug, um mich einen Tag über Wasser zu halten, wenn das Geld mal (sehr) knapp ist. Und das für gerade mal 5 Euro! Neben frittiertem Gemüse, Rohkostkram und Kichererbsenbällchen gibt es nämlich noch Humus und eine ganze Packung Brot. Ich sage es gerne noch einmal: Für gerade mal 5 Euro!!! Da wir heute alle eher keinen riesigen Hunger haben, gibt es nur eine Portion Humus und einen Makali-Teller. Das sind nicht mal 10 Euro für 3 Personen (die zugegebenermaßen heute schlechte Esser sind). Aber ich liebe es hier nicht nur, weil es so günstig ist. Das Essen ist wirklich fantastisch, bester Humus ever! Und ich habe so ziemlich jeden Humus der Stadt probiert. Seit ca. sechs Jahren komme ich immer wieder zurück zu Azzam.
4. Wie ist der Service dort?
Es ist gut möglich, dass man am Tresen fünf Minuten ignoriert wird, weil der Typ, der hier die Falafel kugelt, noch ein Schwätzchen mit seinem Kumpel führen muss. Und auch sonst ist der Service eher kurz und knapp, ab und zu wird gebrüllt, ignoriert oder die Jungs hauen mitten in der Bestellung einfach ab. Ich liebe es trotzdem!
5. Was gefällt dir an dem Imbiss besonders, was nicht?
Als Tabea die Kamera auspackt, werden wir sofort argwöhnisch beäugt. Fotos sind hier (nur heute?) überhaupt nicht gern gesehen, also machen wir heute heimlich Bilder mit dem Handy und fühlen uns fast wie die supergeheimen Food-Geheimagentinnen im Auftrag ihrer Matjestät (hihi). Den Ayran trinken wir geschüttelt, nicht gerührt.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Imbiss beschreiben?
Neben uns sitzt ein Typ in John-Lennon-Gedenkoutfit und sinniert über die Liebe. An einem anderen Tisch mümmelt ein großes Grüppchen ziemlich sportlicher Typen wortlos. Die Gäste hier sind ein typischer Querschnitt Neuköllns.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?
Mit Leuten, die immer nur an Currywurst denken, wenn sie das Wort "Imbiss" hören.
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Über Jungs und darüber, wer die überhaupt braucht. Ja, Mädchen reden manchmal (oft) so.
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Maria tut mal lieber die Gürkchen.
10. Das Beste an diesem Essen...
Humus!
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Es schüttet wie aus Kübeln und es ist Montag. Bessere Gründe, um in eine Bar zu gehen, gibt es nicht, oder? Also machen Tabea, Maria und ich uns auf den Weg zur nächsten Bar und trinken noch schnell "einen" Whiskey Sour.
Beim letzten Mal waren die Zwillinge im Umami essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: Azzam, Sonnenallee 54, 12045 Berlin
Fotos: Tabea Mathern
Text: Maria und Sophia Giesecke
Mit freundlicher Unterstützung von Fissler