11 Buchtipps in Zeiten von Corona – mit dem Podcast "Seite an Seite"

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Gute Neuigkeiten für alle Podcast-Fans: Hugendubel hat einen neuen Podcast! Ab dem 3. April erscheint alle zwei Wochen eine neue Folge von "Seite an Seite" – dem Literaturpodcast. Die Hosts Andi Leitner und Andrea Schuster sind Buchhändler*innen und geben euch in jeder Folge mehrere Buchtipps: Es geht um aktuellste Neuerscheinungen, die besten Geschichten und die Bücher, die man einfach unbedingt lesen sollte. Bücher ohne Cover und ohne SchnickSchnack – hier geht's um den Inhalt. Reinhören lohnt sich!

Von "Nix passiert" von Kathrin Weßling, über "Sprache und Sein" von Kübra Gümüşay bis hin zu "Ich fühl's nicht" von Liv Strömquist – wir haben von den beiden Podcaster*innen 11 tolle Buchtipps bekommen, mit denen ihr die Zeit zuhause gut überbrücken könnt. Alle hier aufgelisteten Bücher findet ihr übrigens bei Hugendubel im Onlineshop.

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1. Allegro Pastell von Leif Randt

Was sich dem Klappentext nach süßlich-romantisch anhört, hat es in sich: Allegro Pastell erzählt eine Lovestory aus den späten Zehnerjahren. Von der Kritik wird der Roman bereits gefeiert und mit Christian Krachts Faserland verglichen. Das hat seinen Grund. Leif Randt erzählt die Liebesgeschichte aus den Jahren 2018 und 2019 als Versuchsanordnung mit den zwei Millenials Tanja und Jerome als Protagonisten, die eigentlich nur Erfolg verspricht. Was passiert in der Beziehung zwischen zwei Partnern, die “hyperreflektiert” mit ihrem Selbst- und Fremdbild und ihren Rollen innerhalb der Beziehung umgehen, die immer über den anderen Bescheid wissen und ihren Beziehungsalltag sorgfältig kuratieren? Allegro Pastell kann zu Beginn der 2020er Jahre als wehmütiger Rückblick auf die 2010er Jahre gelesen werden, verspricht aber vor allem das Porträt einer ganzen Generation zu werden.

2. Nix passiert von Kathrin Weßling

Alex ist Anfang 30, lebt in Berlin und leidet unter akutem Liebeskummer, nachdem  Jenny ihn verlassen hat. Die Geschichte, die soweit nicht besonders spektakulär beginnt, entwickelt ihren Sog spätestens, als Alex beschließt überraschend seine Eltern in der Kleinstadt Braus zu besuchen. Dass Alex' Krise nicht allein mit Liebeskummer zu erklären ist, wird schnell klar. Kathrin Weßling, die für ihren ersten Roman „Super, und dir?“ schon als Stimme ihrer Generation gefeiert wurde, schafft es auch in ihrem zweiten Roman verschiedene, individuelle und generationentypische Fragen, Probleme und Krisen aufzugreifen. Dabei bleibt sie authentisch nah an den Protagonist*innen, mit allen ihren Ecken und Kanten. Gemeinsam mit dem Erzähler Alex bleibt man auf der Suche nach dem Ursprung der Krise, der die Leser*innen in Alex' Teenager-Jahre zurückführt.

3. Marianengraben von Jasmin Schreiber

Nach dem Tod ihres kleinen Bruders Tim fällt Paula in ein tiefes Loch – ein Loch, so tief wie der Marianengraben. Als sie eines Nachts auf dem Friedhof einbricht, um Tims Grab zu besuchen, trifft sie auf Helmut. Der ist gerade dabei, die Urne seiner Freundin Helga auszugraben, um ein Versprechen einzulösen und mit ihr gemeinsam in die Berge zu fahren. Kurzentschlossen bietet Paula an mitzukommen, und so begeben sich die beiden auf einen Roadtrip, der vor allem Paulas Leben endlich wieder eine Richtung gibt. Jasmin Schreibers Debütroman schafft den Spagat zwischen Traurigkeit und unheimlich berührenden und humorvollen Szenen perfekt. Ein unbedingter Lesetipp!

4. Nackt im Hotel von Jo Schück

Freundschaft ist wichtiger als Liebe. Diese steile These stellt der Aspekte-Moderator Jo Schück in seinem ersten Buch "Nackt im Hotel" auf und macht es sich damit nicht einfach. Er versucht der Freundschaft als soziologisches, philosophisches und kulturelles Phänomen auf dem Grund zu gehen: Es geht darum, was man unter Freundschaft versteht, wie wir uns sprachlich über Freundschaft verständigen und darum, in welcher Beziehung Freundschaft zur Liebe, zur Familie und zur Gesellschaft insgesamt steht. Dabei stellt das Buch nicht eine trocken-theoretische Analyse dar, sondern flankiert die theoretischen Kapitel immer mit sehr unterhaltsamen Kurzgeschichten, die verschiedene Aspekte der Freundschaft abbilden. „Nackt im Hotel“ ist ein flammendes Plädoyer für die Freundschaft und bietet allen wertvolle Denkanstöße, die sich eingehender damit beschäftigen wollen, was es mit der Freundschaft heute eigentlich auf sich hat.

5. This is America von Daniel C. Schmidt

Das Jahr 2020 bietet viele Gründe sich eingehender mit den USA zu beschäftigen. Der wichtigste Grund ist wohl die im November stattfindende Präsidentschaftswahl. Wie hat sich das Land in den letzten vier Jahren unter Präsident Trump verändert? Daniel C. Schmidt berichtet als Reporter aus den USA und sammelt in This is America Geschichten, Berichte und Eindrücke über das Land im Umbruch. Er erzählt dabei nicht nur von Themen, wie der Opiumkrise und der Situation an der Grenze zu Mexiko, sondern bleibt vor allem nah an den Menschen, von Schüler*innen im Widerstand gegen die Waffenlobby bis zu Kongressabgeordneten. Ein spannend erzähltes, informatives Länderporträt, das aktueller nicht sein könnte.

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6. Sprache und Sein von Kübra Gümüşay

Kübra Gümüşay erklärt und diskutiert in "Sprache und Sein" den fundamentalen Zusammenhang zwischen der Sprache, dem Diskurs und der Gesellschaft, in der diese Diskurse finden. Sprache ermöglicht Denken und engt es dabei gleichzeitig ein. Das ist nicht nur eine philosophische Angelegenheit, sondern hat praktische und politische Konsequenzen, die eine Reflexion über die Struktur und Wirkung der Sprache unbedingt erfordern. Das macht die Autorin in diesem besonders anschaulichen, poetisch formulierten und klugen Essay deutlich, ohne dass dieser allzu theoretisch wird. Eine unbedingte Empfehlung an alle, die sich mit dem Thema Sprache über ihre alltägliche Verwendung hinaus beschäftigen wollen!

7. Unterleuten von Juli Zeh

Aktuell ist die sehr gelungene Verfilmung von Juli Zehs monumentalen Gesellschaftsroman als Dreiteiler in der ZDF-Mediathek zu sehen. Wer gerade etwas Zeit hat, sollte aber dringend vor der Serie Juli Zehs Romanvorlage lesen. Ohne zu übertreiben, kann er wahrscheinlich als einer der wichtigsten deutschsprachigen Romane der 2010er Jahre gesehen werden, denn er thematisiert nicht nur in allerbester Krimimanier die Geschichten der verschiedenen Intrigen im Pulverfass Unterleuten, sondern spricht anhand der vielfältigen Protagonist*innen und ihrer Perspektiven die relevanten gesellschaftlichen Gegensätze zwischen Ost und West, Stadt und Land an. Juli Zehs Roman liest sich dabei selbst schon wie eine Netflix-Serie mit Suchtpotential!

8. Miracle Creek von Angie Kim

In dem kleinen Städtchen Miracle Creek ereignet sich ein schrecklicher Vorfall: Bei einer Explosion kommen zwei Menschen ums Leben, einer davon ist der achtjährige Henry. Die ganze Gemeinde steht unter Schock. Besonders als bekannt wird, dass ausgerechnet Henrys Mutter die Hauptverdächtige ist, die Explosion verursacht zu haben. Schnell kommen immer mehr Ungereimtheiten zusammen, denn jeder in der Gemeinde scheint Geheimnisse zu haben, die auf keinen Fall ans Licht kommen sollen. “Miracle Creek” von Angie Kim ist ein Gesellschaftsroman, der sich wie ein Thriller liest. Ständig nimmt die Geschichte neue Wendungen und so muss man als Leser*in immer wieder alles überdenken, was man bis dahin zu wissen geglaubt hat.

9. Ich fühl's nicht von Liv Strömquist

Mit ihren feministischen Comics wurde die schwedische Illustratorin Liv Strömquist auch hierzulande bekannt. Nun ist endlich ihre neueste Graphic Novel erschienen, in der sie sich mit den neuen Herausforderungen bei der Partnerwahl auseinandersetzt. Denn dank der Hilfe von Dating Portalen ist es nun angeblich ein Leichtes, den Menschen zu finden, der perfekt zu einem passt. Tauchen dann aber die ersten Probleme auf, reagieren viele schnell wie unzufriedene Kund*innen – kein Wunder, dass tiefere Gefühle da immer seltener werden. Liv Strömquist analysiert, wie sich das Datingverhalten im Internetzeitalter verändert hat und das sehr treffend, humorvoll und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

10. Das Evangelium der Aale von Patrik Svensson

Eines der außergewöhnlichsten Sachbücher dieses Frühjahrs handelt von einen Fisch, den viele Menschen als unheimlich wahrnehmen – Dabei sind Aale absolut faszinierende Wesen!
Berühmte Wissenschaftler wie Aristoteles und sogar Sigmund Freud bissen sich die Zähne daran aus, diesen Tieren auf den Grund zu gehen und selbst heute, nach jahrelanger intensiver Forschung bleibt der Aal eines der geheimnisvollsten Wesen unseren Planetens.
Patrik Svensson gelingt in “Das Evangelium der Aale” eine spannende Mischung aus verblüffenden Fakten, autobiografischer Erzählung und absolut poetischen Passagen.

11. Je tiefer das Wasser von Katya Apekina

Edith und Mae haben kaum Erinnerungen an ihren Vater, der die Familie verließ, als sie noch klein waren. Als ihre Mutter einen Selbstmordversuch unternimmt und in eine Klinik eingewiesen wird, müssen die beiden Schwestern dann aber nach New York ziehen, um bei ihrem Vater zu leben, der ein berühmter Schriftsteller ist.
Er versucht die verlorenen Jahre mit seinen Töchtern wieder gutzumachen und kümmert sich mit absoluter Hingabe um die beiden, doch schon bald beginnen ihre unterschiedlichen Loyalitäten den Eltern gegenüber, die Schwestern zu entzweien.
Mit “Je tiefer das Wasser” hat Katya Apekina einen psychologisch unheimlich vielschichtigen und intensiven Roman geschaffen. Ein absolut lesenswertes Debüt!

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