Hilfe, meine Freund*innen sind im TikTok-Hype

© Sergio Souza | Unsplash

Kennt ihr dieses Gefühl, wenn alle am Tisch über etwas lachen und man selbst ein gequält lächelndes "Ha ha, ja genau" hervorbringt, während man krampfhaft versucht, irgendwie herauszufinden, wo zur Hölle sich das Gespräch gerade innerhalb von Sekunden hinbewegt hat? Wer es nicht kennt, hat jetzt eine easy Möglichkeit, diese Erfahrung nachzuholen: Alles was ihr braucht, sind Freund*innen im TikTok-Hype.

Normalerweise gehöre ich eher zu der Generation, die schon mal über die eigenen Eltern schmunzeln muss, wenn sie "eine App verschicken" – manch eine*r soll ja sogar schon mal das Internet gelöscht haben, so erzählen es sich die jungen Menschen zumindest von Generation zu Generation. Doch auf einmal ist alles anders – meine Freund*innen sind im TikTok-Hype. Und ich nicht. Was natürlich dazu führt, dass ich auf einmal zur unwissenden Sorte gehöre und mich dabei erwische, wie ich jedes Mal anfange, heimlich den Kopf zu schütteln, wenn der nächste TikTok-Link durch meinen Freundeskreis flattert. Dazu muss ich gestehen: Wirklich installiert und ausprobiert habe ich TikTok noch keine Sekunde.

Leider führen meine Versuche, mich in die Materie einzuarbeiten, aber nur dazu, dass ich mich noch viel mehr fühle wie eine echte Social-Media-Omi.
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Alle, die mir davon berichten, beenden den Erfahrungsbericht nämlich mit dem Satz "Und dann waren irgendwie drei Stunden vorbei und ich hab gar nicht gemerkt, dass ich immer noch auf TikTok bin". Also nee, Zeit verschwenden kann ich auch so schon ganz gut, da brauch' ich nicht noch eine neue App. Natürlich hab ich trotzdem schon jede Menge TikToks gesehen, ich bin ja kein Unmensch – und wenn meine Freund*innen mich freundlicherweise mal wieder mit Links bombardieren, klicke ich auf den ein oder anderen – eher nur den einen – auch drauf.

Leider führen meine Versuche, mich in die Materie einzuarbeiten, aber nur dazu, dass ich mich noch viel mehr fühle wie eine echte Social-Media-Omi. Eine Omi, die einfach nicht mehr versteht, womit die coolen Kids sich heutzutage beschäftigen. Vielleicht brauch ich ein kleines Briefing? Einen TikTok-Workshop? Eine Social Media-Pflegekraft? Ich bin zum Beispiel auf ein Video gestoßen, in dem jemand eine Banane aufschneidet, sie mit Zahnpasta befüllt, wieder gut einpackt und dann einfriert. Und dann? NICHTS! Wo ist die Pointe? Es gibt keine! Und davon gibt es unzählige Videos!

Neben der absoluten Sinnlosigkeit scheint es aber vor allem jede Menge TikTok-Song-Hypes zu geben, was dazu führt, dass ich unter Songs, die zwanzig Jahre alt sind, auf YouTube plötzlich nur noch "Seid ihr auch wegen TikTok hier" lese und meine Freund*innen regelmäßig singen, man "solle sie holen, sie tanzt wie ein Stripper" – if you know, you know. Wenn ihr jetzt verwirrt seid, guckt hier. 

TikTok fühlt sich an wie ein Open Mic Abend, den man schnell wieder vergessen möchte.
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Ich kann mich mit der ganzen Sache einfach nicht anfreunden. TikTok fühlt sich an wie ein Open-Mic-Abend, den man schnell wieder vergessen möchte und bei dem man einfach nicht weiß, ob man gerade Mitleid oder absolute Verstörung empfinden soll. Mit dem einzigen Unterschied, dass auf den Leuten, die sich ans Open Mic trauen, noch ein bisschen sozialer Druck lastet – schließlich wollen sie dem Publikum nicht den Abend versauen, wenn sie in jede Menge erwartungsvolle Gesichter blicken.

Bei einer App mit 800 Millionen Nutzer*innen sollte der soziale Druck doch auch ein bisschen vorhanden sein – hätte ich gedacht. Aber nichts da, Hirnplörre wird veröffentlicht, als gäbe es kein Morgen. Und keine erwartungsvollen Gesichter.

Klar, jede Menge miesen Content gibt es auch auf anderen Plattformen und hin und wieder bringt auch der TikTok-Algorithmus echte Unterhaltungsperlen hervor. Wie keine andere Plattform bringt TikTok aber auch den Nullnummern der "Content-Creator" eine Hype-Möglichkeit, die ihresgleichen sucht. Tja, und jetzt? Sitze ich hier und stänkere über eine neue App, die ich einfach nicht verstehe. Wahrscheinlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Social Media-Omi die Hände über dem Kopf zusammenschlägt – oder ich gebe mich irgendwann doch geschlagen und tauche ein ins TikTok-Universum. Vielleicht ist "TikTok-Hate" ja eine Nische, die im Moment noch nicht bedient wird?

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