11 Tipps für die Berlin Art Week

Aktuell steht die Stadt wieder ganz im Zeichen der Kunst, denn es ist Berlin Art Week. Das heißt, ihr könnt noch das ganze Wochenende durch die Museen, Galerien und verschiedene Projekträume sowie Offsite Locations schlendern und euch anschauen, was die Kunstwelt im Jahr 2020 bewegt. Wenn ihr aber vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr seht (denn das Programm ist – wie gewohnt – ganz schön üppig), haben wir euch zur Sicherheit 11 Highlights herausgesucht, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Coronabedingt müsst ihr vorher vielerorts Time Slots reservieren, das geht aber über das Anmeldeverfahren auf der Website ganz easy und unkompliziert. Wir wünschen euch jetzt schon viel Spaß beim Kunstgucken.

1. Marc Bauer in der Berlinischen Galerie

Die Berlinische Galerie zeigt zur Berlin Art Week und darüber hinaus Arbeiten des  frisch mit dem GASAG Kunstpreis ausgezeichneten Schweizer Künstlers Marc Bauer. Bauer hat den Ausstellungsraum mit großformatigen Wandzeichnungen, Papierarbeiten und Animationen bespielt. Sein Thema: Das World Wide Web. Er untersucht in "The Blow-Up Regime", wie sich das Internet von einem als emanzipatorischen und demokratischen gefeierten Medium vor dreißig Jahren bis in die Gegenwart auch zu einem Werkzeug für Propaganda und Überwachung entwickelt hat. Welche Auswirkungen das auf das Individuum als auch die Gesellschaft hat, zeigt er unter anderem, indem er Bezug zu Künstler*innen und Denker*innen aus anderen Disziplinen herstellt, eine große Rolle spielt beispielsweise Sibylle Bergs Roman "GRM Brainfuck" von 2019. Die Ausstellung regt zum Nachdenken an und ist deshalb absolut sehenswert!

Marc Bauer. "The Blow-Up Regime" | 09.09.2020 – 05.04.2021 | Mittwoch–Montag: 10—18 Uhr | Berlinische Galerie | Alte Jakobstraße 124-128, 10969 Berlin | Mehr Info

Marc Bauer, Berlinische Galerie
Berlinische Galerie, Marc Bauer, The Blow-Up Regime, Parade, 2020, Zeichnung, Farbstift und Bleistift auf Papier, 42 x 30 cm. Courtesy of Marc Bauer and Galerie Peter Kilchmann, Foto: Marc Bauer

2. Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof

Wer es bisher noch nicht zu Katharina Grosse geschafft hat, sollte es jetzt zur Art Week unbedingt nachholen. In der Ausstellung "It Wasn't Us" verwandelt die Künstlerin die historischen Hallen und den Außenbereich des Hamburger Bahnhofs zugleich in eine riesige Leinwand, auf der sie sich gewohnt farbenfroh austobt. Was sie dabei im Sinn hat? Das ist in erster Linie dem*der Betrachter*in selbst überlassen. Dass Grosse die Grenzen des musealen Raums sprengt und damit radikal in Frage stellt, ist allerdings kaum zu übersehen. Beeindruckend! Während der Berlin Art Week finden am Sonntag mehrere Performances statt, bei der Katharina Grosse und Stefan Schneider mit analogen Synthesizern inmitten ihrer Arbeit auftreten. Wer dabei sein will, muss ein Zeitfensterticket buchen.

Katharina Grosse. "It Wasn't Us" | 14.06.2020 – 10.01.2021 | Dienstag–Freitag: 10–18 Uhr, Samstag & Sonntag: 11–18 Uhr | Performance & Konzert: Sonntag, 13.09.2020: 19.30, 20.15 & 21 Uhr | Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin | Tickets & mehr Info

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof, Berlin Art Week 2020
Katharina Grosse. It Wasn’t Us, Ausstellungsansicht, Hamburger Bahnhof—Museum für Gegenwart— Berlin, 2020. Courtesy König Galerie, Berlin, London, Tokyo; Gagosian; Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien © Katharina Grosse; VG Bild-Kunst, Bonn 2020; Foto: Jens Ziehe

3. Vivian Suter im Brücke Museum

Das Brücke Museum in Dahlem zeigt normalerweise expressionistische Arbeiten der Künstlergruppe "Brücke". In einer neuen Ausstellung tritt in diesem Jahr aber zum ersten Mal eine zeitgenössische Künstlerin in den direkten Dialog mit der historischen Sammlung. Vivian Suter lebt und arbeitet eigentlich in Guatemala, auf Einladung des Brücke Museums wählte sie nun zum Teil noch nie gezeigte Werke aus dem Karl Schmidt-Rottluff-Nachlass aus, um diese ihren eigenen, freihängenden Leinwänden gegenüberzustellen. Wer sich die raumgreifende Installation "Bonzo's Dream" nicht entgehen lassen will, sollte einen Ausflug in den Berliner Südwesten einplanen. Den Museumsbesuch könnt ihr anschließend direkt mit einem Spaziergang im Grunewald verbinden.

Vivian Suter. "Bonzo's Dream" | 13.09.2020–14.02.2021 | Mittwoch–Montag: 11–17 Uhr | Opening: Samstag, 12.09.2020, 11–17 Uhr | Brücke Museum | Bussardsteig 9, 14195 Berlin | Mehr Info

Brücke-Museum, Vivian Suter, Atelieransicht, Panajachel, Guatemala, 2018. Courtesy Vivian Suter und Gladstone Gallery, New York und Brüssel; House of Gaga; Karma International; Proyectos Ultravioleta, Foto: David Regen

4. ART ESSENZ im Sony Center am Potsdamer Platz

Wer nicht nur Kunst angucken will, sondern eventuell auch mit dem Gedanken spielt, sich das ein oder andere Kunstwerk für die eigenen vier Wände anzuschaffen, sollte heute oder morgen unbedingt bei der ART ESSENZ im Sony Center am Potsdamer Platz vorbeiflitzen, denn das verwandelt sich zur Art Week in eine spannende Open-Air-Galerie. Auf der Kunstmesse könnt ihr in entspannter Atmosphäre Werke von 22 national und international arbeitenden Künstler*innen entdecken – und eben kaufen. Von Fotografie und Malerei über Collage und Grafik bis hin zu Skulptur und Objektkunst ist so ziemlich alles dabei – sowohl für den kleinen als auch großen Geldbeutel. Kommt vorbei, schnackt entspannt mit den Künstler*innen und genießt die Stimmung. Am Freitagabend gibt es ab 18 Uhr auch DJ-Sets von IAMKIMKONG und Tim Vitá. Klingt doch nach dem perfekten Start ins Wochenende, oder?

ART ESSENZ 2020 | 10.09.2020–12.09.2020| Freitag & Samstag: 14–21 Uhr | Sony Center am Potsdamer Platz, 10785 Berlin | Mehr Info

© Renata Chueire

5. Lost in America im n.b.k

Der Neue Berliner Kunstverein (n.b.k) zeigt mit Start der Berlin Art Week die Gruppenausstellung "Lost in America". Die Schau versammelt Positionen US-amerikanischer Kunst von den 1930er Jahren bis heute, die sich jeweils auf sehr radikale Weise kritisch mit der Gegenwart beschäftigen. Spannend ist hier vor allem der Blick auf die amtierende Politik der USA, die sich mit dem Motto "America First" zunehmend den internationalen Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten entzieht. Aber auch Einflüsse und Entwicklungen aus der Vergangenheit, wie etwa die Sklaverei, die die amerikanische Identität bis heute prägen, werden aus künstlerischer Perspektive beleuchtet. Wer sich mit Rassismuskritik und sozialer Gerechtigkeit auseinandersetzen will, kann sich hier weiterbilden.

Lost in America | 10.09.2020–17.01.2021 | Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k) | Chausseestraße 128-129, 10115 Berlin | Dienstag-Sonntag: 12-18 Uhr, Donnerstag: 12–20 Uhr | Mehr Info

Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), Robert Venturi, Strip von der Wüste gesehen, im Vordergrund Denise Scott Brown, 1966. © Venturi, Scott Brown and Associates, Inc., Philadelphia

6. "Memories of NOW" am Tacheles

Die im vergangenen Jahr initiierte Initiative art perspectives zeigt auf dem parallel zu Art Week stattfindenden Gallery Weekend im ehemaligen Kunsthaus Tacheles die Ausstellung "Memories of NOW". Gezeigt werden hier Positionen von neun international agierenden Künstlerinnen, die auf ganz unterschiedliche Weise das Thema Erinnerungen reflektieren – sowohl auf persönlicher als auch kollektiver Ebene. Die von Barbara Green und Lorena Juan kuratierte Ausstellung will darüber hinaus insbesondere auf die noch immer schwierige Lage von Frauen in der Kunstwelt hinweisen. Wenn ihr die vielfältigen und multimedialen Arbeiten von Eglė Otto, Nasheeka Nedsreal, Antje Engelmann, Elisa Duca, Tatiana Echeverri Fernandez, Neda Saedi , Marion Fink, Beatriz Morales, DJ IAMKIMKONG oder Cia Rinne erleben wollt, bucht euch einen Slot und schaut dieses Wochenende im Tacheles vorbei. Am Samstag findet um 16 Uhr eine Performance von Nasheeka Nedsreal statt, anschließend außerdem noch eine Live Music Performance.

Memories of NOW | 10.09.2020–13.09.2020 | Open Gallery, täglich: 11–19 Uhr | Am Tacheles | Oranienburger Str. 54, 10117 Berlin | Mehr Info & Tickets

© Insa Grüning

7. Hyphen-Labs in der Schering Stiftung

Das Kunst- und Designstudio Hyphen-Labs präsentiert ab dem 12. September eine neue Arbeit im Ausstellungsraum der Schering Stiftung. In der Ausstellung "PushMI PullYu" bewegen sich Roboter durch einen farbig beleuchteten Raum. Denkt man anfangs noch, dass sie keinem bestimmten Muster folgen, bemerkt man bald, dass die Bewegungen unter bestimmten Lichtbedingungen zu einer Choreografie gehören. Der Clou: Ihr könnt als Besucher*innen Einfluss auf die Aktion nehmen, indem ihr durch einen eigenen Lichtinput sozusagen schwarmintelligentes Verhalten auslöst. Die sehr ästhetische Installation von Hyphen-Labs bringt verschiedene Disziplinen zusammen – es geht um Konzepte des Bewusstseins, um Forschung zur Gehirnaktivität, aber auch um die immer wiederkehrende Debatte des freien Willens und wie wir eigentlich Entscheidungen treffen. Nicht verpassen!

Hyphen-Labs. "PushMI PullYu" | 12.09.2020–23.11.2020, Samstag & Sonntag: 11–19 Uhr | Opening: 11.09.2020, 12–20 Uhr | Schering Stiftung | Unter den Linden 32–34, 10117 Berlin | Mehr Info

© Hyphen Labs, PushMi PullYu, 2020. Rendering: Hyphen Labs

8. "EC(centri)City – Die exzentrische Stadt" in der Akademie der Künste

Die Akademie der Künste präsentiert im Rahmen der Ausstellung "urbainable—stadthaltig" das diskursive Veranstaltungs- und Filmprogramm "EC(centri)City—Die exzentrische Stadt". Ihr habt während der Berlin Art Week die Möglichkeit, mit zahlreichen Künstler*innen, Architekt*innen und verschiedenen Wissenschaftler*innen zu diskutieren, wie die europäische Stadt des 21. Jahrhunderts unter anderem auf Klimaerwärmung, Digitalisierung, den demografischen Wandel oder aber die Auflösung etablierter sozialer Netzwerke reagiert. Passend dazu werden Arbeiten aus der bildenden Kunst gezeigt, die als Visionen, wie globales städtisches (Zusammen-)leben in Zukunft aussehen kann, verstanden werden dürfen.

EC(centri)City—Die exzentrische Stadt | 10.09.2020 | 12–19 Uhr | "urbainable—stadthaltig" Ausstellung | 05.09.2020–22.11.2020 | Dienstag–Sonntag: 11–19 Uhr | Akademie der Künste | Hanseatenweg 10, 10557 Berlin | Mehr Info

Duitsland, Deutschland, Germany, Berlin, Berlijn, 9.4.2017. Tempelhofer Feld. Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

9. "Studio Berlin" im Berghain

Die Boros Foundation zeigt in der Ausstellung "Studio Berlin" aktuell über 100 Werke von zeitgenössischen Künstler*innen im Berghain und der Panorama Bar. Gemeinsam ist allen teilnehmenden Künstler*innen, dass sie in Berlin leben und arbeiten. Im Fokus der Schau steht aber vor allem das Künstler*innen-Studio, der Ort, an dem Kunstwerke entstehen und zum Leben erweckt werden. "Studio Berlin" will eine kritische Momentaufnahme sein und auf die zum Teil prekäre Situation von Künstler*innen verweisen, in die sie im Zuge der Pandemie und bereits vorher einsetzenden sozio-politischen Veränderungen geraten sind. Nutzt die Chance und schaut euch dieses einmalige Projekt in einer atemberaubenden Kulisse an – auch über die Berlin Art Week hinaus!

Boros Foundation. "Studio Berlin" | 09.09.2020 bis zur Wiedereröffnung des Clubs | Mittwoch– Sonntag: 12–20 Uhr | c/o Berghain | Am Wriezener Bahnhof, 10243 Berlin | Mehr Info

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10. Harald Hauswald Retrospektive in der C/O Berlin

Wie sah eigentlich der sozialistische Alltag in der DDR aus? Und wie hat sich das im Ostberliner Stadtraum damals gezeigt? Der Fotograf Harald Hauswald hat diese sehr kontrastreiche Zeit damals fotografisch festgehalten und präzise dokumentiert. Jetzt sind seine einfühlsamen und durchaus humorvollen Schwarz-Weiß-Fotografien, von denen die meisten zwischen 1970 und 1990 entstanden sind, in einer Retrospektive in der C/O Berlin zu sehen. Wenn ihr Lust auf "schrille Punks, Hippies und küssende Pärchen in einem Meer voller Trabbis, kämpferische Fahnen und Demonstrant*innen auf dem Alexanderplatz und Schattengeschöpfe" habt, dann solltet ihr euch den unverfälschten Blick Hauswalds nicht entgehen lassen. Einfach zu gut!

Harald Hauswald. Voll das Leben! Retrospektive. | 12.09.2020–23.01.2021 | Täglich: 11–20 Uhr | C/O Berlin | Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin | Mehr Info

C/O Berlin, Harald Hauswald,Alexanderplatz, Mitte, Berlin, 1984. © Harald Hauswald; Ostkreuz; Bundesstiftung Aufarbeitung

11. Hans Haackes "Wir (alle) sind das Volk"

Wenn ihr euch aufmerksam durch Berlin bewegt, dann sind euch vielleicht schon die Plakate von Hans Haacke aufgefallen, die seit einigen Tagen auf vielen Fassaden, Fahnen und Bannern an verschiedenen Kunstinstitutionen quer durch die Stadt zu sehen sind. Im Rahmen der Art Week und auf Initiative des Neuen Berliner Kunstvereins sowie in Zusammenarbeit mit vielen weiteren Partnerinstitutionen wird Haackes Werk "Wie (alle) sind das Volk" in Form einer stadtweiten, dezentralen Intervention neu aufgelegt. Die Plakate, auf denen ein Slogan ostdeutscher Demonstrant*innen von 1989/90 zu lesen ist, wurden nämlich erstmals auf der documenta 2017 präsentiert. Sie sollen ein Bekenntnis zu Weltoffenheit und kultureller Vielfalt sein – und damals wie heute zu Solidarität mit Migrant*innen und Geflüchteten aufrufen. Was für eine gelungene Aktion – haltet die Augen auf!

Hans Haackes "Wir (alle) sind das Volk" | Zum Beispiel zu sehen an der Akademie der Künste, dem Gropius Bau, dem Haus der Kulturen der Welt, am Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst, bei Savvy Contemporary oder an der Volksbühne Berlin | 09.09.2020–13.09.2020 | Mehr Info

Hans Haacke, Wir (alle) sind das Volk, Berlin Art Week 2020
Berlin Art Week 2020 / Kulturprojekte Berlin, Hans Haacke, Wir (alle) sind das Volk, Installationsansicht Savvy Contemporary © Hans Haacke / VG-Bild Kunst, Foto: Alexander Rentsch
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