40 DAYS OF EATING 2015 #7 – To Beef Or Not To Beef

Fleisch ist ihr Gemüse! Maria und Sophia reisen nach Schöneberg, um die italienische Küche im "To Beef Or Not To Beef" zu testen. Auf was sich die Restaurantinhaber besonders spezialisiert haben, lässt sich bereits im Namen erahnen...

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1. Maria, erzähl von deinem Tag.

Anmoppelung, welche mit 40 Tage Fressvergnügen einhergeht, scheint in unserem Freundeskreis ein riesiges Thema zu sein. Mir ist das ziemlich schnurz. Sophia auch. Immer wieder werden wir darauf angesprochen und es gilt, sich irgendwie rauszuwinden. Ich habe vorher auch schon täglich gegessen. Irre, aber wahr. Natürlich ruppen 40 Tage futtern und vor allem der viele Alkohol stark an der Substanz und der Gesundheit (die ist mir nicht schnurz!). Jammern auf hohem Niveau, ich weiß. Man kann jetzt also verschiedene Dinge dagegen tun: tagsüber gesünder essen (das bekomme ich nicht immer hin, also echt nicht.). Nur so tun, als ob man isst/trinkt (NIEMALS!). Oder eben Sport. Also mache ich heute übermotiviert so ein komisches Youtube-Tutorial, mit dem Ergebnis, dass ich irgendwann nur noch auf der Matte liege und der Trulla im Video zuschaue, wie sie absportelt. So wird das nichts...

2. Wo habt ihr heute gegessen?

To Beef Or Not To Beef.
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3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Lieblingsbestellung: Wir dürfen uns die wunderschöne Karte, welche uns in Form eines sehr alten Buches gereicht wird, zwar anschauen und für gut befinden, die hochökologischen Ansprüche daraus entnehmen und einwenig "Oh!" und "Ah!" machen, bestellt wird jedoch nicht. Denn es wird gebracht, darauf bestehen sie. Obwohl es ein ansprechendes Weinbuch gibt, bestellen wir erst einmal Bier. Typisch, Banausen! Es folgt: ganz viel Fleisch in allen möglichen Aggregatzuständen und Garformen. Bio und aus der Toskana. Wir hauen ordentlich rein. Neben ganz viel Rind, gibt es auch ganz viel Schwein. Ich präferiere jedoch stets Rind – bis auf Bacon, der hat eine Sonderstellung.

Starter: frisch aufgeschnittene, duftende Mortadella mit richtig gutem Brot. Danach bekommen wir eine bunte Fleisch-Vorspeisenplatte vorgesetzt. Mit Tatar, handgeschnippelt, ohne Fett und mit leicht zitroniger Note. Ich muss schon sagen: sehr roh. Sehr frisch. Muss man mögen. Ich mag es natürlich. Außerdem sehr gut: Die Schweinefleischboulette mit der scharfen Soße. Damit nicht genug, es folgt ein Gelber-Beete-Salat mit Trüffel und Zitrone. Spätestens hier setzt bei uns die Schnappatmung ein. Oh man, sind wir voll. Nix da. Weiter geht's: Wir bekommen ein Brett mit einem frischen, saftigen Stück Fleisch in die Tischmitte gestellt. Sehr zart und sehr zu empfehlen. Das Fleisch riecht ganz anders, als gewohnt: nach Wiese, Heu und eben Kuh. Sehr, sehr gut!

4. Wie ist der Service dort?

Hier ist es total gemütlich und der Empfang ist superherzlich. Ein junges, adrettes Service-Pärchen begrüßt uns mit einem derart warmen Grinsen, dass wir uns direkt pudelwohl fühlen. Einmuckelmodus. Schnuckel und Putzel hinter der Bar verständigen sich mit uns in einem lustigen Italienisch-Deutsch-Mix. Service wie Gäste sind alle schwer am Lachen hier.
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5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?

Der Mix aus Landhaus und industriell (könnte man wohl eher als Scheune bezeichnen) gefällt mir supergut und strahlt Behaglichkeit aus. Das Licht ist angenehm. Was mir nicht so gut gefällt, ist, dass man für dieses Erlebnis erst nach Schöneberg muss. Wobei Schöneberg schon schön ist.

6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Lassen Name und Typographie ein Restaurant junger Hipster vermuten, so liegt man hier volle Möhre daneben: Solide, italienische Fleischküche präsentiert sich einem eher älteren Schlipskragenpublikum. Viele Männer hier. Könnte an den vielen Viechern auf den Tellern liegen.

7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?

Vegetarier. Die werden hier, glaube ich, wirklich nicht satt. Aber welcher Vegetarier möchte schon in ein Restaurant gehen, welches sich "To Beef Or Not To Beef" nennt? Das "not" im Namen ist ja eher rhetorisch zu verstehen. Eigentlich müsste der Laden "To Beef And More Beef" heißen.
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8. Worüber habt ihr gesprochen?

Da wir heute extrem mit Essen abgefüllt werden, reden wir kaum. Unsere Kiefer bewegen sich nur zum Zwecke der Nahrungsaufnahme. Zwischendurch wird ein wenig über Arbeit geredet. Und Frankreich. Viel.

9. Was hast du Neues über (deine Schwester) gelernt?

Sophia könnte man jetzt eine Woche lang in Brandenburg aussetzen, sie würde trotzdem prima durchkommen: Überlebensrucksack ist immer am Start. Neben ihren zwei Jobs, buckelt sie auch noch ihr halbes Leben durch die Stadt. Respekt. Echt.

10. Das Beste an diesem Essen...

Ganz ehrlich: Es war alles wirklich köstlich und außergewöhnlich gut. Wenn ihr gutes, liebevoll zubereitetes Fleisch essen möchtet, so müsst ihr hier unbedingt hin!

11. Möchtest du noch etwas sagen?

Yes, we Beef. Hier kommen nicht nur Filet und Rumpsteak auf die Teller. Die Fleischpolitik gegen Verschwendung und Ausbeutung merkt und schmeckt man.

1. Sophia, erzähl von deinem Tag.

Es ist schon komisch, über welche Belanglosigkeiten man sich manchmal Gedanken macht. Ich habe seit dem 1.1. weder Kaffee, noch Waschpulver im Haus; meine Wohnung gleicht einem Trümmerfeld und all meine Klamotten liegen auf einem riesigen Haufen, in welchen ich jeden Morgen eintauche, in der Hoffnung, etwas zu finden, was einerseits für den Arbeitstag und andererseits für den Abend irgendwie halbwegs passend ist. Ich muss dringend Texte schreiben, ich bin grundsätzlich nur noch ungeschminkt im Büro und die süße Handtasche musste einem praktischen Jutebeutel weichen. Make-up, Deo, Wechselklamotten, Schmerztabletten, Handyladekabel, Schreibzeug – ich hab alles dabei, um mindestens vier Tage völlig autark leben zu können (wer zur Hölle ist MacGyver?). Ich überlege ernsthaft, ob es okay ist, einen Prakti zu engagieren. Dann wird es Nachmittag. Und dann ist da Paris. Und plötzlich schäme ich mich für meine dummen Sorgen.

2. Wo habt ihr heute gegessen?

To Beef Or Not To Beef in Schöneberg.
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3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Fleisch ist mein Gemüse! Heute muss ich mir echt die dummen Fleischwitze verkneifen. Obwohl, is' doch egal! Also: Das Fleisch ist so roh, dass es die Salatbeilage gefressen hat. Zu viel? Tschuldigung. Heute bekommen wir jedenfalls das Fleisch-Rundum-Wohlfühl-Programm. Besonders gut gefällt mir der Gelbe-Beete-Salat (zur Abwechslung mal ohne Fleisch). Die Vorspeisenplatte ist so perfekt abgestimmt, aromatisch und gut durchdacht, dass sogar mir kein dummer Witz dazu einfällt. Alles en detail zu beschreiben würde den Rahmen sprengen, also halte ich mich kurz: Perfekt! Unbedingt probieren! Eigentlich sind wir nach der Vorspeise schon komplett satt und glücklich und bereit für die Heimreise, als ein großer Batzen Panzanese auf unserem Tisch landet. Dabei handelt es sich um eine Scheibe des Schenkelinneren vom Rind – sehr mager und geschmacksintensiv. Vielleicht das beste Stück Fleisch, das ich jemals gegessen habe. Zum Dessert (oh mein Gott, auch noch Dessert?! Hilfe!) bringt man uns einen warmen Schoko-Mascarpone-Kuchen mit Waldbeeren. Leckerschmecker.

4. Wie ist der Service dort?

Jung, nett und gar nicht abgehoben. Echt italienisch, weswegen wir uns auch voranging mit Händen und Füßen verständigen. Aber alles klappt super, das Personal schafft es sofort, den Gästen ein gutes Gefühl zu geben. Hier fühlt man sich wirklich und aufrichtig willkommen.
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5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?

Sonst spreche ich ja an dieser Stelle eher über die Einrichtung. Aber im "To Beef Or Not To Beef" ist es etwas anderes, das mich vollends überzeugt und mir kleine Herzen in die Augen zaubert: die Philosophie. Omnivore Ernährung heißt halt eben auch, Verantwortung zu übernehmen. Das Fleisch hier kommt aus artgerechter Haltung, man kennt den Bauernhof, man macht keine Experimente. Noch wichtiger: Nichts vom Tier wird verschwendet. Ich weiß, Tiere essen ist für viele ein heikles Thema und die meisten Restaurants schweigen eher darüber, woher das Steak auf dem Teller kommt. Hier gibt es sogar eine Adresse und wenn man will, kann man direkt selbst beim Bauern anrufen und fragen, was so geht.

6. Wie würdest du die Menschen indem Restaurant beschreiben?

Ältere Herren, die es sich gut gehen lassen. Heute ist nicht so viel los und nur wenige Tische sind besetzt (offensichtlich ist heute nicht vielen Leuten nach Essen gehen zumute). Die anderen Gäste sehen aber so aus, als wüssten sie sehr gutes Essen zu schätzen: gut gekleidet und trotzdem gemütlich. Hier kennt man sich mit Qualität aus und zeigt es gern.

7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?

Maria meint ja, man solle nicht mit Vegetariern herkommen. Das sehe ich etwas anders. Erstens gibt es einen tollen Salat, der mir echt die Schuhe ausgezogen hat. Und zweitens haben die auch noch wechselnde Tagesmenüs mit mindestens einem vegetarischen Gericht. Und im Zweifel einfach fragen. Ich bin mir sicher, dass hier keiner komisch guckt, wenn man nach einer vegetarischen Alternative fragt.
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8. Worüber habt ihr gesprochen?

Über Paris, wie wohl alle an diesem Tag. Deswegen ist die Stimmung heute auch nicht ganz so ausgelassen wie sonst immer.

9. Was hast du Neues über (deine Schwester) gelernt?

Wenn Maria sagt, dass sie satt ist, dann hat das überhaupt nichts zu bedeuten. Maria ist ein Labrador. Wenn Essen auf dem Tisch steht, dann wird das auch gegessen. Bis die Bauchdecke platzt.

10. Das Beste an diesem Essen...

Auch wenn ich nur sehr selten Fleisch esse: Diese Fleischparty haut mich echt um. Ich mag es. Ist eben etwas ganz Besonderes hier.

11. Möchtest du noch etwas sagen?

Mein Fleisch ist so roh, dass ich einen kleinen Zaun um meinen Teller bauen muss.

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Beim letzten Mal waren die Zwillinge in der Dicken Wirtin essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.


Location: To Beef Or Not To Beef, Akazienstraße 3, 10823  Berlin
FotosAlice Epp
Text: Maria und Sophia Giesecke

Mit freundlicher Unterstützung von Fissler

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