Wer viel Geld ausgibt, liebt viel? Was euer Schenkverhalten über eure Beziehung aussagt

© Danny Lines | Unsplash

Eigentlich bin ich eine sehr gute Schenkerin. Nur bei meinem Freund versage ich immer wieder. Als hätte unser erstes gemeinsame Weihnachten vor acht Jahren, als er mich mit einer Reise nach Rom überrascht hat und ich für ihn eine Handyhalterung fürs Auto bei Amazon bestellt hatte, mein beschämendes Schicksal besiegelt. Seither gab es von seiner Seite noch ein Vintage-Rennrad, von meiner eine alte Holzkiste mit Süßigkeiten. Er baute einmal innerhalb eines Tages meinen kompletten Balkon um, ich schenkte ihm eine Packung Golfbälle.

Manche Paare umgehen solch unangenehme Situationen unter dem Weihnachtsbaum, indem sie sich einfach gar nichts schenken. Oder man macht es wie meine Eltern, die seit zehn Jahren ankündigen, sich nichts zu schenken und dann trotzdem beide etwas in petto haben. Ich finde beides doof. Mir macht Schenken Spaß und beschenkt zu werden (meistens) sowieso. Wieso sich die Vorfreude nehmen?

Dazu kommt, dass die Bereitschaft, sich Gedanken für den oder die andere*n zu machen, für viele ein Zeichen dafür ist, dass man sich auch nach Jahren Beziehung noch nicht völlig gleichgültig ist. Einmal hat mir ein Ex-Freund zum Geburtstag kommentarlos eine Kaffeemaschine vor die Nase gestellt. Das war der Anfang vom Ende.

Wenn ihr bei technischen Geräten angekommen seid, hat sich eure Beziehung auf das Level von Eltern entwickelt, die ihrem Kind ihre Zuneigung nicht anders zu zeigen wissen als über das neueste iPhone zum Geburtstag.

Das andere Extrem gegenüber jenen, die sich gar nichts schenken, sind die, die nur schenken, um zu schenken. Nach dem Motto: Wer teuer schenkt, liebt mehr. Eine seltsame Gleichung. Ein befreundetes Paar hat sich in den letzten Jahren dabei gegenseitig derart hochgeschaukelt, dass sie letztes Weihnachten beim iPad angelangt waren. Ich finde, das toppt meine Kaffeemaschine noch um ein Vielfaches. Wenn ihr bei technischen Geräten angekommen seid, hat sich eure Beziehung auf das Level von Eltern entwickelt, die ihrem Kind ihre Zuneigung nicht anders zu zeigen wissen als über das neueste iPhone zum Geburtstag.

Wer Geld hat und gerne für seine oder ihre*n Liebste*n viel Geld ausgibt, dem steht die Welt des Schenkens offen: Klar kann man ein iPad verschenken. Aber man kann auch ein romantisches Wochenende in Rom verbringen. Man kann richtig gut essen gehen oder der Freundin ein gebrauchtes Fahrrad schenken, damit man gemeinsame Radtouren unternehmen kann. Man kann sich Gedanken machen, egal, wie groß das Budget ist. Während meiner Studienzeit hatten die wenigsten meiner Freund*innen viel Geld für Geschenke übrig. Am glücklichsten schienen mir aber ohnehin immer die Paare unter ihnen, die sich auf gemeinsame Zeit geeinigt hatten, statt zu kaufen.

Daran, was Paare sich schenken oder eben nicht schenken, kann man gut erkennen, wie es um die Beziehung steht.

Ein guter Freund und dessen Partner beispielsweise schenken sich seit Jahren gegenseitig, dass sie zusammen in ein sehr gutes Restaurant gehen. So kann keiner mehr oder weniger oder besser oder schlechter schenken und beide haben eine gute Zeit, die sie sich im Alltag so nicht leisten würden. Seit mein Freund und ich unsere Spießigkeit manifestiert haben, indem wir Fans der Koch-Show The Taste geworden sind, habe ich große Lust, diese Schenktradition zu übernehmen.

Daran, was Paare sich schenken oder eben nicht schenken, kann man gut erkennen, wie es um die Beziehung steht. Es beginnt mit dem Wochenendtrip und endet mit "Wir schenken uns nichts". Nach acht Jahren Beziehung, in denen wir uns alles von der Handyhalterung bis zum Rennrad geschenkt haben, beruhigt mich der Gedanke, dass wir etwas gefunden haben, was uns beide gleichermaßen glücklich macht: gutes Essen und gemeinsame Zeit. Ich werde endlich von meinem Schicksal als miese Schenkerin erlöst und er kommt nicht in die Versuchung, mir eines Tages eine Küchenmaschine zu schenken.

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