Neue deutsche Küche und sympathischer Service – Das Merold in Neukölln

© Wiebke Jann

Gesprungene Scheiben, graue Fassade und ein einfaches Schild: Unprätentiöser könnte die Fassade eines Restaurants kaum sein. Da, wo früher in Neukölln auf der Pannierstraße das Shed war, findet sich seit November 2021 das wundervolle Merold. Küchenchef und Gastgeber Jonas Merold, der bei keinem Geringeren als Tim Raue gelernt hat, hat sich mit dem Restaurant einen Traum erfüllt, mit dem er die deutsche Küche revolutionieren will. Doch die graue Fassade des Hauses trügt, denn dahinter verbirgt sich ein kulinarisches Goldstück mit nachhaltigem Ansatz, Zutaten aus regionaler Landwirtschaft und dem Fokus auf vegetarischer Küche. Der Innenraum ist schlicht, hohe Wände, indirektes Licht, kleine Spotlights an der Decke, weiße Tische – hier soll nichts von den fabelhaften Gerichten ablenken.

Bevor wir uns an die Karte trauen, genehmigen wir uns erstmal ein Gläschen Bubbles, bei denen es sich um einen St. Laurent Brut aus Tschechien handelt. "Wir haben einen Großteil der Bestände des Sheds übernommen und es gibt wirklich ausgezeichnete Weine aus Osteuropa", erklärt uns Jonas, als wir den osteuropäischen Fokus der Weinkarte entdecken.

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© Dominik Schelzke © Wiebke Jann

Die Karte ist sehr Berlin-typisch minimalistisch gehalten und verrät bei jedem Gericht lediglich drei Zutaten – in welcher Darreichungsform und Komposition sie dann auf dem Teller landen, erfahrt ihr entweder von dem sehr zuvorkommenden Personal oder ihr lasst euch eben überraschen. Thematisch sind die 11 Gerichte in Kleines, Großes und Süßes unterteilt, ein Drittel der Karte bleibt dabei übrigens immer vegetarisch bzw. vegan. Je nach dem, wie viel Hunger man mitbringt, sollte man mindestens zwei bis vier Gerichte pro Person bestellen. Wir entscheiden uns für das Sauerteigbrot, das vom Domberger Brotwerk stammt, mit Butter und Koji, weil ich mich vegan ernähre, gibt es außerdem kaltes Rapsöl zum Dippen. Dazu bestellen wir die Kombinationen Mais, Hefe und Bärlauch, was sich als Hefecreme umringt von Bärlauchöl, eingelegten Radieschen und gepopptem Mais entpuppt, sowie Lamm, Rhabarber, Tanne. Hinter Letzterem versteckt sich ein Lammtatar mit Tannennadeln und Pilzen, einem Schaum aus Rhabarber und Kaviar.

© Wiebke Jann | © Dominik Schelzke
© Dominik Schelzke

Was schon mal sehr lecker losgeht, wird nur noch von den großen Gerichten getoppt: Tempeh, Blaubeere, Pilze sowie Bratwurst, Spitzkohl, Chili. Der Tempeh ist, wie fast alles im Merold, selbst gemacht und schmeckt herrlich würzig. Auf ihm tummeln sich ein Karottenpüree, marinierte Pilze und fermentierte Blaubeermarmelade – geschmacklich ein wirklich harmonisches und ausgewogenes Gericht. Die Rindsbratwurst ist mit Chili verfeinert und schmeckt so unverschämt lecker, dass meine Begleitung am liebsten nach Nachschlag gefragt hätte. Zur perfekt gebratenen Wurst gesellen sich hausgemachter Senf und gegrillter Spitzkohl, der schön zart ist und würzig schmeckt.

© Wiebke Jann

Auch beim Nachtisch werden wir vegan fündig: Haselnuss, Spargel, Dill steht auf der Karte. Was erstmal nicht unbedingt nach einem klassischen Dessert klingt, entpuppt sich als Haselnusseis, das so sehr nach besagter Haselnuss schmeckt, als hätte man frisches Nussmus einfach tiefgefroren. Gebettet ist das Eis auf einem Dill-Marshmallow und umringt wird es von Dill sowie frischen Spargelstückchen. Wir sind überrascht, wie gut das Ganze zusammen harmoniert, für den Dill sind wir allerdings noch nicht ganz bereit. "Da sind wir mithilfe des Feedbacks unserer Gäste noch in der Findungsphase, in welchem Verhältnis wir die Komponenten am besten vereinen", erklärt uns Besitzer Jonas. Dass wir bald wiederkommen, um uns erneut vom Nachtisch und allen anderen köstlichen Gerichten zu überzeugen, versteht sich von selbst, oder?

Alle Infos auf einen Blick

Unbedingt probieren: Die Rindsbratwurst mit Spitzkohl und Senf.

Veggie: Ein Drittel der Karte ist immer vegan, fragt einfach nach.

Besonderheit des Ladens: Hier wird das gesamte Tier verwendet, außerdem gibt es zahlreiche osteuropäische Weine.

Mit wem gehst du hin: Deinem Date oder einer kleinen Gruppe von Freund*innen

Für Fans von: Ernst und Golvet

Preise: Vorspeisen 6–16 Euro, Hauptspeisen 17–22 Euro, ein Glas Wein ab 7 Euro

Merold | Pannierstraße 24, 12047 Berlin | Dienstag – Donnerstag: 19–23 Uhr, Freitag – Samstag: 19–23.30 Uhr | Mehr Info

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