Kieztour: So verbringt ihr einen schönen Tag in Alt-Tegel
Wenn man sich der schönen Illusion hingeben möchte, dass Berlin am Meer liegt, muss man gar nicht so weit fahren. Genau genommen nur bis zur nördlichsten Endstation der U6, nach Alt-Tegel. Das Herzstück vom Kiez im beschaulichen Reinickendorf ist der Tegeler See: einer der größten Seen Berlins, mit seinen sieben Inseln, wunderschönen Uferpromenaden und Brücken sowie direkt angrenzend an das grüne Waldgebiet vom Tegeler Forst. Aber Alt-Tegel kann nicht nur Natur, sondern punktet auch mit historischem Charme und entspannten Kleinstadtflair. Also ab geht's auf Kieztour!
Wir starten in der kleinen Fußgängerzone vom Kiez Alt-Tegel, die ebenfalls Alt-Tegel heißt und von der U-Bahnstation direkt ans Wasser führt. Vom Marktplatz aus reihen sich hier familiengeführte und alteingesessene Läden, Boutiquen und Cafés aneinander.
1. Ausgiebig frühstücken im Café Wetterstein
Eines davon ist das Café Wetterstein. Hier sitzt ihr in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus aus dem Jahr 1839, mit handbemalten Holzläden und offen gelegtem Dachgebälk. Gemütlicher geht's nicht! Frühstück gibt es den ganzen Tag und in allen Variationen. Aber wenn ihr schon hier seid, solltet ihr auch stilecht das "Alt-Tegel für Zwei" bestellen: Dann bekommt ihr eine riesige Etagère mit selbstgemachten Aufstrichen, Apfel-Zimt-Chutney, Rührei, Joghurt, Tomate-Mozzarella und mehr – und seid bestens gestärkt für die restliche Kieztour.
Café Wetterstein | Alt-Tegel 18, 13507 Berlin | Montag – Sonntag: 09–20 Uhr | Mehr Info
2. An der Greenwichpromenade flanieren
Lauft weiter Richtung Wasser und schon steht ihr auf Alt-Tegels Schmuckstück: der Greenwichpromenade an der Ostseite vom Tegeler See. Den Namen – und die rote Telefonzelle – verdankt sie der Städtepartnerschaft des Bezirks Reinickendorf mit dem Londoner Bezirk Greenwich. Von der Dampferanlegestelle starten diverse Schiffstouren, aber auch vom Land aus erspäht ihr Hasselwerder, eine der sieben Inseln auf dem Tegeler See. Auf der 80 Meter breiten Promenade ist mehr als genug Platz für all die anderen Flaneur*innen, Jogger*innen, Kinderwägen, Badegäste und Seegänse, die hier umher watscheln. Ein kleiner Kurzurlaub an die Riviera von Reinickendorf darf auf keinen Fall fehlen bei einer Kieztour durch Alt-Tegel!
Greenwichpromenade | Borsigdamm, 13507 Berlin
3. In Büchern stöbern in der Humboldt-Bibliothek
Weiter geht's zur nächsten Insel, allerdings zu einer künstlichen: Die Tegeler Insel wurde in den 1980ern im Hafenbecken für die Internationale Bauausstellung (IBA) angelegt. Direkt gegenüber entstand ebenfalls im Rahmen der IBA die Humboldt-Bibliothek nach Plänen von Architekt Charles Willard Moore – wirklich mit Abstand die schönste Stadtbücherei Berlins! In dem postmodernen Gebäude ziehen sich Bücherwände über zwei Etagen durch die dreischiffige Halle. Die komplette Westseite ist verglast und lässt nicht nur jede Menge Licht rein, sondern gibt auch den Blick auf den Hafen frei. Selbst ohne Büchereiausweis könnt ihr es euch hier auf den vielen Sofas und Sesseln bequem machen, in aktuellen Magazinen und Zeitungen blättern oder euch durch die große Brettspielesammlung spielen. Schaut auch mal in den Veranstaltungskalender, denn in der Humboldt-Bibliothek finden oft Lesungen, Konzerte oder Coding-Workshops statt.
Humboldt-Bibliothek | Karolinenstraße 19, 13507 Berlin | Montag – Samstag: 11–19 Uhr | Mehr Info
4. Über die Hafenbrücke durch den Tegeler Forst spazieren
Schon von der Tegeler Insel aus ist die knallrote Tegeler Hafenbrücke nicht zu übersehen – auch Sechserbrücke bekannt, denn um die historische Fußgängerbrücke zu überqueren, waren Anfang des 20. Jahrhunderts noch fünf Pfennig Maut – in Berlin "Sechser" genannt – fällig. Den kleinen Golden-Gate-Bridge-Moment gibt's umsonst, dann seid ihr schon auf der anderen Seite und mitten im Tegeler Forst. Durch den südlichen Teil vom weitläufigen Waldgebiet führen viele Wanderwege mit schönen Aussichtsplätzen. Schon Alexander und Wilhelm von Humboldt sind hier früher umher gestreift, denn ihre Kindheit verbrachten die Forscherbrüder im nahe gelegenen Schloss Tegel (das ihr in den Sommermonaten mit einer Führung besichtigen könnt.) Den beiden verdankt auch die "Dicke Marie" ihren Namen: Die über 900 Jahre Stieleiche ist ein Naturdenkmal und gilt als ältester Baum Berlins – und ist nach der Lieblingsköchin der Humboldt-Brüder benannt.
Tegeler Forst (südlicher Teil) | 13505 Berlin
5. Süßes gönnen im Traditionsgeschäft Julius Schönborn
Zum Abschluss der Kieztour durch Alt-Tegel könnt ihr euch noch was zum Naschen gönnen: Der Süßwarenladen Julius Schönborn KG ist ein richtiges Traditionsgeschäft, das seit über 150 Jahren Pralinen und Schokoladen verkauft. In Alt-Tegel steht der nunmehr letzte Laden der einstigen Schoko-Dynastie mit der nostalgischen Atmosphäre von alten Berliner Confiserien. Hier findet ihr vor allem Schokoladenmarken aus der Hauptstadt wie Sawade und Hamann, und eine leckere Pralinenauswahl zum Verschenken – oder zum selber Verputzen auf dem Nachhauseweg, die U6- und Busstationen Alt-Tegel liegen direkt neben dem Ladeneingang.
Julius Schönborn KG | Alt-Tegel 1, 13507 Berlin | Montag – Freitag: 09.30–18 Uhr, Samstag: 09.30–14 Uhr | Mehr Info