Der Movember: Ein Monat der männlichen Gesundheitsvorsorge

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Jedes Jahr greifen viele Männer* Anfang November zum Rasierer, um sich von ihrer geliebten Gesichtswolle zu verabschieden. Das Ziel des auf der ganzen Welt zelebrierten Movember ist es, auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen: die eigene Gesundheit. Krankheiten wie Prostata- und Hodenkrebs, aber auch psychische Probleme wie Depressionen oder bipolare Störungen sind bei Männern* keine Seltenheit, werden aber oft wegen mangelnder Vorsorge nicht oder zu spät erkannt.

Dabei liegt es nicht ganz an fehlender Aufklärung, sondern auch am Willen, sich mit dem eigentlich superwichtigen Thema auseinanderzusetzen. Ein Beispiel: Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erkranken jedes Jahr rund 260.000 Männer* an Krebs. Prostatakrebs ist dabei mit fast 60.000 Fällen pro Jahr die häufigste Variante. Krankenkassen klären über diese Situation auf – rund drei Viertel aller Männer* wissen von der Notwendigkeit der regelmäßigen Vorsorge. Trotzdem gehen nur etwa 40 Prozent von ihnen zur Früherkennungsuntersuchung.

Ist es Faulheit? Ist es die Angst, dass tatsächlich etwas sein könnte? Wir wissen es nicht. Was uns die Zahlen jedoch zeigen: Neben der Aufklärung über die Bedeutsamkeit ist die Sensibilisierung der potentiell Betroffenen wichtig, das Ganze nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Der Movember rückt also nicht nur das Thema mehr in den Fokus der Öffentlichkeit, sondern ist auch eine konkrete Handlungsempfehlung: Geht zum Check-up!

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Diese Empfehlung gilt natürlich auch für die psychischen Erkrankungen, auf die der Movember hinweist – und über die viel zu selten gesprochen wird. Im Gegensatz zur Krebsvorsorge liegen die Dinge hier allerdings etwas anders. Gerade Depressionen sind ein akutes gesundheitliches Problem, bei dem man sofort Hilfe in Anspruch nehmen sollte.

Das gilt natürlich auch für psychische Erkrankungen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beruft sich bei diesem Thema auf Zahlen von 2017, nach denen über sechs Prozent aller befragten Männer* in den vergangenen zwölf Monaten wegen einer Depression oder depressiven Stimmung in medizinischer Behandlung waren. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher liegen. Und darin liegt eben auch das Problem: Seelisches Ungleichgewicht ist keine Grippe, die man kurz mal aussitzt.

Ganz im Gegenteil, kann sich eine Depression oftmals ungehindert entwickeln, bevor Betroffene eine*n Ärzt*in konsultieren. Wenn sie es überhaupt tun. Viele Erkrankte schweigen eher – das Thema gehört immer noch zu jenen, über die wenig gesprochen wird, obwohl die Krankheit allgegenwärtig ist und eine entsprechende Aufklärung so wichtig wäre: Etwa drei Viertel aller Suizide werden von Männern* begangen. Ausweglosigkeit und andere psychische Erkrankungsbilder einer Depression sind die Hauptgründe. Aufklärung ist also bitter nötig.

Ein ungewöhnliches Zeichen setzen

Deshalb ist der Movember eben auch so wichtig: Aus einer normalen Alltagssituation, der Rasur, wird etwas Besonderes und ein Erkennungszeichen einer weltweiten Bewegung, die durch den vermehrt in der Öffentlichkeit auftretenden (und in der heutigen Zeit unterrepräsentierten) Schnurrbart-Träger Aufmerksamkeit für Gesundheitsthemen generiert, die sonst nicht so zur Sprache kommen.

Der Erfolg gibt der Aktion recht: Was 2003 mit 30 Jungs* und einer spontanen Idee in Australien begann, ist inzwischen quer über den Planeten bekannt. Laut der Movember Foundation nahmen seit 2003 mehr als 6.5 Millionen Mo Bros und Mo Sisters teil. Eine unglaubliche Zahl. Genau wie diese: In den bislang 17 Jahren seines Bestehens hat der Movember beziehungsweise die Teilnehmer*innen über 1.250 Projekte unterstützt oder erst ermöglicht, die sich mit der Aufklärung, aber auch der Forschung von männerspezifischen Krankheiten beschäftigen.

Mit einer Teilnahme unterstützt ihr also aktiv bestimmte Bereiche des Gesundheitssystems. Bereiche, die auch ihr vielleicht irgendwann in Anspruch nehmen müsst. Dass man zudem helfen und Spaß haben kann, haben die Veranstalter bewusst so eingeplant: Am Ende des Movembers wird nicht nur der Teilnehmer mit der größten gesammelten Spendensumme gekürt, sondern auch der mit dem schönsten 30-Tage-Bart. Challenge accepted!

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