11 Sätze, die Menschen mit Essstörungen nicht mehr hören können

© Ethan Sexton | Unsplash

CW: Essstörungen

Wenn ihr befürchtet, dass ihr selbst oder jemand, der euch nahe steht, an einer Essstörung leiden könnte, findet ihr auf www.anad.de oder www.bzga-essstoerungen.de viele hilfreiche Informationen. In Berlin könnt ihr euch außerdem an eine Reihe von Beratungsstellen wenden – hier findet ihr eine Liste.

Essstörungen sind ernste psychische Erkrankungen, bei denen Betroffene ein gestörtes Verhältnis zum Essen und zu ihrem eigenen Körper entwickeln. Während Krankheiten wie Magersucht und Bulimie wohl inzwischen den meisten ein Begriff inzwischen sind und auch immer wieder über ungesunde Körperideale in unserer Gesellschaft diskutiert wird, haben viele Menschen noch immer wenig Ahnung davon, was eine Essstörung eigentlich ist – und dass es neben Magersucht und Bulimie noch weitere Krankheitsbilder gibt, die in Medien und Popkultur seltener auftauchen. So gilt beispielsweise Binge Eating als die häufigste Essstörung, und es gibt zahlreiche Mischformen. Natürlich erlebt jede Person eine solche Krankheit anders und diese Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, doch nach über zehn Jahren mit einer Essstörung sind das die 11 Sätze, die ich wirklich nicht mehr hören kann:

1. „Ich wünschte, ich hätte deine Willensstärke. Dann wäre es so viel leichter, abzunehmen!“

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Eine Essstörung macht dich nicht zu einem disziplinierten Menschen mit der perfekten Figur und einem erfüllten Leben. Stattdessen zerstört sie deine Gesundheit und nimmt dir jegliche Lebensfreude, weil du keine Energie mehr hast, um an irgendetwas anderes zu denken als an die nächste Mahlzeit, die du nicht essen wirst. Sounds like fun, oder? Ganz genau: Nope.

2. „Fang doch einfach wieder an, normal zu essen.“

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Das ist ungefähr so, wie einer depressiven Person zu sagen, sie soll doch einfach mal gute Laune haben. Spoiler: So einfach ist das leider nicht. Essgestörte Verhaltensmuster zu durchbrechen, ist harte Arbeit und dafür braucht es Zeit, Durchhaltevermögen, Mut und eine*n gute*n Therapeut*in. Es ist ja nicht so, als hätten wir vergessen, wie man eine Gabel zum Mund führt: Wenn es so leicht wäre, ein normales Essverhalten wieder zu erlernen, würden wir es einfach tun.

3. „Puh, ich hab schon wieder so viel gegessen. Vielleicht sollte ich mir auch mal den Finger in den Hals stecken!“

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Nein, einfach nein. Bulimie ist keine praktische Abnehmstrategie, sondern eine Krankheit, unter der Betroffene nicht nur psychisch, sondern auch körperlich extrem leiden. Keine Bikinifigur der Welt ist Nährstoffmangel, eine kaputte Speiseröhre und kaputte Zähne wert. Und by the way: In den meisten Restaurants gibt es wirklich schönere Ecken als die Toilette.

4. „Dann findest du bestimmt auch, dass ich zu dick bin, oder?“

Nö! Viele Menschen, die unter einer Essstörung leiden, haben mit einer Körperschemastörung zu kämpfen. Das bedeutet: Ihre Selbstwahrnehmung ist verzerrt und sie nehmen sich oft selbst völlig anders wahr, als sie in Wirklichkeit aussehen. Abgesehen davon geht es aber sowieso oft weniger um Äußerlichkeiten, als man denkt: Bei den meisten stecken viel tiefergehende Probleme dahinter (siehe Punkt 7).

5. „Was, du hast eine Essstörung? Du bist doch gar nicht so dünn.“

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Essstörung ist nicht gleich Essstörung, und Magersucht ist nur eine von ihnen. Ob jemand eine Essstörung hat oder nicht, das lässt sich nicht am äußeren Erscheinungsbild festmachen. Viele Essstörungen sind für Außenstehende nicht sichtbar, und selbst bei Magersucht ist Untergewicht zwar eines von vielen Diagnosekriterien.

6. „Es gibt doch wirklich Schlimmeres, als magersüchtig zu sein – immerhin bleibst du schlank!“

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Es gibt da diesen Spruch, der gern als Motivational Quote zum Abnehmen zitiert wird: "Nothing tastes as good as skinny feels." Aber wisst ihr was? Das ist vollkommener Bullshit. Skinny schmeckt nämlich richtig scheiße: Es schmeckt nach nachts nicht schlafen können, weil der Magen sich vor Hunger selbst verdaut, nach Verabredungen absagen, weil die Angst vor dem gemeinsamen Essen zu groß ist, und nach Nervenzusammenbrüchen, weil man es irgendwann nicht mal mehr schafft, eine halbe Portion Pasta zu essen.

7. „Leute mit Essstörungen sind einfach nur oberflächlich.“

Klar, Menschen, die „freiwillig“ hungern, um ein bestimmtes Gewicht zu halten, müssen zwangsläufig total besessen von Schönheitsidealen sein. Oder? Tatsächlich ist eine Essstörung oft ein Weg, mit ganz anderen Problemen umzugehen: Viele Essgestörte „benutzen“ den Verzicht auf Essen, um ein Gefühl von Kontrolle zu erlangen, das sie an anderer Stelle in ihrem Leben vermissen. Essstörungen gehen häufig auch mit einer Depression oder anderen psychischen Erkrankungen einher.

8. „Schön, dass du wieder gesund bist! Du siehst jetzt viel besser aus!“

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Mal abgesehen davon, dass es auch Essstörungen wie Binge Eating gibt, die eher zur Gewichtszu- als -abnahme führen – nur, weil jemand wieder ein normales Gewicht hat, heißt das noch lange nicht, dass er oder sie die Essstörung hinter sich gelassen hat, und "Normalgewicht" ist, wenn überhaupt, nur der erste Schritt der Genesung. Der richtig schwierige Teil kommt erst danach, zum Beispiel, wenn man dem Drang widerstehen muss, bei der kleinsten Krise zurück in alte Muster zu verfallen. Rückfälle sind deshalb keine Seltenheit, und viele Essgestörte werden die Krankheit leider nie so richtig los.

9. „Du hast doch vorgestern noch Pizza gegessen. Dir geht’s also wieder gut, oder?“

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Der Weg heraus aus einer Essstörung ist kein linearer Prozess und es gibt gute und schlechte Tage. An einem Abend ist die Pizza und vielleicht sogar noch der Nachtisch drin, am nächsten Tag läuft es vielleicht wieder schlechter. Mit diesem Auf und Ab klarzukommen, kann schwierig sein – auch für das Umfeld. Was besser hilft als solche Annahmen: Geduld und Verständnis.

10. „Was, Männer können auch Essstörungen haben? Das ist doch so ein Frauending."

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Newsflash: Auch wenn Frauen tatsächlich deutlich häufiger von Essstörungen betroffen sind, gibt es durchaus auch Männer, die unter der Erkrankung leiden. Dadurch, dass die Erkrankung noch immer als typische "Frauenkrankheit" gilt, wird sie bei Männern auch oft nicht richtig erkannt.

11. „Ich verstehe diesen Magerwahn nicht. Echte Frauen haben Kurven!“

Uff. Erstens: Eine Essstörung hat häufig viel weniger mit Schönheitsidealen zu tun, als man denkt. Und zweitens: Dass in unserer westlichen Gesellschaft Menschen mit Übergewicht wie Dreck behandelt werden und Prosieben schon Frauen mit Kleidergröße 38 als "Curvy Model" bezeichnet, das hat sich von uns ganz sicher niemand so ausgedacht. Der gesellschaftliche Druck, einem teilweise extrem unrealistischen Ideal zu entsprechen, wird von vielen jungen Mädchen (und ja, auch Jungs) schon in der Grundschule verinnerlicht und ist trotz #bodypositivity und Co. noch immer allgegenwärtig, weil dünn = gut und dick = schlecht gilt. Thanks for nothing.

*Anmerkung der Redaktion: Unsere Autorin möchte lieber anonym bleiben.

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