75 Jahre Kriegsende – Eine virtuelle Ausstellung, ein Podcast und eine App erinnern an die Befreiung vom Nationalsozialismus
Am 2. September 2020 jährt sich das internationale Ende des Zweiten Weltkrieges zum 75. Mal. Wenn euer Geschichtsunterricht auch schon einige Jahre zurückliegt, ihr euch aber noch einmal genauer mit den Ereignissen von 1945 beschäftigen möchtet, solltet ihr die spannende virtuelle Ausstellung "Nach Berlin" nicht verpassen. Was hat sich damals eigentlich genau zugetragen? Was ist im Frühling 1945, insbesondere hier in Berlin, passiert? Auf diese und weitere Fragen will die Ausstellung Antworten geben.
Gegen Faschismus, Krieg und für den Frieden
Seit dem 2. Mai könnt ihr euch deshalb auf eine spannende, virtuelle Zeitreise zurück ins Jahr 1945 begeben, ganz einfach und bequem von zu Hause aus, denn alle interaktiven Materialien werden euch dort jetzt digital aufbereitet zur Verfügung gestellt.
Das Tolle an der Ausstellung ist, dass sie euch einen sehr umfassenden Einblick in die vielseitige Geschichte des Jahres 1945 bietet, denn die Thematik hat sehr viele Facetten und ist bis heute mit unserem Leben verwoben, wie ihr sehen werdet. Deshalb gib es neben einem virtuellen Ausstellungsrundgang begleitend auch eine Augmented-Reality-App und eine Podcast-Reihe geben, in denen auch der Bezug zu aktuellen Dimensionen der Thematik nochmals multimedial erleb- und erfahrbar gemacht wird. Ziel des gesamten Digitalangebots soll es sein, einen nachvollziehbaren Bogen zwischen dem Tag der Kapitulation Berlins am 2. Mai, dem kurz darauf folgenden Sieg der Alliierten über Nazideutschland am 9. Mai 1945, dem internationalen Kriegsende am 2. September 1945 bis hin in unsere politisch derzeit sehr turbulente Gegenwart zu spannen.
Geschichte, Begegnung und zeitgemäße Auseinandersetzung mit dem Krieg
Wie die letzten Tage, kurz vor Kriegsende, aussahen und was im Detail in Berlin vor sich gegangen ist, wird in dem Herzstück des Projektes, der virtuellen Ausstellung "Nach Berlin" gezeigt. Ausgehend von vier verschiedenen Orten in Berlin – dem Brandenburger Tor, dem Reichstag, dem Alexanderplatz und dem ehemaligen KZ Sachsenhausen – widmet man sich hier verschiedenen Schwerpunkten der Geschichte in Berlin. Wie konnte es passieren, von einer Demokratie zurück in eine Diktatur zu fallen? Welche beispiellosen Menschenverbrechen haben die Nazis begangen? Und wie sah eigentlich der Alltag – irgendwo zwischen Krieg und Frieden – für die Menschen in Berlin aus?
Die Bedeutung der politischen Geschichte für die Gegenwart
Aber das ist noch längst nicht alles. Zum Beispiel wird euch auch erklärt, warum der Begriff der Befreiung im Zusammenhang mit dem Kriegsende vor 75 Jahren bis heute ein ziemlich problematischer und ambivalenter ist. Die Nachkriegsgeschichte zeichnet sich zwar durch einschneidende Umbrüche aus, hat aber auch viele fragwürdige Kontinuitäten weitergeführt und ja, viel zu lange wurden die Geschehnisse nicht aufgearbeitet – die Konsequenzen spüren wir bis heute. Zudem kommen zwölf Zeitzeug*innen zu Wort, die persönlich über ihre Kriegserfahrungen in Berlin und Leningrad berichten. Mit 360-Grad-Panoramen und mithilfe von Bildern, verschiedenen Animationen und Audio-Mitschnitten könnt ihr euch zurück in das völlig zerstörte Berlin von 1945 zoomen und quasi am Objekt lernen, was sich an den verschiedenen Orten zugetragen hat.
Dank der AR-Technologie von Augmented Berlin könnt ihr auch per App eine Menge über das Kriegsende und die damit verbundene Geschichte lernen. Ganz besonders nahe gingen uns die Schilderungen von Karin Friedrich, einer Widerstandskämpferin der Gruppe "Onkel Emil" und Jizchak Schwersenz, einem jüdischen Lehrer, der sich der Deportation entzog und mit einem Teil seiner Schüler*innen in den Untergrund abtauchte. Sie stehen als Stellvertreter*innen für die schreckliche Verdrängung tausender Berliner Jüd*innen aus der Öffentlichkeit in der NS-Zeit. Solltet ihr euch unbedingt anhören!
In der Podcastreihe "Nach Berlin" gibt es spannende Reportagen und Talkrunden
Ihr wisst ja, dass wir im Hause mit Vergnügen große Podcast-Fans sind und wollen euch daher unbedingt auch die speziell gelaunchte und sehr gelungene Podcastreihe "Nach Berlin" empfehlen. In sechs Podcastfolgen nehmen euch auch hier verschiedene Reporter*innen und Protagonist*innen mit an historisch wichtige Schauplätze der Stadt, an denen sich Ereignisse und Konflikte der Geschichte entzündet haben (etwa das Olympiastadion, der Reichstag oder die Siegessäule) und verorten die Bedeutung der Geschichte in der Gegenwart.
Neben den Reportagen vor Ort, gibt es zudem eine Sonderausgabe des Podcasts, in dem die Moderatorin Katja Weber mehrere Gäste in einer Talkrunde begrüßt. Zusammen mit demn Video-Kolumnist YouTuber*innen Tarik Tesfu und der Moderatorin Maria Popov sowie dem Regisseur und Autor Patrick Stegemann soll noch einmal resümiert werden, welche Bedeutung die Vergangenheit für die Gegenwart als auch die Zukunft hat. Die Gäste sprechen über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus, den Umgang damit und die Verantwortung, die Demokratie mit sich bringt. Den Podcast könnt ihr überall da hören, wo es Podcasts gibt. Zum Beispiel hier und hier.
Last but not least ist anlässlich des 75-jährigen Kriegsendes auch das Buch "Nach Berlin. Das Ende des Zweiten Weltkriegs: Alltag, Politik, Folgen" neu erschienen. Auf 248 Seiten wird anhand von großformatigen Abbildungen geschildert, was in den letzten Kriegstagen im Mai 1945 geschehen ist, Zeitzeug*innen berichten, wie der Alltag und das Leben der Menschen aussah und welche Entscheidungen auf der weltpolitischen Bühne getroffen wurden. Klingt ziemlich spannend, wenn ihr uns fragt. Hier könnt ihr den Band für 9,90 Euro kaufen.
Insa Grüning