Female Empowerment: Wir sprechen mit LEEPA, Rola und Dr. Martens über Frauen in der Musikindustrie

© Dr. Martens

Musik ist mehr als eine rein künstlerische Ausdrucksform. Sie ist facettenreich, überwindet Grenzen, verbindet weltweit Kulturen und Menschen mit einer gemeinsamen Leidenschaft. Das Erstaunliche daran ist, dass musikalische Genres zunächst im kleinen Rahmen entstehen, bevor sie die Welt erobern. Pop, R'n'B, Rap und Co. waren zunächst alles Subkulturen oder haben sich aus solchen entwickelt. Egal ob als Außenstehende oder Teil der Szene bekommen wir also hautnah mit, wie aus einer kleinen gesellschaftlichen Bewegung ein umspannendes Musikgenre entsteht.

Es sind allerdings nicht nur Personen, sondern ein bestimmter Style, der sinnbildlich für eine Subkultur steht. Denken wir an die Punkbewegung der 1980er, fallen uns sofort die Schuhe von Dr. Martens ein, die damals die Zugehörigkeit zu besagter Szene verdeutlichten. Vom Arbeiterschuh zur Ikone einer gesellschaftlichen Bewegung – so schnell kann es gehen. Erstaunlich, oder?

Seit rund sechs Jahrzehnten ist Dr. Martens am Puls der Zeit und hat in dieser Epoche viele Subkulturen begleitet und supportet. Die von ihnen ins Leben gerufene Initiative "Tough As You" zum Beispiel steht unterrepräsentierten Talenten durch Mentoring-Programme mit Rat und Tat zur Seite und ermöglicht ihnen die Bühne, die sie verdienen. Nachwuchsförderung par excellence, die – wir denken an den Anfang zurück – Grenzen überwindet und Kulturen verbindet.

Der Fokus liegt hier bewusst auf der BiPoC-Community und weiblichen Musiker*innen, gesellschaftlichen Gruppen also, die leider auch 2022 noch um Gleichberechtigung kämpfen müssen. Wir wollen das ändern – und stellen euch zusammen mit Dr. Martens zwei dieser ausserordentlichem Talente der Berliner Musikszene vor, die stellvertretend für die vielen tollen Frauen in Deutschland bewiesen haben, dass man sich – verbunden mit viel Arbeit – nur trauen muss, um seine Träume und Ziele zu erreichen.

Am 8. März ist International Women’s Day und während weltweit in vielen Ländern die Arbeit ruht, um die Zeit zu nutzen, die wichtige gesellschaftliche Rolle von Frauen hervorzuheben und auf Missstände in der Gleichberechtigung hinzuweisen, herrscht in Deutschland akuter Nachholbedarf: Berlin war 2019 nicht nur das erste, sondern bislang auch das einzige der 16 Bundesländer, welches diesen Tag zum Feiertag erkoren hat. Unverständlich, gerade wenn man bedenkt, dass der Weltfrauentag bereits seit 111 Jahren begangen wird.

Dabei fehlt es in unserem Land kaum an passenden Vorbildern. Woran es allerdings oftmals fehlt, ist deren gesellschaftliche Rolle und die Leistung hervorzuheben, die sie auf so vielen Ebenen vollbringen und vollbracht haben. Egal in welchem gesellschaftlichen Teilbereich wir uns bewegen: Es sind nicht selten ausschließlich Männer, deren Namen federführend genannt werden. Dass in diesen Bereichen erfolgreiche Frauen nicht die Anerkennung bekommen, die sie verdienen, ist nicht nur schade und falsch, sondern hemmt auch jüngere Frauen und Mädchen daran, sich ihren Traum zu erfüllen. Wie auch, ohne die passenden Vorbilder, an denen man sich orientieren kann? Unsere heutigen zwei Protagonistinnen arbeiten schon lange mit Dr. Martens zusammen und sind ebensolche Vorbilder für andere. Wie sie ihren Weg gemacht haben, verraten sie euch hier:

LEEPA startet gerade voll durch!

Beginnen wir mit LEEPA, die während unseres Gesprächs nur wenige Kilometer entfernt im schönen Lichterfelde auf dem heimischen Sofa sitzt. Hier lebt die 23-Jährige, seit sie als Jugendliche mit ihren Eltern vom Starnberger See nach Berlin gezogen ist. Hier fühlt sie sich wohl, ihre besten Freund*innen wohnen gleich um die Ecke.

Und hier im Südwesten Berlins hat sie eben auch ihre ersten musikalischen Schritte gemacht, sich ausprobiert. Hier hat sie ihre Leidenschaft auch gegen Wiederstände und Kritik behaupten können und inzwischen, als Belohnung für ihre Mühen und ihr Talent, mit ihrer 2021 erschienenen Single „How To Live" die Top 100 der deutschen Radio-Charts erreicht – was vielen ein Leben lang nicht gelingt. Gleiches gilt für ihre Nominierung für den New Music Award 2021, womit sie absolut nicht gerechnet hat. Eine Erfolgsstory, die gerade erst ihren Lauf nimmt.

Ihre Texte, die sie selbst schreibt, handeln von Themen, die sie bewegen und von Situationen, die sie wahrhaftig miterlebt hat: von Liebe, Freundschaft oder Empowerment, aber auch vom Verlust geliebter Menschen, von offenem Sexismus ihr gegenüber, von eigenen Problemen und solchen, die sie berühren und ihr nahegehen: Musik als Katalysator der eigenen Gefühlswelt und als Orientierungspunkt für andere.

Dabei will sie sich nicht verbiegen. Sie will authentisch bleiben. Beim Fotoshooting mit der Fotografin Meklit Fekadu am Frankfurter Tor erscheint sie wie bei jedem anderen Termin in dem Outfit, das sie auch privat trägt: Daunenjacke, eine warme Strumpfhose mit Stulpen und vegane Jadon Max an den Füßen. So wie man sie eben kennt. Dementsprechend schnell sind die Fotos im Kasten. Wie eigentlich immer ist, sie tiefenentspannt bei der Sache.

Auch meine männlichen Fans sind sehr offen für das Thema Feminismus, was mir Hoffnung gibt, Sachen verändern zu können.
LEEPA

Im Gespräch verrät LEEPA, wie stolz es sie macht, mit ihrer Kunst viele Leute zu erreichen und ihre Erfahrungen weitergeben zu können. Via Social Media bekommt sie – sowohl von weiblichen als auch männlichen Fans – viel  Zuspruch. Mit manchen schreibt sie fast wie mit Freund*innen. Dabei hat sie schnell gemerkt, dass besonders Mädchen und jüngere Frauen eine emotionale Bindung zu ihr aufbauen, sich an ihr orientieren und merken, dass man seine Ziele erreichen kann, wenn man sie mit Leidenschaft und Durchhaltevermögen angeht.

Rola hat sich als Künstlerin etabliert und lebt ihren Traum!

Einen Tag später unterhalten wir uns mit Rola, die – ähnlich wie Leepa – zunächst klein angefangen hat und ebenfalls merken musste, dass der Weg zur selbstbestimmten Künstlerin kein leichter ist. Über 15 Jahre ist sie inzwischen Musikerin. Los ging es zu einer Zeit, als Social Media noch nicht allgegenwärtig und man abhängig von anderen war, damit die eigenen Songs überhaupt gespielt werden.

Ihr erstes großes Projekt Sistanova war zudem für die damalige Zeit äußerst ungewöhnlich: Drei talentierte Schwarze Frauen, eine R'n'B-Girlband mit deutschen Texten, das gab es in dieser Form vorher nahezu nicht. Dementsprechend hatte sie schon den Eindruck, es schwerer als andere zu haben. Aber sie wollte ihren Traum nicht aufgeben und saß stundenlang vor der Clip-Rotation bei Viva, um auf ihre ersten Musikvideos zu warten und diese dann auf VHS-Kassette aufzunehmen. Wenn sie dann kamen, hat sie nicht selten vor Freude vergessen, auf den Aufnahmeknopf zu drücken.

Besagte 15 Jahre, zwei Soloalben und zahlreiche Singleauskopplungen später weiß sie, dass sich das Durchhalten gelohnt hat. Zwar bestimmt sie heute selbst, wann und auf welchen Plattformen ihre Songs released werden, an Anspannung und Vorfreude hat sich allerdings wenig geändert. "Ein Release ist wie ein kleiner Geburtstag", erzählt sie freudestrahlend.

Dabei ist sie auch sich selbst treu geblieben: Rola möchte so gesehen werden, wie sie wirklich ist, möchte keine Rolle spielen und sich nicht verbiegen, um anderen zu gefallen. Wie jeder Mensch ist auch sie nicht perfekt, was auch nicht sein muss. Rola ist zufrieden, wie sie ist, und hat ihre Schwächen als das akzeptiert, was sie sind: menschlich. Das merkt man natürlich auch beim Fototermin am Gleisdreieck. Schon von weitem winkt sie der Fotografin Meklit Fekadu zu, wie schon LEEPA am Tag zuvor kommt sie in dem Outfit, in dem sie sich gerade am wohlsten fühlt: Komplett in Schwarz gekleidet, mit ihren Lieblingsschuhen, den Dr. Martens 1461, an den Füßen.

Ich nehme mich als Künstlerin sehr ernst, ebenso sehen mich die Leute, mit denen ich arbeite –  und dafür bin ich wirklich dankbar.
Rola

Ihre Fans, von denen einige teilweise von Anfang an mit dabei sind, wissen das absolut zu schätzen. Besonders Frauen – und hier wirklich aller Altersgruppen – können sich mit ihr identifizieren, einer gewissen Vorbildfunktion besonders gegenüber jüngeren Gruppen ist sie sich dabei allerdings bewusst. Da sie selbst im privaten Leben große Schwester ist, fällt ihr das auf vielen Ebenen leicht. Rola lebt eben das, was sie sich schon als Kind immer erträumt hat: Sie ist Musikerin, eine verdammt gute noch dazu. Und sie erlebt eine Erfolgsstory, die noch lange nicht zu Ende ist.

Ihr könnt alles erreichen, wenn ihr nur wollt!

Auch wenn die Voraussetzungen, Lebenswege und vieles mehr von LEEPA und Rola nicht unterschiedlicher sein könnten, verbindet sie doch einiges: Beide sind emanzipierte Frauen, die bewiesen haben, dass man sich durchsetzen und behaupten kann, wenn man nur an sich glaubt. "Dranbleiben, sich ausprobieren und vielleicht auch mal etwas machen, was niemand von einem als Künstlerin erwartet." Dieser Prämisse folgt Rola ihre ganze Karriere über – und diese gibt sie gerne auch an Jüngere weiter.

Was die beiden ebenfalls vereint, ist der Umgang mit Kritik, insbesondere der, die ausschließlich darauf abzielt, zu verletzen. "Unfundierte Kritik ist frustrierend, aber ich kann sie auch nicht ernst nehmen", spricht LEEPA das Problem an, dem sich in Zeiten von Social Media und der damit verbundenen Anonymität wohl jede Künstlerin schon stellen musste.

Solche Leute tun mir leid. Wie viel Hass muss sein, damit man an Fremden seinen Frust ablässt?
Rola

Als Personen des öffentlichen Lebens, die die beiden nun mal sind, "durften" sie eben auch in dieser Hinsicht unangenehme Erfahrungen machen. Und sie haben schnell gelernt, dass es sich hierbei nur um ein kleines Hindernis handelt, welches es zu überwinden gilt, um seine Träume zu erfüllen.

Rola und LEEPA haben allerdings auch diese Hürde gemeistert. Sie stehen für so viele emanzipierte und erfolgreiche Frauen, die ihren Weg gefunden haben. Ihre Beispiele zeigen uns, dass es überall tolle Frauen gibt, denen unsere Aufmerksamkeit gebührt – und das natürlich auch unabhängig des Weltfrauentags, an jedem einzelnen Tag des Jahres.

Meet the artist!

„Meet the artist!" lautet der Titel einer von Dr. Martens initiierten Serie, durch die unsere Münchner Kolleg*innen bereits in der Vergangenheit die Möglichkeit bekamen, talentierte Künstler*innen und Acts kennenzulernen und zu portraitieren. Die ersten beiden Teile der schmucken Serie findet ihr hier:

#1: Dr. Martens präsentiert die Kytes
Die Kytes machen Indie, das fühlt sich sehr stimmig an. Nichtsdestotrotz verwandeln sie zum Beispiel die Muffathalle in ein absolutes Tollhaus.
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#2: Dr. Martens präsentiert Sedef Adasï
Sedef Adasï ist zuversichtlich, sie hat das Gefühl, in den letzten Jahren verändern sich die Dinge langsam in die richtige Richtung.
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