40 DAYS OF EATING 2015 #25 – Umami
"Für alle, die keine asiatische Mami haben" heißt es im Umami, was total Sinn ergibt, denn in dem 2014 eröffneten asiatischen Restaurant ist es so gemütlich und schmeckt es so gut, dass man sich direkt heimisch fühlt und am nächsten Tag wieder kommen möchte. Den Zwillingen geht's nach ihrem Besuch ähnlich.
1. Maria, erzähl von deinem Tag.
Smoky Eyes? Pfff, die moderne, modebewusste Frau von heute trägt Augenringe. Tipptopp angesagt, das wird ein Trend! Den habe ich gerade erfunden! Gestatten, It-Girl und professionelle Esserin, Lebefrau! Die Augen? Nee du, die müseen so! Ich flippe völlig aus, als mein Wecker klingelt: nein, nein, nein, nein, nein. Ich will nicht aufstehen. Aber ich muss. Die Katze spielt auf meinem Bauch Gummihopse. Heute ist erst arbeiten, dann mümmeln angesagt. Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich scharf darauf bin, in die graue Suppe hinaus zu gehen und den Weg nach Pberg anzutreten, aber ein Glück bin ich ja nicht alleine: Das Zwillingsäffchen hat sich untergehakt und plappert munter drauf los.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Da das dominierende Ding um uns herum ja gerade "grau" ist – Wetter, Gemüt, Wandfarbe –, dürfen wir heute zumindest Urlaubsfeeling auf den Tellern schnuppern: Umami.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Es gibt erst mal eine frische Kokosnuss, die ich einatme, Sophia hingegen einfach nur bestaunt. Sie kennt das noch nicht. Ich versuche den peinlichen Moment gegenüber unseren Gastgebern gekonnt zu vertuschen und schiebe ihr schnell den Löffel zu, auf dass sie das wabbelige Fruchtfleisch aus dem Inneren heraus pulen kann – das ist nämlich total gesund und lecker. Dann geht wieder der Bestell-Fight los. Sophia will wieder das, was ich will, also bestelle ich was anderes und bestimme zeitgleich für alle die Vorspeisen: vegane Sommerrolle für Fotografin Nora, Sophia bekommt eine Jakobsmuschel im Löffel und ich haue mir Garnele auf Süßkartoffelrösti rein. Alles schmeckt wahnsinnig frisch. Es folgt: für mich ein lauwarmer, riesiger Wust aus grüner Papaya und Rinderstreifen. Was hier auffällt: Hier gibt es mehr als nur Curry in rot, grün und gelb. Die Karte ist sehr abwechslungsreich, schön gestaltet und macht uns die Wahl echt schwer.
4. Wie ist der Service dort?
Wahnsinnig adrett. Alle haben sich extrem in Schale geworfen und glänzen perfekt geschniegelt und gebügelt. Das Essen kommt superfix und man fühlt sich trotzdem nicht "durchgewunken".
5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?
Ich bin fast versucht, mir mehr Dekotipps als Essensinfos aufzuschreiben. Ich verbringe eine gefühlte halbe Stunde auf dem Klo, weil ich versuche herauszufinden, wie sie diese Wannen, welche als Waschbecken dienen, so installiert haben. Mache nichts kaputt, ein Glück. Besonders gemütlich ist auch der obere Bereich im Gastraum, wo man sich erst aus den Schuhen pellen muss, um dann später auf dem Teppichboden in Decken gemummelt ordentlich abmümmeln kann. Genau das machen wir auch.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?
Es ist Sonntag, es ist grau, um uns herum wird ordentlich geschlaumelt. Heute überwiegen die gemütlichen Strickpullis und dicken Boots. Krasser Konstrast dazu sind natürlich die Service-Supermodels. Neben uns am Tisch sitzen ambitionierten Muttis, welche sich intensiv der Kindererziehung und detaillierten Schilderungen der Wassergeburt hingeben.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Sophia motzt rum, weil ich mit dem Handy spiele. Ich spiele in der Zeit mit dem Handy und bin im Sonntagsmodus. Da Multitasking eine Erfindung von Menschen mit Multitaskingfähigkeiten ist, habe ich absolut keine Ahnung, worüber sich Sophia und Nora unterhalten. #livinginmyownworld
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Hab' nicht aufgepasst.
10. Das Beste an diesem Essen...
Die frische Kokosnuss mit dem herrlichen glibberigen Kokosglibber drin.
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Glibber. Bestellboss.
1. Sophia, erzähl von deinem Tag.
Heute auf dem Plan: im Bett abhängen und mit dem nasenlosen Hund kuscheln, Jogginghose tragen und sich gehen lassen. Und zwar so richtig! Ich bewege mich in der ersten Tageshälfte so gut wie gar nicht, sondern übe einen perfekten Schneeengel im Bett. Ein klitzekleines bisschen arbeiten muss ich dann doch, aber das tut fast nicht weh. Die Urlaubsstimmung hat mich schon voll in ihren faulen Klauen und ich genieße es, mal nicht gestresst zu sein. Auch schön: mal wieder durch die Stadt schlendern, statt zu hetzen. Hatte ganz vergessen, wie nett Berlin sein kann.
2. Wo habt ihr heute gegessen?
Ganz ohne strapaziöse Flugreise geht es heute in den Urlaub. Wir speisen heute im Umami im Prenzlauer Berg.
3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?
Nach kurzem Blick in die Karte, bestellt Maria routiniert frische Kokosnüsse für alle. Ich habe keinen Schimmer, was mich gleich erwartet und bin daher um so überraschter, als uns die perfekt aufgeschnittenen Palmenfrüchte erreichen. Jeder kennt ja Kokosnusswasser aus der Verpackung. Manche lieben es, andere finden wiederum, es schmecke nach Fuß. Ich liebe es und die frische Variante ist sogar noch besser. Als Vorspeise gibt es für mich drei gegrillte Jakobsmuscheln in Wasabi-Soja-Honig-Reduktion. Bisschen scharf, bisschen zart, bisschen geil. Dann gibt’s gegrillte Großgarnelen in Honigmarinade, woksautiertes Gemüse, serviert auf gebratenen Süßkartoffeln und Popreis. Oder einfacher ausgedrückt: Garnelen mit Süßkartoffelpommes und Zeug. Alles schmeckt, es gibt keine ekeligen Überraschungen und ich muss sagen, dass ich wirklich mehr als zufrieden mit meinem Essen bin.
4. Wie ist der Service dort?
Ich frage mich kurz, wie lange die Herren morgens so vor dem Spiegel den Scheitel glatt ziehen, bevor alles so sitzt, wie es soll. Die sehen hier alle wahnsinnig schick aus, fast so, als würden sie heimlich ein Doppelleben als Boyband führen. Ich schäme mich kurz für meinen gemütlichen Wollpulli. Neben überdurchschnittlich gutem Style haben die Jungs aber auch einen überdurchschnittlich freundlichen Service auf Lager. Wir sind Fan!
5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?
Perfektes Aussehen scheint hier eh ein großes Thema zu sein. Jeder Millimeter ist perfekt dekoriert, alles passt zusammen, überall gibt es was zu gucken, ohne unruhig zu wirken. Der Clou: Auf einem Podest kann man OHNE SCHUHE auf dem Boden sitzen. Ich muss zugeben, dass ich damit erst meine Probleme habe, da ich Füße äußerst unappetitlich finde. Aber auf so eine Schrullität muss man ja nicht unbedingt hören, also reiße ich mich zusammen und nach fünf Minuten finde ich es total gemütlich und normal.
6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?
Die am Nebentisch reden über pädagogische Maßnahmen in "ihrer Gruppe", die Muddis am andern Tisch glotzen unbeirrt in ihr Streichelphone und sehen fitter aus als Beyonce. No comment.
7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierherkommen und warum?
Gibt es Leute, die kein asiatisches Essen mögen? Wenn ja, wieso? Mir fällt jedenfalls niemand ein, dem es hier nicht gefallen könnte. Unbedingt mit Deko-Freaks und Interior-Bloggern hingehen!
8. Worüber habt ihr gesprochen?
Ich unterhalte mich mit Fotografin Nora über Kindererziehung, Alltagsbewältigung und die elementare Frage, ob man ein Waschbecken klauen darf oder nicht.
9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?
Sie hegt zärtlichere Gefühle für ihr Telefon als für mich.
10. Das Beste an diesem Essen...
Wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss geklaut?
11. Möchtest du noch etwas sagen?
Ist es OK jetzt wieder nach hause zu gehen und absolut nichts zu machen?
Beim letzten Mal waren die Zwillinge im Hafenküche essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.
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Location: Umami, Knaackstraße 16, 10405 Berlin
Fotos: Nora Tabel
Text: Maria und Sophia Giesecke
Mit freundlicher Unterstützung von Fissler