11 Tipps für die Berlin Art Week

Vom 15. bis zum 19. September findet wieder die Berlin Art Week statt. Und als wäre das nach so langer Zeit des kalten Kulturentzugs nicht schon genug Grund zur Freude, gibt es in diesem Jahr gleich noch ein Jubiläum zu feiern: Die Berlin Art Week geht 2021 bereits in die zehnte Ausgabe. Herzlichen Glückwunsch!

Wie gewohnt verwandelt sich die Hauptstadt für fünf volle Tage in eine Kunstmetropole, die Jahr für Jahr Kunstliebhaber*innen aus aller Welt anzieht. Das solltet ihr euch auf gar keinen Fall entgehen lassen. Auf welche Programmpunkte, Openings und Projekte ihr euch besonders freuen könnt, verraten wir euch in unseren 11 Tipps für die Berlin Art Week:

1. Times Art Center: "Más Allá, el Mar Canta"

Das Guangdong Times Museum gründete 2018 das Times Art Center Berlin und ist die erste parallele Institution eines asiatischen Kunstmuseums im Ausland. Zur Art Week könnt ihr in der Brunnenstraße die Ausstellung "Más Allá, el Mar Canta" anschauen, die von Pablo José Ramírez kuratiert wurde. Es geht um die chinesische Diaspora in Mittelamerika sowie in der Karibik, die hier der Ausgangspunk sind, um Themen wie Zugehörigkeit und Begegnung zu untersuchen. Künstler*innen wie Esvin Alarcón Lam, Sybil Atteck oder Christopher Cozier beleuchten vor allem Narrative diasporischer Intimität. Klingt super spannend!

"Más Allá, el Mar Canta" | Opening: 15.09.2021, 16–20 Uhr | Laufzeit: 16.09–19.12.2021 | Times Art Center Berlin | Brunnenstraße 9, 10119 Berlin | Mehr Info

Links: Times Art Center Berlin, Andrea Chung, Daylight Cum An‘ Mi Waan Guh Home, 2008, Photo cut out with plexiglass frame. Courtesy of the artist and Tyler Park Presents, Los Angeles | Rechts: Kupferstichkabinett, Tomas Schmit am Zeichentisch in seiner Berliner Wohnung in der Bleibtreustraße 3, 1978. Foto: Dagmar Gebers © tomas schmit archiv, Berlin

2. n.b.k: Tomas Schmit Retrospektive

Der neue Berliner Kunstverein (b.b.k) zeigt ab dem 16. September eine Tomas Schmit Retrospektive. Der Fokus liegt dabei besonders auf dem Frühwerk des Künstlers, Zeichners und Autors. Schmit war ein bedeutender Vertreter der Fluxus-und Aktionskunst der 1960er Jahre und hat mit seinen Arbeiten vor allem die damals vorherrschende bürgerliche Kunst in Frage gestellt, stattdessen wollte er eine 'Kunst und Leben verbindende Ästhetik' etablieren. Auch wenn Schmit als Pionier der Fluxus-Bewegung gilt, möchte der n.b.k seinem bisher eher vernachlässigten Frühwerk jetzt mehr Beachtung schenken. Darüber hinaus werden außerhalb der Ausstellung noch einige Aktionen rund um seine Kunst stattfinden. Haltet mal die Augen auf!

"Tomas Schmit. Stücke, Aktionen, Dokumente 1962—1970" | Opening: 15.09.2021, 12–22 Uhr | Laufzeit: 16.09.2021–23.01.2022 | n.b.k | Chausseestraße 128/129, 10115 Berlin | Mehr Info

3. Hamburger Bahnhof: Pauline Curnier Jardin, "Fat to Ashes"

Wenn ihr es bis jetzt noch nicht in die laufende Ausstellung der französischen Künstlerin und Gewinnerin des Preises der Nationalgalerie 2019, Pauline Curnier Jardins, geschafft habt, habt ihr auf der diesjährigen Berlin Art Week noch ein letztes Mal die Chance. Zu sehen ist ihre in Deutschland entstandene Videoinstallation "Fat to Ashes", die sie in den Mittelpunkt eines extra angefertigten Amphitheaters innerhalb des Museums setzt. Pauline Curnier Jardins arbeitet häufig mit altertümlichen Erzählungen oder Mythen, die sie durch ihre filmische Praxis und installative Kunst dekonstruiert und aufzubrechen versucht. Sehenswert! Ebenfalls sind ab dem 15. September die Arbeiten der Nominierten für den diesjährigen Preis der Nationalgalerie 2021 im Hamburger Bahnhof ausgestellt, unter anderem von Calla Henkel & Max Pitegoff, Lamin Fofana sowie Sandra Mujinga und Sung Tieu.

Pauline Curnier Jardin, "Fat to Ashes" | bis 19.09.2021 | Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin | Mehr Info

Preis der Nationalgalerie 2021 | Opening: 15.09.2021, 20 Uhr | Laufzeit: 16.09.2021–27.02.2022 | Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin | Mehr Info

Links: Pauline Curnier Jardin. Fat to Ashes, Ausstellungsansicht Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin, 2021, © Nationalgalerie - Staatliche Museen zu Berlin / VG Bild-Kunst, Bonn 2021 / Mathias Völzke| Rechts: ABA Air Berlin Alexanderplatz, ABA im Haus der Statistik. © Aleksander Komarov

4. Haus der Statistik: ABA Air Berlin, "ABA 10+1"

Im Haus der Statistik am Alexanderplatz könnt ihr während der Berlin Art Week die Arbeiten des Projektes ABA näher kennenlernen. ABAs Programm basiert auf einem kollektiven und experimentellen Wissensaustausch zwischen mehreren Künstler*innen und Akteur*innen der Berliner Kunst- und Kulturlandschaft sowie weiteren interessierten Bürger*innen. Sie produzieren Salons an verschiedenen Orten in Berlin und Brandenburg, realisieren Publikationen, Online-Blogs und Lehrveranstaltungen. Die Ausstellung "ABA 10+1" präsentiert unter anderem eine neue Publikation und Poster der Künstlerin Cécile Kobel. Anschauen!

ABA Air Berlin Alexanderplatz, "ABA 10+1" | Opening: 16.09.2021, 18–23 Uhr | Laufzeit: 17.09-19.09.2021 | Haus der Statistik | Otto-Braun-Straße 70-72, 10178 Berlin | Mehr Info

5. Schinkel Pavillon: "HR Giger & Mire Lee"

Im Schinkel Pavillon wird die Ausstellung "HR Giger & Mire Lee" zu sehen sein, die Arbeiten (Skulpturen, Zeichnungen, Gemälde und private Tagebücher) des verstorbenen Schweizer Visionärs HR Giger mit kinetischen (und extra für den Schinkel Pavillon geschaffenen) Installationen der südkoreanischen Künstlerin Mire Lee zusammenbringt. "Die düster-surrealistischen, erotischen Visionen und die grotesken, mutantenähnlichen Figuren in Gigers Werken verschmelzen mit Lees Formen, die verführerisch und abstoßend zugleich sind und an dysfunktionale Organismen, sezierte Körperteile und Nabelschnüre erinnern", heißt es in der Ankündigung. Wir sind gespannt!

"HR Giger & Mire Lee" | Opening: 17.09.2021 | Laufzeit: 18.09.2021 – 02.01.2022 | Schinkel Pavillon | Oberwallstraße 32, 10117 Berlin | Mehr Info

Schinkel Pavillon, Mire Lee, Carriers, 2020. © the artist and Art Sonje Center, Seoul; Foto: Yonje Kim und HR Giger, Atomkinder, 1968, © HR Giger Museum

6. Savy Contemporary: Bili Bidjocka, "Enigma #59: Roman"

In Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt entwickelt Savvy Contemporary mit den "Vulnerable Archives" seit 2020 Strategien zu alternativer Geschichtsschreibung – und arbeitet dafür mit Archiven und verschiedenen Organisationen in der Türkei, Italien und Frankreich zusammen. Dabei geht es auch um Formen der Selbstorganisation, Dissensen und praktische Solidarität. Anlässlich der Berlin Art Week wird eine Solo-Ausstellung namens "Enigma #59: Roman" von Bili Bidjocka bei Savvy gezeigt, die sich mit dem Erinnern sowie dessen Ausbleiben beschäftigt. Wer sich für die Bedeutung künstlerischer  Praktiken als transformative Kraft interessiert, sollte hier mal vorbeischauen.

Vulnerable Archives: Bili Bidjocka "Enigma #59: Roman" | Opening: 16.09.2021, 19 Uhr | Laufzeit: 17.09.–31.10.2021 | Savvy Contemporary | Reinickendorfer Straße 17, 13347 Berlin | Mehr Info

7. Berliner Festspiele: The New Infinity

Richtig cool: Mit der Programmreihe "The New Infinity" werden seit einigen Jahren die Planetarien als Galerien der Zukunft erprobt. Bislang wurden diese hauptsächlich als Orte der Wissenschaft und Bildung genutzt, mit zeitgenössischer Kunst hat man sie nur selten bespielt. Wie schade eigentlich, denn Planetarien zeigen doch die größten Bilder unserer Zeit – oftmals zudem verbunden mit brillanter Soundtechnik. Seit 2017 stellen die Berliner Festspiele daher ihre Kuppelräume Künstler*innen zur Verfügung. Wenn ihr erleben wollt, was passiert, wenn Kunst auf Planetarium trifft, solltet ihr euch einige der stattfindenden Performances (darunter auch Weltpremieren) anschauen. Werden garantiert unvergessliche Erlebnisse!

"The New Infinity" | 17.09–19.09.2021 | Berliner Festspiele | Prenzlauer Allee 80, 10405 Berlin | Mehr Info

Berliner Festspiele | The New Infinity, Theo Triantafyllidis, Sun Araw, VHW 7. © Theo Triantafyllidis, Sun Araw

8. PalaisPopulaire: Artists of the Year – Maxwell Alexandre, Conny Maier, Zhang Xu Zhan

Im PalaisPopulaire könnt ihr euch die Arbeiten der von der Deutschen Bank als "Artists of the Year" ausgezeichneten Künstler*innen Maxwell Alexandre, Conny Maier und Zhang Xu Zhan anschauen. Maxwell thematisiert in seinen Werken immer wieder die Themen systemischen Rassismus, Musik, Religion, aber auch Schwarze Identität. Die Berlinerin Conny Maier hingegen verhandelt in ihrer expressiven Malerei das Verhältnis von Mensch und Natur, während Zhang Xu Zhan in seinen Filmen und Installationen starke Statements setzt und dazu auffordert, radikal um- und neu zu denken. Und wenn ihr schon mal da seid, könnt ihr euch gleich die neue Außenskulptur anschauen, die am 15. September am PalaisPopulaire enthüllt wird.

"Artists of the Year – Maxwell Alexandre, Conny Maier, Zhang Xu Zhan" | Opening: 15.09.2021, 11–21 Uhr | Laufzeit: 16.09.2021–07.02.2022 | PalaisPopulaire | Unter den Linden 5, 10117 Berlin | Mehr Info

9. KINDL– Zentrum für zeitgenössische Kunst: BAW Garten

Wenn ihr Lust habt, mit anderen Kunstkenner*innen ins Gespräch zu kommen, selbst kreativ werden möchtet oder einfach nur ein entspanntes Sommergetränk in netter Atmosphäre zwischen den Ausstellungsbesuchen genießen wollt, solltet ihr während der Art Week im BAW Garten am KINDL–Zentrum für zeitgenössische Kunst in Neukölln Halt machen. Die Künstlerin Sol Calero hat den Garten, der als temporäre Vermittlungsstätte dienen soll, gestaltet. Verschiedene künstlerische Aktionen und Musikdarbietungen runden das Festivalprogramm ab. Klingt sehr cool, hin da!

BAW Garten | Laufzeit: 15.09.–19.09.2021; 09–22 Uhr | KINDL—Zentrum für zeitgenössische Kunst | Am Sudhaus 3, 12053 Berlin | Mehr Info

Links: ChertLüdde, Berlin and Crevecoeur Galerie, Paris; Foto: David Stjernholm | Rechts: Cudelice Brazelton IV Lock, 2020, Courtesy of the artist, Galerie Barbara Weiss, Berlin and Regatta 2, Düsseldorf

10. Gallery Weekend *Discoveries

Vom 16. bis 18. September wird dieses Jahr erstmals auch ein zweites Gallery Weekend im Herbst stattfinden, das den Auftakt zu einer neuen Ausstellungsreihe mit einem jährlich wechselnden, thematischen Schwerpunkt bildet. Rund 49 Galerien legen ihre Fokus unter einem gemeinsamen Oberthema für die erste Ausgabe "Gallery Weekend *Doscoveries" auf Neuentdeckungen, sprich Künstler*innen, die bisher noch keine Ausstellung in einer Galerie hatten. Eine super Idee, um junge Talente zu fördern und ihnen mehr Sichtbarkeit auf dem Kunstmarkt zu verschaffen. Welche Galerien dabei sind und welche Routen ihr beim Gallery Hopping ablaufen könnt, erfahrt ihr hier.

"Gallery Weekend *Discoveries" | 16.09–18.09.2021, 11–19 Uhr | in der ganzen Stadt verteilt | Mehr Info

11. Club der polnischen Versager

Aus einem Stammtisch polnischer Künstler*innen, die allesamt in Berlin leben, ging irgendwann der Club der polnischen Versager hervor – kein Scherz. In Berlin Mitte eröffneten sie auf der Torstraße 66 ihren Club – einen Raum, der sich mit dem Scheitern und Versagen auseinandersetzt. Die Grundüberzeugung ihrer Arbeit und verschiedener Projekte lautet: Wo Erfolg ist, muss es – in einer Gesellschaft, die sich zu großen Teilen über Erfolg definiert – auch ein Scheitern geben. Zur Art Week feiert der Club sein 20-jähriges Bestehen. Zeit, eine Jubiläumsausstellung zu organisieren. Gesagt, getan. Ihr könnt sie euch am Wochenende anschauen.

"20 Jahre Club der polnischen Versager" | Opening: 16.09.2021, 16–22 Uhr | Laufzeit: 16.09–19.09.2021 | Club der polnischen Versager | Ackerstraße 168, 10115 Berlin | Mehr Info

Club der polnischen Versager, 2018. Foto: Darek Gontarski © Club der polnischen Versager
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