Der Wrangelkiez in Kreuzberg wird ab dieser Woche zur fast autofreien Zone

© Marit Blossey

Update, 14. Juli 2020:

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg teilte vergangene Woche mit, dass der Wrangelkiez und die anliegende Görlitzer Straße im Laufe dieser Woche autofrei werden sollen – zumindest fast. Mit Ausnahme von Anlieger*innen und Lieferfahrzeugen, ist der Kiez dann für den regulären Verkehr gesperrt. Grund dafür sind nicht nur anhaltende Bauarbeiten am Schlesischen Tor, sondern auch ein seit 2017 geplantes Pilotprojekt, das den stark befahrenen Kiez künftig vor allem für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen lebenswerter und attraktiver gestalten will. Allerdings hagelt es auch Kritik von Anwohner*innen und Politik, die sich gegen eine komplett autofreie Zone aussprechen. Wie lange die Sperrung bestehen bleiben wird, ist aktuell noch unklar.

Seit Monaten diskutiert Berlin die große Verkehrswende, die bald kommen soll: mehr Fahrradwege, mehr E-Mobilität, mehr verkehrsberuhigte Zonen. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, hat die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr jetzt eine sogenannte Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die untersuchen soll, inwieweit der öffentliche Straßenraum in Zukunft „lebenswerter und attraktiver“ werden kann. Im Zuge dieser Studie ist nun der Wrangelkiez in Kreuzberg in den Fokus gerückt. Man plant hier derzeit ein Pilotprojekt, das konkret zeigen soll, wie ein Kiez zukünftig radfreundlicher und ruhiger gestaltet werden kann – und ja, sogar komplett autofrei. Die Umwelt-Senatorin Regine Günther sprach deshalb von einem wichtigen „Baustein in der Verkehrswende“.

Aktuell wird offenbar das Gebiet zwischen dem Görlitzer Park, der Skalitzer Straße sowie dem Landwehrkanal und der Spree untersucht. Wenn alles glatt läuft, sollen dann noch in diesem Jahr erste Maßnahmen getroffen werden, die zur Verkehrsberuhigung beitragen. Dazu zählen zwei Diagonalsperren an den Kreuzungen Wrangelstraße/Cuvrystraße sowie Ecke Falckensteinstraße. Zudem sollen neue Fahrradständer auf den Fahrbahnen angebracht werden.

Autofreier Kiez: Was halten die Anwohner*innen von den Plänen?

Die Möglichkeit, dass der Wrangelkiez in Zukunft komplett autofrei sein könnte, wurde in der Vergangenheit schon häufiger in der anliegenden Nachbarschaft diskutiert. Die meisten Anwohner*innen stimmten laut Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) für eine Verkehrsberuhigung im Wohngebiet. Andererseits musste Regine Günther für ihr Vorhaben aber erst kürzlich heftige Kritik einstecken, denn es sind wohl längst nicht alle von den Plänen begeistert. Viele Geschäftsinhaber*innen oder Restaurantbesitzer*innen fürchten, dass der Lieferverkehr nicht mehr zu ihnen durchdringen könne oder wollen ihren Kund*innen nicht zumuten, die Einkäufe künftig kilometerweit tragen zu müssen. Trotzdem: Sollte das Projektvorhaben gelingen, könnte der autofreie Wrangelkiez in Berlin Schule machen und Vorbild für viele weitere Bezirke werden.

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