#StelltUnsEin: Eine Petition für Mindestlohn für Menschen in Behindertenwerkstätten!

@ max bender | unsplash

Anmerkung: Wir tun uns schwer damit, Menschen mit Beeinträchtigungen und/oder speziellen Bedürfnissen grundsätzlich "Behinderte" zu nennen. Wir halten das für eine Verallgemeinerung und ein Wort, welches oft als Beleidigung missbraucht wurde und wird. In der Petition, um die es hier und heute geht, bezeichnet sich ein Betroffener selbst als "Behinderter". Im Zuge dessen werden auch wir den Begriff im Artikel nutzen. Falls euch das stört oder ihr Verbesserungsvorschläge habt, schreibt uns gerne!

Einer unserer Leser hat uns auf die Petition #StelltUnsEin auf der Plattform change.org hingewiesen, über die wir gerne mal kurz sprechen wollen. Es geht um Behindertenwerkstätten, genauer gesagt um die Bezahlung der dort arbeitenden Menschen. Die Rede ist dabei nicht von den Sozialarbeiter*innen oder helfenden Händen, die tagtäglich hart arbeiten, um die Menschen mit Beeinträchtigungen zu versorgen und zu betreuen oder die die Werkstätten organisieren. Ihnen kann nicht genug gedankt werden. Es geht hier tatsächlich um – und wir nutzen bewusst dieses Wort: die Behinderten, die tagtäglich Aufgaben verrichten.

Was nur wenige (uns eingeschlossen!) wissen dürften: Diese Menschen fallen nicht unter das Mindestlohngesetz, verdienen also wesentlich weniger, als ihnen eigentlich zustehen würde. Ernsthaft wesentlich weniger: Wir reden hier von Stundenlöhnen weit unter 2 Euro! Einer der Betroffenen, Lukas Krämer, möchte diesen Zustand nicht mehr hinnehmen – und hat damit völlig recht!

Die Details, die er in der Petition preisgibt, sind tatsächlich bemerkenswert: Behinderte haben auf dem "herkömmlichen" Arbeitsmarkt wegen ihrer Beeinträchtigungen kaum eine Chance – genau deshalb wurden diese Werkstätten geschaffen. Gleichzeitig besteht dort für Behinderte kein Angestelltenverhältnis und somit kein Arbeitnehmer*innenschutz. Man spricht da von einem "Beschäftigungsverhältnis", eine Arbeit mit eingeschränkten Rechten sozusagen.

Ebendiese Arbeit fällt nicht unter den Mindestlohn, was für Betroffene wie Lukas Krämer bedeutet, dass sie zum schmalen Gehalt zusätzliche Grundsicherung vom Staat benötigen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Kurz gesagt: Lukas Krämer bekommt Stütze, obwohl er arbeitet! So einfach ist das. Und gleichzeitig doch so blöde. In der Petition geht es allerdings nicht nur um den Mindestlohn, es geht darum, Menschen mit speziellen Bedürfnissen so zu behandeln, wie sie sind: als Menschen!

#StelltUnsEin - Ich fordere den Mindestlohn für Menschen in Behindertenwerkstätten! hat das Ziel der 75.000 Unterschriften fast erreicht. Es steht uns nicht zu, ein neues Ziel auszurufen. Einen Wunsch äußern dürfte jedoch erlaubt sein: Lasst uns 750.000 Unterschriften daraus machen. Für Lukas Krämer und all die anderen tollen Menschen, die am Ende davon profitieren werden. Hoffentlich.

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