Wie dieses Buch die Luxusbesteuerung von Tampons umgehen will

Über die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen*, die monatlich menstruieren. Jede dieser Frauen* weiß, dass die Periode für die meisten ehrlich kein Zuckerschlecken, sondern alles andere als das ist. Von Regelbeschwerden, PMS und sonstigen hormonellen Schwankungen brauchen wir an dieser Stelle gar nicht noch einmal anzufangen. Es geht auch um einen nicht von der Hand zu weisenden finanziellen Aufwand, den die Periode für all diese Frauen* Monat für Monat mit sich bringt. Ob Tampons, Binden oder Menstruationstassen – Periodenprodukte, auf die wir angewiesen sind, sind eine kostspielige Angelegenheit. Die Huffington Post schätzt, dass jede Frau* im Laufe ihrer fruchtbaren Lebensphase über 16.000 Euro für Tampons & Co. ausgibt – wobei hier auch Kosten für krampflindernde Medikamente und Schokolade mit eingerechnet sind. Unter dem Stichwort "Period Poverty" diskutieren Aktivist*innen deshalb schon länger weltweit darüber, wie man die Kosten für Periodenprodukte senken könnte, da sie unbestritten ein Grundbedürfnis jeder menstruierenden Frau* sind.

Der größte Skandal in dieser ganzen Sache ist eigentlich, dass Tampons hierzulande und anderswo noch immer unverhältnismäßig besteuert werden. Warum wirkliche Luxusgüter wie Kaviar, Champagner oder Trüffel in Deutschland nur einem ermäßigten Steuersatz von 7% unterliegen, während auf Tampons rund 19% Mehrwertsteuer geschlagen werden, geht doch auf keine Kuhhaut, oder? Und ja, das kann man nun wirklich nicht anders als steuerliche Diskriminierung der Frau* bezeichnen! So sehen das auch die Mitarbeiterinnen von The Female Company, einem jungen Start-up für Bio-Tampons aus Stuttgart, die gerade mit dem sogenannten Tampon Book in den einschlägigen sozialen Medien auf diesen Missstand aufmerksam machen – und so insbesondere zur Abschaffung der Tamponsteuer beitragen wollen. Wenn ihr euch jetzt fragt, wie das nun wieder funktionieren soll, here you go:

Warum ist Menstruation Luxus, aber Kaviar nicht?

Da Bücher in Deutschland ebenfalls nur bis 7% besteuert werden, haben sich die Girls von The Female Company überlegt, einfach ein Buch herauszubringen, in dem sich aber (und jetzt kommt der eigentliche Clou) jeweils 15 Tampons verstecken. So wollen die Gründerinnen die Luxusbesteuerung ihrer Tampons umgehen und nicht mit 19%, sondern nur mit 7% Mehrwertsteuer an die Frau* bringen. Nein, das ist kein Scherz, ihr könnt das Tampon Book ab sofort hier kaufen. Wir müssen schon sagen: Die Aktion ist ziemlich smart und rückt mit kreativer Unterstützung der Mega-Agentur Scholz & Friends sicherlich den Fokus auf ein Problem, das dringend beseitigt gehört. Einen Kritikpunkt hätten wir dann aber doch: Wenn für das Buch, das zwar mit tollen Illustrationen und Texten daherkommt, die zur Aufklärung beitragen, letztendlich mehr Geld (3,11 Euro für 15 Exemplare) verlangt wird als Tampons im Handel üblicherweise derzeit kosten, dann ist der Verbraucherin* am Ende des Tages nicht geholfen. Denn dann spart ja nicht sie, sondern das Unternehmen die Steuer, richtig?

P.S.: Wer sich eine eigene Meinung zur Thematik machen will, dem empfehlen wir trotzdem das zur Kampagne gehörende Image-Video, in dem übrigens niemand Geringerer als der ehemalige US-Präsident Barack Obama erklärt, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass Tampons als Luxusgüter angesehen werden. Na, wer hat da auch so eine Vermutung?

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